SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)
vergessen, bis sie neben Liran Platz nahm und ihr der Geruch in die Nase stieg. Neben ihrem Teller stand ein wahrer Bottich voller Wein. Sie fühlte sich unwohl, bis sie auf dem überladenen Tisch auch geschmorte Äpfel, Nüsse und Salat entdeckte.
Dann klopfte es an der Tür und Annik und Maelle sausten gemeinsam zur Tür, wo freudige Begrüßungen zu hören waren und eine Stimme, die Nilah in Alarmbereitschaft versetzte. Als die beiden mit Faye in ihrer Mitte zurück in den Raum kamen und sie das wallende Haar sah, das so erwachsen und selbstständig wirkte, da drehte sie sich zu Liran um, doch der sah nur auf den neuen Gast und nippte an seinem Weinglas, als würden sich die beiden bereits kennen und wenn nicht, dann bald. Nilahs Bauch brannte lichterloh.
Faye war wie ihre Mutter. Eine stattliche Frau von zwanzig Jahren und sich ihrer Kurven mehr als bewusst, was allein das viel zu eng anliegende Kleid zeigte, das sie trug. Wieder wurde Nilah etwas kleiner, doch sie konnte nicht anders, sie war eifersüchtig. Faye umarmte ihre Eltern und ihre vielen Schwestern innig und murmelte etwas von einem Unfall, der die Straße blockiert hatte. Als Jean Luc seiner letzten Tochter die beiden neuen Gäste vorstellte, haftete der Blick der Frau ein wenig zu lange auf dem Gesicht ihres Anam Ċ ara und Nilah ballte die Faust unter dem Tisch.
Jean Luc begann das Essen zu verteilen und jede seiner Töchter zeigte gierig auf jene Leckereien, die sie auf ihrem Teller haben wollte, aber als er Liran fragte, das Tranchiermesser in der Hand, da winkte dieser ab und zeigte auf den Teller, der mit den Früchten und Nüssen beladen war und löste damit eine Kettenreaktion aus. Plötzlich wollten drei der sechs Kinder ihren Braten nicht mehr anrühren, sondern lieber den Nachtisch zuerst haben. Jean Luc ließ sich geschockt in den Stuhl sinken und schaute verwirrt über die Festtafel, als hätte er Beton serviert und suche nun dringend einen Schuldigen dafür. Liran nippte erneut an seinem Weinkelch und sah den Hausherrn an.
»Ihr ... Du ... isst kein Fleisch?«, fragte dieser und blickte fast verzweifelt drein.
»Nicht mehr«, antwortete der Krieger und spießte galant ein Stück des geschmorten Apfels auf die Gabel und schob ihn sich in den Mund.
Jean Luc blickte Hilfe suchend zu seiner Frau. Doch er fand keine.
»So, ... ähm, warum?«
»Warum nicht?«, kam es lapidar zurück. Misstrauen schlich sich in die Augen des Gastgebers, während Nilah stolz unter dem Tisch Liran dankend mit ihrem Knie anstieß.
Da zog Jean Luc die Augenbrauen hoch und machte eine Geste, die eines Heiligen würdig gewesen wäre. Jeder so wie er will, schien er sagen zu wollen und blickte, einen guten Hunger wünschend, in die Runde, nahm Messer und Gabel in die Hand und zerteilte genüsslich seinen Braten.
Nilah hatte den Mund voller gerösteter Nüsse, als die Frage kam, auf die sie unruhig gewartet hatte. Prompt verschluckte sie sich.
»Was machen Sie denn beruflich?«, fragte Faye in perfektem Englisch. Ihr Weinglas hielt sie wie einen Gral in der Hand und ihre Augen funkelten. Liran schien sich nicht angesprochen zu fühlen, denn er kitzelte gerade die Jüngste neben sich, die spitze Schreie ausstieß, was Caitlyn ein versonnenes Lächeln auf die Lippen zauberte. Aber irgendwie schienen alle an dieser Frage interessiert und so wurde es still am Tisch. Der Krieger nahm jetzt einen Schluck Wasser, als spüre er, dass sich die Luft veränderte. Nilah verkrampfte sich.
»Was meinst du damit – beruflich?« Nilah bemerkte, dass Lirans Zunge etwas schwer war. Er war angetüdelt. Sie hatte plötzlich Angst, er würde mit allem herausplatzen, schockieren, sie wollte gar nicht weiter denken. Hoffentlich wurde es nicht peinlich.
»Womit verdienen Sie ihr Geld, meinte ich. In welcher Branche sind Sie tätig ... Liran?« Das Funkeln war verschwunden. Etwas Abschätzendes war an seine Stelle getreten. Alle spitzten die Ohren.
»Ich ... beschütze«, sagte der Krieger ruhig, legte die Gabel ohne jedes Geräusch auf den Teller und griff nach dem Messer, das daneben lag.
»Oh, dann sind Sie also ein Personenschützer, ein Bodyguard oder etwas in der Richtung?« Fayes Stimme war ein Gewicht, das sich plötzlich auf alle an der Tafel niederdrückte, bis auf Nilah, der immer mehr das Herz in den engen Kragen hämmerte und die einen Ausweg suchte.
»Ja.«
Fayes Blick fing wieder an zu glitzern. Nilah wollte laut Stopp rufen.
»Dann gehören Sie also zu
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