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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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unbändige Fragen stellten und sich einfach nur freuten. Ein Hund, der wie ein gescheckter Teppich durch das Haus tappte und mit seiner bloßen Anwesenheit Entspannung in das gesamte Haus pumpte.
    Nachdem sie hatte duschen dürfen und Nilah die Toilette beinahe umarmt hätte, fühlte sie sich wieder wie ein Mensch. Diese Gastfreundschaft verblüffte sie zutiefst und sie glaubte, dass so etwas in Hamburg nie passiert wäre, nicht einmal ihr selbst. Nilah stand in Unterwäsche da und starrte auf das Bündel geliehener Kleidung. Sie hatte ein paar Klamotten von der zweitältesten Tochter bekommen. Einen Jeansrock, dichte Strumpfhosen, frische Socken und eine Bluse neuester Mode. Bis ihre Sachen aus dem Trockner kamen, musste sie eben damit Vorlieb nehmen.
    Sie setzte sich auf das breite Bett und schloss für einen Moment die Augen, wartend darauf, für wie lange das Schicksal ihr diese Ruhe gönnen würde.
    Liran kam herein und schloss behutsam die Tür. Um die schmalen Hüften hatte er ein weißes Handtuch gewickelt. In einer Armbeuge war die trockene Kleidung, den anderen Arm hielt er auffallend dicht am Körper. Sie sah die tief gezeichneten Furchen, die knapp auf der Höhe seines Nabels begannen und von seinen Hüften bis unter das Verborgene wie unter eine Eisdecke krochen. Etwas, das er selbst anscheinend überhaupt nicht wahrnahm.
    Das Haar trug er jetzt offen, es lag wie dunkle Wintererde über seinen Schultern. Nass und schwer. Sein Blick streifte den Kamin, in dem die Flammen tanzten. Das Gladius schwang unter dem Handtuch hervor, während er sich in den Sessel fallen ließ. Er stellte es schräg gegen die Lehne.
    Nilah zog die Beine an und legte den Kopf auf die verschränkten Arme. Sie wusste, dass sie nur Shorts und ein Träger-T-Shirt trug, sie wusste es, verdammt! Sie wollte ... Sie wollte, dass er es wahrnahm, sie ansah. Sie stieß einen weiteren Stein aus ihrer Mauer und er sollte es bemerken. Aber was wollte sie? Begehrt werden? Und dann? Sie steckte die Füße unter die Decke und kam sich plötzlich unglaublich verletzlich vor. Sie fluchte, hoffte und bangte. Und er? Er wirkte, als müsse er gegen ihre Nähe ankämpfen wie gegen einen Feind. War sie das für ihn? Nein, niemals! Aber er hockte noch immer da, als grabe er nach etwas, das ganz tief verborgen war und starrte zu Boden. Nilah wollte etwas sagen und suchte nach dem ersten Wort.
    »Ich bin ein ... Fian!« Es war kaum zu hören, aber es klang beinahe wie eine Entschuldigung oder wie eine Entscheidung?
    »Was meinst Du damit?« Nilah flüsterte ebenfalls.
    Stille.
    Und dann sagte er es und nichts war danach wie zuvor.
    »Mein Vater deutete einmal mit seinen Fingern hinauf in die Sterne und fragte mich, was all die Dunkelheit dort zwischen dem Licht wohl suche.«
    Ich schwieg.
    » Weil die Finsternis das Licht erst fühlbar mache, erklärte er mir mit warmer Stimme. Was sei denn Licht, fragte ich. Doch er blickte nur weiter hoch in die Unendlichkeit. Ich weiß es bis heute nicht, aber ich erkannte danach eine andere Art von Dunkelheit. Ich sah sie in den Menschen, die mich umgaben. In allen - bis auf meine Schwester. Sie war die Richtung, der ich immer folgen wollte.
    Dann eines Nachts ... Ich sah wie der Mann zu Tode erschrak und als er mich erkannte wieder die Fassung gewann. Ein schräges, unsicheres Lächeln auf den schmalen Lippen. Meine Faust traf ihn so hart und unvermutet, dass er nicht einmal die Augen aufriss. Ich hörte, wie seine Rippen brachen. Er knickte ein und sackte keuchend zu Boden. Ich packte sein Pelzgewand am Kragen, schleifte ihn zum Fluss. Dort kauerte das Hirtenmädchen und spuckte den Mann an. Blut rann an ihren dürren Beinen hinab. Etwas glomm in ihren Augen. Angst, Wut, Verlorenheit, ich weiß es nicht mehr.
    Ich aber, ich spürte nur Zorn. Ich drückte das edle Gesicht in das fließende Wasser, stemmte meinen Fuß in seinen Nacken und streckte einen Arm nach dem Mädchen aus. Der Fürstensohn begann zu strampeln, zu röcheln und zu gurgeln.
    Ich wollte etwas tun, etwas sagen - stattdessen legte sich eine kleine, bleiche Hand auf meinen Stiefel und drückte so fest bis die Sehnen zitterten. Der Mann ertrank. Das Zucken hörte auf.
    Da erst atmete ich wieder aus.
    Große, verwirrte Augen starrten mich an. Ich legte meinen Umhang um ihre Schultern. Ich deutete nach oben, durch die Äste der Bäume und sie folgte meiner ausgestreckten Hand.
    Was all die Lichter dort oben wohl suchen mögen?, fragte ich.
    Das Mädchen

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