Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
Vom Netzwerk:
in Besitz genommen hatte? Himmel, sie ...
    »Warum hast du nur solch eine flammende Angst?« Die Stimme war fürchterlich bestimmend. Nilah schaute zaghaft auf.
    »Ich weiß es nicht ...«
    Das Brüllen schoss wie ein tausendfaches Gewitter durch sämtliche Gipfel und brach sich abermals tausendfach an seinen Flanken. Die ganze Welt erzitterte. Der Drache senkte die mächtigen Kieferknochen wieder und starrte sie an. Nilah konnte nur noch in diese Augen blicken. Sie sprachen zu ihr.
    »Ein Mensch, der sich immerzu versteckt, ist ein Mensch, der nie wirklich existiert« , grummelte der Drache so leise, dass es ihr einen Stich versetzte. »Von allen Wesen, deren Seelen ich bisher durchstreifte, bist du das unergründlichste. Nie zuvor habe ich solche Kraft gesehen, solch tiefe Leidenschaft und dennoch gleichzeitig solche Angst sie freizulassen.«
    Nilah wusste nicht, was sie noch empfinden sollte. Das war das schönste und auch verheerendste Kompliment in ihrem Leben gewesen.
    »Als ich diesen Schlag von meiner Mutter erhalten habe, da habe ich auch dir einen Schlag versetzt, nicht wahr?«
     Der Drache kam ganz nahe an sie heran und sie fühlte den heißen Atem, der wie eine Wolke um sie wogte.
    »Ist dir niemals aufgefallen, dass du nicht eine einzige Verletzung, nicht eine Krankheit hattest? Du bist einmal von einem Apfelbaum gestürzt und auf einen Stein geschlagen, der verborgen unter dem Gras lag. Hat dein Knie oder dein Ellbogen geblutet? Du bist mit dem Fahrrad gefahren, als die Kette riss und gegen eine Mauer geschliddert. Hat dein Kopf geblutet? Du bist ...«
    »... als ich über 40°C Fieber hatte, bin ich ins Krankenhaus gekommen. Kaum war ich da, sank es. Sie schnitten mich trotzdem auf und wollten mir den Blinddarm rausnehmen. Doch ich war der erste Patient, der keinen Blinddarm hatte. Der Chirurg sagte meinem Vater, so etwas habe er noch nicht erlebt. Da, wo der Wurmfortsatz hätte sein sollen, war etwas, das wie sauber abgebissen gewirkt habe. Mein Vater hatte gelacht und danach tonnenweise Pudding für mich gekocht. Das warst auch du, oder?«
    »Ich habe über dich gewacht, solange ich es konnte.«
    »Warum hast du dann nicht diesen Schlag verhindert?«, schrie Nilah.»Warum hat dieser Schlag die fürchterlichste Wunde hinterlassen, die ich bis heute tragen muss! Warum?«
    »Weil du es zugelassen hast!« , erwiderte der Drache.
    Nilah hielt inne. Ihr Herz war kurz vorm Bersten.
    »W ... was? Ich ...«
    »Du hast es geschehen lassen, weil du es wolltest!« Die Stimme des Drachens war nur noch ein lautloses Pochen in ihren Schläfen. Alles wurde dunkel um sie herum. Das konnte nicht sein. Das ... kein Gedanke war mehr an seinem Platz, nichts war mehr wo es hingehörte.
    »I ... Ich ...«, sie stockte und der Blick fiel auf den See weit unter ihr. Sie konnte die Bösartigkeit darin förmlich spüren. Sie riss den Kopf in den Nacken, als läge darin eine neue, bessere Antwort.
    »Also bin ich selbst schuld«, flüsterte sie verbittert.»Ich habe einen Drachen in mir, der sagt, dass er das Auge der Welt sei, der seine Seele von seinem Körper trennen kann, der dazu imstande ist, Apfelbaumwunden zu heilen und meinen Blinddarm zu fressen, aber mich nicht vor jemandem schützen konnte, der mir ein Buch ins Gesicht geschlagen hat. Weil ich es so gewollt habe. Weißt du was? Warum gehst du nicht einfach? Verschwindest dahin, wo ... was weiß ich ... bessere Seelen herumlaufen, die gerettet werden müssen?«
    Der Drache senkte das Haupt und knurrte.
    »Ist das alles, was dein Herz zustande bringt?« Er senkte den Kopf noch tiefer und seine Stimme wurde wieder sanfter. »Du hast es nicht besser gewusst. Tief in deinem Innern, Nilah, glaubtest du, dass alles irgendwie gut werden musste. Du hast nicht in die Seele deiner Mutter hineinsehen können. Du hast nur gesehen, wie sehr dein Vater sich bemüht hat, ihr zu helfen. Du hast geglaubt, es sei deine Schuld, dass sie Tag und Nacht nicht aus ihrem Zimmer kommen wollte, dass sie dich mit Missachtung und sogar Verachtung betrachtet hat. Zu dieser Zeit ist das hier entstanden«. Der Drache machte eine weitläufige Geste und beschrieb damit das ganze Königreich. »Geboren aus all den Geschichten, die dir dein Vater vorgelesen hat, Abend für Abend. Immer öfter bist du hierher gekommen, warst hier Zuhause, warst unter Freunden und liebevollen Menschen, die dir zuhörten, dich achteten, denn für sie warst du die Prinzessin dieser Welt. Die Menschen wissen gar nicht,

Weitere Kostenlose Bücher