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SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition)

Titel: SeelenZauber - Die Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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was ihr Geist alles zu tun vermag.«
    Nilah lief eine Träne über die Wange. Sie hockte sich neben den Drachen, spürte die Wärme, die von ihm ausging und fühlte eine riesige Leere in sich.
    »Doch auch wenn du geglaubt hast, du seist Schuld an den Dingen, die passierten, so war deine Seele anderer Meinung. Doch du hast es nicht erlaubt, dass diese Erkenntnis jemals an die Oberfläche dringen konnte.« Er nickte in die Tiefe zu dem schwarzen See. »Dort hinein sind alle jene Gedanken getropft, die du nicht wahr haben wolltest. Und an dem Abend, als sie in dein Zimmer kam und dich mit dem Buch schlug, dass dir soviel Freude bereitet hatte, wuchs dieser See schlagartig an. Deine Seele war so überrannt, so schnell und brutal aus seinen Fugen gerissen worden, dass du nur Sekunden danach alles dort unten versenkt hast. Nach diesem Tag warst du kein Kind mehr!«
    Nilah lehnte sich gegen die warmen Schuppen und ließ die Tränen fließen. Es war kein Heulen, kein Jammern, es liefen nur die Traurigkeit und das Gefühl von Schuld aus ihr heraus.
    »Was danach passierte, weißt du ja. Deine Mutter regierte fortan hier. Sie baute sogar eine Kirche hier! Dich brachten sie auf einem Schiff in Sicherheit, doch ein Sturm kam auf, aus dem du nicht mehr zurückkehrtest. Mich aber legte man in Ketten.«
    Und dann war Nilah hier wieder angespült worden, eine Schiffbrüchige auf den Überresten eben jenes Schiffes, mit dem man sie hatte fortbringen wollen. Die Gallionsfigur, die unter den Wellen Hitze aufgewirbelt hatte. Es war ein Drache gewesen.
     
    Die Tränen versiegten und hinterließen kühle, im Wind trocknende feine Streifen auf ihrem Gesicht. Wie schwer es war, etwas anzunehmen, das man annehmen musste, aber nicht wollte. Sie war viel zu jung dafür, fand sie. Zu jung, um solchen Dingen mitten ins Auge zu blicken.
    War das alles gewesen, wovon sie geträumt hatte? Eine intakte, heititeiti Welt? Gespickt mit Romanfiguren aus den Büchern ihres Vaters? Moby Dick, Sinuhe der Ägypter, 20.000 Meilen unter dem Meer. Wo war dann Kapitän Nemo, wo die Nautilus? Sie konnte es kaum glauben, denn selbst sie spürte, dass da noch mehr war, es mehr geben musste. Denn auch in den sieben Jahren, die der Drache in Ketten verbracht hatte, war sie nicht ein einziges Mal verletzt worden. Doch sie schwieg, behielt diesen Gedanken für sich. Etwas sagte ihr, dass es sehr wichtig war, dies zu verheimlichen.
    »Hast du auch meine Geburt miterlebt?«, fragte sie leise.
    »Ja, das habe ich.«
    Sie zögerte. Wollte sie das wirklich wissen? Andererseits, war dies nicht eine Gelegenheit, etwas über sich zu erfahren, das niemand von einem wissen konnte?
    »Wie war sie?«, hauchte sie.
    Der Drache schwieg eine Weile, als müsse er sich an etwas erinnern, oder etwas vertuschen? Lügen zusammen stecken ...
    »Das Erste, was ich spürte, war die Liebe zum Wasser. Es ist mein Element« , brummte der Drache versonnen. Nilah zog die Knie an und legte ihren Kopf auf ihren Arm, lächelte. Sie hatte noch nie so von ihrer Geburt gehört.
    »Ich hörte ferne Wellen zwischen deinen Atemzügen rauschen und sie klangen wie Flügel. Ich konnte Tiefe sehen, dort, wo sich das Licht in der Tiefe zum letzten Mal bricht und zu Dunkelheit wird. Und all das klang nach einer schon sehr lang vergangenen Erinnerung.« Einen Moment hielt er inne. »Also kam ich näher, wollte mehr erfahren. Mehr sehen. Du schwammst noch im Wasser des Lebens. Doch der nährende Nabel hatte sich um deinen Hals gelegt, als wollte er dich daran hindern, in das selbe zu treten.«
    Nilah schauderte und griff sich unwillkürlich an den Hals. Sie fühlte sogar die Enge.
    »Als du in einem Schwall von Blut und Schmerzen ins Licht tratest, war deine Haut bereits blau angelaufen und nur noch wenig Atem in dir. Die Menschen waren in Panik, sie riefen Worte durch den Raum, doch deine Mutter lächelte, während du einfach nur an die Decke blicktest.«
    Nilah wurde übel.
    »Warum ... hat sie ... gelächelt?«
    Der Drache schwieg, blickte in den Himmel und schien gefangen in alten Bildern. Plötzlich stand Nilah auf und trat an den Abgrund heran.
    »Was ist eigentlich alles dort unten in diesem See ... von mir ... verloren gegangen?«
    »Du erinnerst dich an gar nichts, nicht wahr?«
    Sie blickte dieses grandiose schimmernde Tier an, uralt und …
    »... Nein.«
    Der Drache stieß ein gewaltiges Schnaufen in die umliegenden Berggipfel. Sein Atmen ließ einen dichten Nebel in die Täler herabsinken, der

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