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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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jenen, die sich in eine Kugel werfen würden oder gar für ihre zu beschützende ‘Person‘«, sie machte die Anführungszeichen mit den Fingern,»sterben würden?«
     Liran nahm sein Glas und leerte es in einem Zug. Nilah begann zu zittern. Sie spürte, wie sich etwas in dem Krieger entfachte. Sie spürte die Wut.
    »Jeder, der Nilah anrührt, sollte vorher mit seinen Göttern eine sichere Reise ins Totenreich aushandeln«, lächelte er kalt und seine Worte schwebten über den Tisch hinweg, durch den Raum, durch das ganze Haus und doch hingen sie noch immer an seinen Lippen, wie reine Gefahr. Die Stille war jetzt greifbar.
    Faye räusperte sich, nachdem sie das ganze Ausmaß der Aussage begriffen hatte und schlug die Augen nieder wie jemand, der solch eine Antwort niemals erwartet hatte. Wie jemand, der in seine Schranken gewiesen worden war.
     

 
    Ein uraltes Fest
     

    Nilah lief ganz am Ende der Dardon-Schlange. Sie hielt die Hand der Kleinsten und schaute auf den Rücken des Kriegers, der ein wenig weiter vor ihr ging. Er trug Mawenn auf den Schultern, die es sichtlich genoss und mit seinen Zöpfen spielte, indem sie diese ständig anhob und dann immer»Pipi Langstrumpf« rief, sie wieder fallen ließ und»Liran« juchzte.
    Jean Luc ließ sich zurückfallen und trat neben Nilah. Er gab seiner Tochter einen sanften Schubs und wettete mit ihr, dass sie es nicht schaffen würde ihre Mutter einzuholen und wenn doch … da war die Kleine schon losgelaufen. Nilah versteifte sich. Seit Lirans Worten waren alle innerlich irgendwie von ihrem Weg abgekommen. Sie schämte sich, diese Gastfreundschaft weiter zu genießen, für das, was sie sein sollte. Eigentlich schämte sie sich für alles. Eine Zeit lang gingen sie schweigend nebeneinander. Die Nacht roch klar und kalt. Aus der Ferne konnte man das Meer hören, wie eine leise Erinnerung. Sie gingen durch das kleine Dorf, das unter dem Mond lag wie jeder andere Ort und viele Leute waren unterwegs. Sie alle wollten zum großen Feuer. Manche hatten Laternen dabei, Kinder riefen in die Stille, ein Hund bellte aufgeregt, Lachen war zu hören. Wie graue Dominosteine wirkten die kleinen Gebäude, die sich vom Nachthimmel abhoben und sich aneinander drängten wie Frierende.
    »Was hat er damit gemeint?« Jean Luc sah sie von der Seite her an.
    »Haben Sie jemals an etwas geglaubt, Monsieur Dardon?«, fragte Nilah zurück.»Ich meine an etwas, das man anfänglich für Schwachsinn, für verrückt oder sonst was hielt – aber das sich dann ...«
    »Meine Mutter ...«, unterbrach er sie und schnaufte tief,»... sie hat mir jeden Abend Geschichten erzählt. Alte Geschichten. Ich war ein unruhiger Bursche. Hatte nichts als Flausen im Kopf. Mein Vater war Seemann, er war oft Monate lang unterwegs. Ich vermisste ihn sehr. Aber jeden Abend kam meine Mutter, erzählte mir eine Geschichte, zündete währenddessen eine Kerze auf dem Fensterbrett an, damit, wie sie sagte, mein Vater wieder nach Hause finden konnte. Jeden Abend brannte diese Kerze und ich hörte ihr gebannt zu. Sie erzählte von Kriegern, dem großen Vercingetorix und von Magiern. Alte keltische Legenden eben.«
    Nilah schwieg.
    »Wer also ist dieser Mann, dass er so etwas an meinem Tisch sagen kann?«
    Nilah wollte es aussprechen, es geradezu herausschreien, aber sie konnte nicht. Verdammt, was war nur in ihrem Kopf los?
    Jean Luc fuhr fort:»Als ich auf dem Parkplatz in Hamburg stand, hörte ich etwas in den Büschen, das sich nicht sehr menschlich anhörte, stimmt das? Und im Rückspiegel sah ich ebenfalls etwas. Vielleicht habe ich mich getäuscht, ich bin mir selbst nicht mehr sicher. Sagst du es mir?«
    Nilah hörte, wie Mawenn weiter vorn erneut»Liran« rief. Dann wandte sie sich um und schaute ihrem Gastgeber ins Gesicht. Die Laterne, die er trug, hüpfte an seinem Arm auf und ab.
    »Ich bitte Sie nur um eines. Vertrauen Sie ihm. Vertrauen Sie ihm noch mehr, als es ihre Mutter getan hätte ... Er ist mein Licht!«
    »Ist meine Familie in Gefahr?«
    »Nein.« Niemand wusste, dass sie hier waren. So war es doch, oder? Nilah hoffte es.
    Schweigend ging Jean Luc noch ein Stück neben ihr her und schloss dann wieder zu seiner Familie auf.
     
    Das Feuer war groß und imposant. Es prasselte unweit eines alten Menhirs, der sechs Meter groß in den Nachthimmel ragte. Es gab eine Würstchenbude, die Qualm verbreitete wie ein keuchender Fabrikschlot. Es gab brutzelndes Fleisch und Kartoffelpuffer, Glühwein und Bier,

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