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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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zeigte damit auf den dunklen tiefschwarzen See.
    »Alles, was du nicht sehen oder sein willst, versenkst du immer wieder in diesem See!«
    Nilah starrte hinunter in den lichtverschlingenden Abgrund. Es war, als würde ihr ein Name in der Kehle stecken, aber er wollte sich nicht lösen. Sie atmete tief und tiefer. Ihr Brustkorb drohte ihr zu zerplatzen.
    Sie schaute hinunter auf die Berge, die wie endlose gewaltige und schroffe Zacken aus der Erde ragten. Bis zum Horizont. So musste es auf dem Himalaja sein. Sie hatte Berge nie gemocht. Sie spürte nur Enge, selbst wenn sie nur Bilder von ihnen sah. Enge und Höhe. Und sie hasste Höhen. Denn von dort konnte man herunterfallen und nichts half einem dabei, nichts, was man je gelernt hatte, half einem, wenn man fiel. Das Meer war etwas Anderes. Es hatte Weite. Und wenn man darin war, konnte man schwimmen. Man konnte sogar lernen, seine Lungen so sehr zu trainieren, dass man minutenlang von ihm umgeben sein konnte. Man hatte immer noch die Möglichkeit aufzutauchen. Aber wenn man fiel, half einem kein langer Atem, kein Frei- und kein Fahrtenschwimmer. Dann fiel man einfach, egal wie sehr man mit den Armen ruderte. Denn zu fliegen war dem Menschen nicht gegeben.
    »Dort vergeht das Licht, ist es das?«
    »Darin erlischt alles! Jeder Gedanke, jede Hoffnung und jeder Traum« , knurrte der Drache und richtete seinen Blick in den Himmel.
    Nilah spürte den Buchrücken, der sie einst getroffen hatte. Die Hand mit dem Ring. Sie spürte die Narbe unter ihrem linken Auge, die daraus geformt worden war. Sie spürte jede einzelne Handlung, die sich aus dieser Narbe gewunden und ihr Leben verändert hatte, so deutlich wie sie ihre Angst spürte, die, einer dunklen Hülle gleich, neben ihr stand und auf den See deutete.
    »Wer bist du wirklich?«
    Der Drache schnaufte durch seine Nüstern, als beschnuppere er die Sterne.
    »Ich bin das Auge des Lebens, Nilah. Unter meinem Blick entstand die Welt.«
    Nilah trat einen erstaunen Schritt nach hinten. Das klang, das war, so ähnlich hatte eine Zeile in Eddas Brief geheißen: Unter deinem Blick entsteht die Welt , so hatte es dort gestanden. Ihr Herz fühlte sich gar nicht gut an. Sie hatte das Gefühl an einem Punkt zu stehen, an dem Worte mehr bewirken oder vernichten konnten, als alles andere je Geschaffene auf der Welt. Sie wusste nicht, ob sie solch einen Augenblick ertragen oder überleben konnte. Sie wollte es auch nicht herausfinden. Neugier war der Katze Tod , so sagte man doch. Sie wollte nicht neugierig sein. Nie wieder. Und doch konnte sie die Worte in sich spüren, als hätte man sie eben in ihre frierende Haut tätowiert und als sickere ihre verhängnisvolle Tinte bereits in ihre Adern. Es gab kein Zurück mehr.
    »Die Erde ist nur ein Ort für mich. Du bist nur ein ... Ort.«
    Nilah wich abermals einen Schritt zurück. Sie fühlte sich zutiefst verletzt. Der Drache wandte den Blick von den Sternen und sah sie an. Sie erbebte unter diesen Augen.
    »Zu jeder Zeit existierte ein Wesen, dessen Seele so tief ist, dessen Träume so allumfassend, so anders, dass diese mich wie eine mächtige Strömung immerfort zu ihm trieb.«
    Nilah schluckte. Der Drache hatte die Stimme gesenkt, so dass sein brummender Bass durch ihren ganzen Körper vibrierte. Sie war kurz davor den Verstand zu verlieren.
    »Hunderttausende Jahre lang trennte ich meine Seele von meinem Körper und glitt in diese Wesen, um zu erkunden, weshalb ihre Herzen so anders schlugen. All diese Äonen verbrachte ich damit, sie zu erkunden, während die Welt sich wandelte. Immer habe ich geglaubt, es müsste mit immer weiteren Wesen auch mehr Herzen geben, die ich zu erforschen hätte, doch dem war nicht so. Es war immer nur ein Herz, das dem meinen glich.«
    Nilah sank auf die Knie. Ihr Herz flatterte, ihre Hände zitterten. Ihr Kopf schien nicht mehr auf den Schultern zu sitzen.
    »Doch so, wie ich meine Seele von meinem Leib getrennt hatte, konnte ich ebenfalls nur in die Seelen derjenigen dringen, die mich angezogen hatten. Ich war nicht in ihrem eigentlichen Leben, sondern nur in ihrem Unterbewusstsein. Und glaub mir, das ist wesentlich aufregender. Ich stellte fest, dass, wenn ich einen Körper betreten hatte, ich ihn erst wieder verlassen konnte, wenn er ...«
    Nilah wollte sich am liebsten die Hände an die Ohren pressen. Sie wollte sich nicht vorstellen, dass ein Drache in ihrem Körper, ja, wie sollte man überhaupt dazu sagen? Gelebt, gehaust, ihn widerrechtlich

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