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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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gespaltenes Gefühl, das sie sehr oft verspürte.
    Immer wieder schaute sie sich um und versuchte Liran auszumachen, doch er war wie vom Erdboden verschluckt und als Faye mit einer Bekannten am Tisch vorbei schlenderte, fragte Nilah, ob sie ihn vielleicht gesehen hätte. Doch Faye schüttelte den Kopf und blickte sie seltsam distanziert an. Oder war es Respekt, den Nilah in ihren Augen sah? Die beiden gingen weiter und begrüßten ein paar Freunde, doch Faye drehte sich noch einmal zu ihr um und dieses Mal hatte ihr Blick etwas, das Nilah überhaupt nicht deuten konnte. Kurz darauf waren sie in der Menge verschwunden.
    Kellyn stieß sie an und drückte ihr mit einem enttäuschten Gesicht ihren Löffel in die Hand. Nilah fragte, was denn los sei.
    »Ach, sie meint, mein Klumpen würde für den nächsten Sommer die große Liebe bringen!«
    »Aber das ist doch gut, oder?«, fragte Nilah und hielt nun ihren Löffel über die Kerzenflamme, wobei ihre Hand zitterte.
    »Nicht, wenn ich schon verliebt bin. Was bedeutet es also? Das unsere Liebe noch bis zum Sommer hält oder schon früher endet und ich jemanden Neues kennenlerne im nächsten, noch so weit entfernten Sommer?«, klagte Kellyn.
    »Vielleicht beides«, mischte sich Annik ein.
    »Was meinst du damit?«
    »Dass die jetzige Liebe noch bis zum Sommer hält und du dann noch jemanden kennenlernst, der sich in dich verliebt. Wäre doch möglich.«
    Kellyns Züge hellten sich auf und Nilah hatte das Gefühl, dass ihr die Aussicht auf eine komplizierte Dreiecksbeziehung anscheinend besser gefiel, als gar keinen Freund zu haben. Lobend klopfte Kellyn ihrer Schwester auf die Schulter und nickte anerkennend. Nilah bugsierte derweil das schwappende Blei über die Schüssel und kippte das heiße Metall in die Schüssel. Ein dumpfes Zischen war zu hören und ein leises Ping, als es auf den Boden der Emaille sank. Die Schwestern drängelten sich näher an sie heran und sahen ihr neugierig über die Schulter, als Nilah den Klumpen herausfischte und sie glaubte die Zeit würde gleich zerspringen, während Kellyn scharf den Atem einzog. Es war das albtraumhafte Gesicht eines Mannes, dessen Antlitz verschoben wirkte - A´kir Sunabru.
    »Du meine Güte, was ist das denn?«, murmelte Annik.
    Der Bleiklumpen lag wie eine Drohung in Nilahs Hand, als sie sich, wie von fremder Hand geführt, zum Feuer drehte und plötzlich einen Krieger mitten aus den Flammen treten sah. Blau bemalt, einen Bogen und Köcher über dem Rücken tragend, die Haare weiß wie Wolken in der Sonne, kam die Gestalt aus der prasselnden Hitze gestiegen. Nicht einmal die Flammen leckten nach ihr, sondern schienen Platz zu machen für einen der ihren. Die Gestalt schritt durch die Menge und ein Augenblinzeln später war sie verschwunden. Nilah hatte das Gefühl, ihr Verstand löse sich gleich auf.
     
    Lirans Herz schlug langsam, wie das Atmen der Erde zu seinen Füßen. Seine Hände ruhten auf dem kalten Stein des Menhirs, der sich vom nächtlichen Himmel abhob wie der Zahn eines Riesen und fuhr gedankenverloren mit den Fingern die Spirallinien entlang, die einst dort hinein geritzt worden waren. Das Zeichen für Kommen und Gehen, für die Ewigkeit des Lebens. Das also war von seiner Kultur übrig geblieben. Ein paar alte Steine, die in der Gegend herumstanden. Ruinen, vergessen und abgewetzt vom Wind. Für immer verloren in den neuen Zeiten.
    Er sah hinüber zum Fest. Schattenhafte Umrisse, die vor dem Feuer tanzten, herumliefen und den Winter begrüßten. Noch nie hatte er solche Einsamkeit in sich gespürt. Die fehlende Magie war wie eine tiefe Grube in seinem Innern. Kalt und dunkel und mit nichts mehr aufzufüllen. Er lehnte den Kopf gegen den glatten Stein und sog den Duft der Vergangenheit ein. Krallendes Heimweh packte ihn und schlang sich um seinen Körper. Er wollte wieder nach Hause, zu seinen Bergen. Er wollte wieder in seinem Baum sitzen und nächtelang zu den Sternen aufblicken, welche die Kraft besaßen, ihn fort zu tragen wie einen alten Traum. Entwurzelt war er hier und nur noch Akkosh gab ihm das vage Gefühl von Halt. Wäre dieser wortkarge, mürrische Baum nicht in seinem Körper, er hätte ...
    »Solch düstere Gedanken«, ertönte eine Stimme hinter dem riesigen Stein und der Krieger fuhr herum, das Gladius aus der Jacke ziehend.
    »Du willst mir doch wohl nicht mit diesem rostigen, römischen Brotmesser gegenübertreten, oder Bruderherz?«
    Der Krieger brauchte einen Moment, bis seine Augen

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