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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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dort herumliegen wollen, komme ich später wieder. In seinen grauen Augen lag eine solche Gemütsruhe, dass sie nicht anders konnte als aufzustehen.
    »Wären diese beiden geeignet?«, fragte er und hielt ihr zwei dunkle unförmige Gegenstände entgegen, auf denen etwas eingeritzt war.
    Nilah trat näher und sah, dass es sich um Muschelschalen handelte. Sie waren wie die Schuppen des Drachens geformt, nur in verkleinerter Form und auf die dunkle unebene Oberfläche hatte jemand mit äußerster Kunstfertigkeit den Krallenabdruck eines Drachens, wie er sie im Sand oder Schnee hinterlassen würde, eingeritzt. Sie sahen toll aus.
    »Gütiger, Rolf, haben Sie die etwa gemacht? Die sehen super aus.«
    Der Zeremonienmeister konnte ein verlegenes Lächeln ob dieses Lobes nicht unterdrücken und wölbte die schmächtige Brust ein wenig.
    »Nichts Besonderes, wenn Sie mich fragen«, spielte er die Angelegenheit herunter. Offensichtlich wurde ihm ein Lob ebenso schnell peinlich, wie es ihn stolz machen konnte.
    »Zur Küche geht es dann hier entlang, Hoheit.«
    »Nilah, Rolf. Sagen Sie Nilah zu mir.«
    »Gewiss doch, Hoheit.« Nilah seufzte theatralisch. Rolf lächelte leise.
     
    Einige Treppen, Gänge und Torbögen weiter kamen sie eine weitere breite Treppe hinunter. Eine große zweiflügelige Tür mit runden, kupferumfassten Fenstern darin drückte der Sekretär lautlos auf und Nilah betrat einen hohen und schlauchförmigen Raum. Der Geruch von frisch gebackenem Brot prallte ihr entgegen und ließ auf der Stelle ihren Magen knurren.
    An der linken Wand waren insgesamt vier Herde. In der Mitte liefen Seile entlang, von denen dutzende Töpfe, Pfannen und Siebe in allen erdenklichen Größen herab hingen. Weiter rechts waren Anrichten, auf denen geknetet, gehackt und garniert werden konnte, und dahinter gab es eine Reihe stabiler Tische und Bänke, die wohl für das Personal gedacht waren. Die ganze linke Seite wurde von einem einzigen durchgehenden, von Metallstreben durchzogenen Fenster eingenommen, ebenso die Decke, so dass taghelles Licht in den Raum geworfen wurde und einen Blick auf einen wunderschönen und sehr großen Gemüse- und Kräutergarten gewährte. Viele Fenster standen auf kipp und sie konnte die Vögel im Garten zwitschern und herumtollen hören. Der würzige Duft, der in ders Küche wehte, ließ ihr das Wasser im Mund zusammen laufen. Alles in allem wirkte dieser Ort wie ein überdimensionales Gewächshaus, in dem auch zufällig gekocht wurde.
    An einem der vorderen Anrichten stand ein junger Mann und warf gerade Mehl, das in der Sonne wie Staub schwebte, auf einen Klumpen Teig. Er war ganz in Weiß gekleidet und hatte eine bauschige rote Kochmütze auf, unter der dichtes blondes Haar herauslugte. Als hätte er bemerkt, dass jemand den Raum betreten hatte, wandte er kurz neugierig den Kopf zur Tür und drehte sich gleich wieder seinem Teig zu, hielt plötzlich inne, drehte sich erneut herum und starrte Nilah mit offenem Mund an. Sein ganzes Gesicht war voller Sommersprossen.
    Es gab nur wenige, die hier beschäftigt waren, aber alle hielten nun in ihren Tätigkeiten inne und blickten mit einer Mischung aus Staunen und Ehrfurcht zu Nilah herüber, die nicht anders konnte als ein spontanes Grinsen, das mehr wie eine Grimasse aussah, zum Besten zu geben. Rolf hatte ein Einsehen. Ein Blick genügte und alle machten sich wieder hurtig an die Arbeit. Er ging voraus an den Bänken vorbei, wobei Nilah aus den Augenwinkeln bemerkte, dass ihr verstohlene Blicke und Raunen folgte. Sie fragte sich, ob man Angst vor ihr hatte oder ob sie alle erstaunt waren, sie wieder zu sehen. Sie nahm sich vor ihren Sekretär danach zu fragen, wenn sie hier wieder heraus waren.
    An der letzten Bank, nahe der gläsernen Tür, die zum Garten hinausführte, saßen zwei kleine Gestalten und schwatzten aufgeregt miteinander. Vor ihnen standen zwei Humpen und einige Teller mit Brot und Früchten. Das mussten die beiden Pilzfäller sein. Kaum hatten sie bemerkt, wer da auf sie zukam, brach hektische Nervosität unter ihnen aus. Schnell noch ein Schluck, Mund abwischen, Mütze vom Kopf und aufgestanden. Nilah musste grinsen und als Rolf das bemerkte, räusperte er sich, was wie ein Tadel klang.
    Die beiden Pilzfäller waren von stämmiger, kräftiger, aber eher kleiner Natur. Breite Schultern, fassförmige Bäuche, die von breiten Gürteln im Zaum gehalten wurden. Sie steckten in groben Hosen und dicken robusten Arbeitsstiefeln, denen man

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