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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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sollten mit dem Drachen darüber reden, wenn er zurück ist.«
    Der war also auch nicht da? War denn überhaupt jemand da, den sie kannte? Rolf schien ihren Blick verstanden zu haben.
    »Der Drache sucht etwas, mehr hat er Ahab nicht verraten. Er suche nach einem Schatten und einem Feuer. Drachen mögen es anscheinend so zu reden, dass man genauso schlau wie vor der Frage dasteht.« Der Zeremonienmeister schüttelte missbilligend den Kopf, als würde er das schleunigst ändern, wenn er nur könnte.
    »Und wohin soll ich jetzt so gehen?« Nilah sah hinunter auf ihre Füße und wackelte mit den Zehen.
    Rolf wirkte kurz verunsichert, dann lächelte er.»Sie tragen nur selten Schuhe in ihrem Königreich, Hoheit."
    »Oh!«, machte Nilah. Nun, wenn das so war, dann eben ohne Schuhe. Sie folgte Rolf zu einem runden Durchgang, der zu einer Treppe hinabführte. Sie war weder dunkel, noch richtig hell. Wie im Innern eines großen Schneckenhauses.
    »Müssen wir etwa den ganzen Weg die Treppe nehmen?«, fragte sie leise und erinnerte sich, dass es in Sinuhes Leuchtturm einen Fahrstuhl gegeben hatte, und nach dem Blick aus dem Fenster zu urteilen, musste diese Treppe endlos sein.
    »Wir nehmen die Abkürzung, wenn´s beliebt«, säuselte der Zeremonienmeister, der vor ihr ging. Die Treppe war breit genug, aber anscheinend wollte er seine strikte Pflichterfüllung nicht noch weiter aufweichen, indem er neben ihr ging und womöglich noch mit ihr plaudern musste.
    Sie gelangten auf eine Ebene, auf der wieder ein runder Durchlass war, über dem deutlich die Worte standen: Faule Ausreden-Weg - hier entlang. Nilah musste grinsen. Offenbar besaß sie auch hier einen Hang zu hintergründigem Humor. Das war gut zu wissen.
    Sie bogen noch einmal um die Turmmitte herum, dann traten sie in einen langen gemauerten Gang, der gänzlich schmucklos war, außer ein paar in die Mauer eingelassene Lichtsteine, passierten zwei geheime Türen, die sich nur auf ein Klopfzeichen hin in die Wand zurückzogen und kamen in den riesigen Kuppelsaal, den Nilah schon kannte und der sie trotzdem erneut mit seiner Schönheit in den Bann schlug. Die hohe, nachtblaue Decke, die wie das Universum aussah, das Auge aus Wasser in deren Mitte, die Mond- und Sonnenläufe, die sich bei jeder Drehung zu bewegen schienen. Das Gefühl, wie sie hier auf dem Rücken des Drachens gelegen hatte und für immer hätte liegen bleiben können. Es war so friedlich hier, so unendlich friedlich.
    Sie blieb stehen.
    »Rolf?« Der Sekretär blieb ebenfalls stehen. Er schien gar nicht beeindruckt von dem, was ihn hier umgab. Würde es ihr ebenfalls irgendwann so gehen?
    »Ja, Hoheit?«
    »Ich möchte, dass Sie zwei Orden besorgen!« Trotz der riesigen Kuppel klangen die Worte wie in einem normalen Raum. Es war irre.
    »Orden?«
    »Ja, zwei Orden. Keine Ahnung, haben wir denn keine? Wenn nicht, nehmen Sie etwas, dass man als Orden verwenden könnte oder basteln Sie welche, wenn nötig.« Nilah drehte sich noch immer im Kreis und verfolgte, wie ein Tag nach dem nächsten verschwand, wie ein Mond dem anderen folgte.
    »Sehr wohl«, hörte Nilah noch und dann sich entfernende Schritte.
    Ihr war ein wenig schwindelig geworden und so ließ sie sich auf den Boden plumpsen. Andächtig strich sie über die Mosaiken, die sich unter ihren Fingern warm und glatt anfühlten. Sie legte sich hin und sah zum Auge hinauf, das seine schimmernden Strahlen durch die Kuppel wabern ließ. Das Meer und der Mond. Seit sie denken konnte, hatten diese beiden Dinge eine ungeheure Anziehungskraft auf sie ausgeübt. Kein Tag war in ihrem Leben vergangen, so schien es, an dem sie nicht Trost in einem der beiden zu finden gehofft hatte. Sie hatte sich immer gefragt, wie die Erde vom Mond aus aussehen mochte, bis ihr Vater ihr zum Geburtstag einen Bildband geschenkt hatte, der solche Fotos enthalten hatte. Den Anblick würde sie nie vergessen. Diese wunderschöne blaue Kugel, die in einem unermesslichen schwarzen Nichts zu schweben schien. So allein und so verletzlich. Sie hatte geglaubt, niemand, der dieses Bild je angesehen hatte, könnte der Erde auch nur noch ein Haar krümmen. Wie kindlich der Gedanke doch gewesen war. Sie schloss die Augen und genoss eine Zeit lang die Lichter, die über ihre Lider zogen, und träumte.
    »Hoheit?« Die Stimme klang ganz nah und höflich. Nilah setzte sich auf und sah Rolf in einem diskreten Abstand neben sich stehen, mit einem Gesichtsausdruck, der sagte: Wenn Sie noch etwas

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