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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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das ist doch wohl offensichtlich. Roger Pyle will aus der Serie aussteigen und den Sprung zum Film schaffen - und zwar nicht in meine Filme. Er ist mein größter Star, und ich brauche ihn als Zugpferd für mein Drehbuch. Also muss ich es schaffen, dass er von hier verschwindet und wieder seinen Platz einnimmt. Seine ganze verdammte Karriere hat er nur mir zu verdanken, also kann er ja wohl wenigstens das für mich tun. Und außerdem ... na ja, egal. Warum sind Sie darauf nicht gekommen? Sie haben rausgekriegt, wie ich es angestellt habe - netter Trick mit dem Rauch im Badezimmer, übrigens aber mein vollkommen offensichtliches Motiv ist Ihnen komplett entgangen.«
    »Nicht komplett. Ich war mir ziemlich sicher, dass Sie dahinterstecken.« Jetzt, wo sie darüber nachdachte, kam ihr das Ganze irgendwie spanisch vor. Es war alles ein bisschen zu einfach, ein bisschen ...
    »Aber Sie hatten keine Beweise, dass ich es war. Haben Sie eigentlich immer noch nicht.«
    »Die kann ich mir beschaffen.«
    Er lächelte und schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich. Ach, wie arrogant ist doch die Jugend. Wissen Sie, ich war mal genauso. Trotz all meiner Fehler war ich felsenfest überzeugt, dass ich im Grunde nichts falsch machte.«
    Sie konnte nicht widerstehen. »Und jetzt ist das anders.«
    Er verzog spöttisch die Lippen. »Der Unterschied ist einfach, dass ich jetzt, wo ich weiß, dass ich etwas Falsches tue, nur noch versuche, mich nicht erwischen zu lassen.«
    »Und deshalb erpressen Sie mich.«
    »Würden Sie in meiner Lage denn nicht das Gleiche tun? Mal ehrlich, Sie machen es einem aber auch ziemlich leicht. Wenn ich diese Beweise für Ihren Drogenkonsum - oder sagen wir lieber, Ihre Sucht, das ist präziser, nicht wahr? -, wenn ich an diese Beweise kommen kann, indem ich Ihnen lediglich nach Hause folge, dann fällt es mir schwer zu glauben, dass andere es nicht auch können. Sie sollten wirklich etwas vorsichtiger sein.«
    »Okay, werds mir merken.« Würde sie wirklich. »Haben Sie diese Bilder sonst noch jemandem gezeigt?«
    »Was? Oh, nein. Sie sind alle hier, zusammen mit dem Speicherchip. Den behalte ich. Ich hoffe, Sie verstehen das.«
    Ja, das verstand sie nur zu gut. Aber es gefiel ihr ganz und gar nicht. Sie traute ihm nicht. Woher sollte sie wissen, dass er nicht in ein paar Jahren auf die Idee kam, die Kirche könnte ihm doch ruhig mal wieder einen kleinen Gefallen tun? Schlimm genug, dass Bump und Lex sie im Sack hatten. Noch einen freundlichen Erpresser, der ihr die Pistole auf die Brust setzte, konnte sie echt nicht gebrauchen.
    Offenbar merkte er, dass sie sich in ihr Schicksal fügte, denn sein nervtötendes Lächeln wurde noch eine Spur breiter, während er die Fotos wieder zu einem ordentlichen Stapel zusammenschob. »Lassen Sie mich wissen, was für Beweismaterial Sie benötigen, und wie Sie in dieser Angelegenheit weiter vorgehen wollen. Ich richte mich in dieser Hinsicht ganz nach Ihnen. Hier.«
    Er hielt die Visitenkarte zwischen Zeige- und Mittelfinger, als wäre es ihm zu lästig, das Ding richtig anzufassen. »Hier ist meine Karte, da steht auch meine Handynummer drauf. Als kleines Zeichen meines Vertrauens. Eine Menge Leute würden für diese Nummer einen Haufen Geld bezahlen. So lange, wie Sie meine Geheimnisse für sich behalten, sind auch Ihre bei mir sicher. Abgemacht?«
    Der Karton der Karte war so fest, dass er für seinen Koks bestimmt keine Rasierklinge brauchte, und auf der Rückseite prangte tatsächlich die Handynummer in dicker schwarzer Tinte.
    »Klingeln Sie dann einfach durch«, sagte er und wandte sich wieder den Papieren auf Rogers Schreibtisch zu. Damit war sie entlassen.
    Eine andere Behandlung hatte sie auch nicht verdient.
    Slobag hatte sich nicht zu weit auf Bumps Territorium vorwagen wollen, und Bump hatte sich sowieso dagegen gesträubt, dass Slobag mitbekam, wo er wohnte, also fand das Treffen auf der Aceria Bridge ganz im Westen statt, beinahe schon in Cross Town. Von Chess’ Standpunkt aus war das orangefarbene Leuchten der Feuer von Downside ebenso gut zu erkennen wie die ordentlich aufgereihten Lichter von Cross Town und sogar die Häuser auf den Hügeln von Northside. Alles war so ruhig und friedlich. Als wäre sie an einem vollkommen anderen Ort.
    Einem Ort, wo sie nicht erpresst wurde und sich nicht vor Angst in die Hose machte, weil Lex vielleicht »aus Versehen« die Klappe aufriss und sie dann endgültig geliefert wäre. Wo sie nicht Terribles brennenden

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