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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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seufzte sie und zog sich das Shirt wieder über den Kopf.
    »Guten Morgen«, sagte sie.
    Sie hasste die Gasmaske.
    Dabei war diese noch gar nicht mal so schlimm. In Terribles Wohnung hatte sie mal eins seiner Bücher durchgeblättert, eine Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Die Soldaten auf den Fotos, die in Schutzmaske aus dem Gasnebel ragten, hatten wie stark vergrößerte Insekten ausgesehen. Allein der Gedanke daran, so etwas anzuziehen, verursachte ihr Herzrasen.
    Die kleine Maske aus Kirchenbeständen war da ganz anders, eher wie der Mundschutz eines Chirurgen, ziemlich leicht und bequem. Trotzdem erlebte sie einen Anflug von Klaustrophobie, als sie sie aufsetzte und sich bückte, um ein Handtuch in den Schlitz unter der Schlafzimmertür der Pyles zu schieben.
    Als sie den Pyles erklärt hatte, dass sie im Begriff sei, gefährliche Magie einzusetzen, hatten sie sich entschlossen, trotz der klirrenden Kälte einen Spaziergang zu machen, wenigstens für ein paar Stunden. So lange würde sie hoffentlich nicht brauchen; vor allem da das, was sie vorhatte, eigentlich nicht das Geringste mit Magie zu tun hatte.
    Plastik raschelte, als sie den Beutel mit den grünen Holzspänen öffnete, den sie vorhin bei der Kirche abgeholt hatte. Einem weiteren Beutel entnahm sie ihre größte Feuerschale, stellte sie direkt vor dem Badezimmer auf dem Boden und schüttete die Späne hinein. Es dauerte einen Moment, bis sie Feuer fingen, aber als es so weit war, stieg eine dicke weiße Rauchwolke auf. Ausgezeichnet. Innerhalb weniger Minuten würde sich das Zimmer mit Rauch füllen, und dann konnte sie das Bad betreten.
    Es war Zeit, ihre Theorie zu überprüfen.
    Sie schaltete ihren Strommesser ein, ließ die Messdrähte vom Gürtel baumeln und ging ins Bad.
    Das Messgerät stieß ein leises Piepen aus, als sie über die Schwelle trat. Gut. Der Apparat, den sie hier vermutete - der in der Nacht, als die Pyles unten ihre kleine Party feierten, den Empfänger an ihrem Gürtel ausgelöst hatte -, war jedenfalls eingeschaltet. Jetzt konnte sie nur noch abwarten.
    Leider verursachten die schwelenden Holzspäne und der Rauch zu viel Hitze, sodass sich die Infrarotlinse nicht einsetzen ließ. So konnte sie nur herumsitzen und durch den Raum spähen, ob sich eine verräterische Unregelmäßigkeit im weißen Nebel zeigte.
    Da kam sie. Ohne einen Laut, ohne irgendeine Vorwarnung außer der plötzlichen Bewegung in der Ecke. Aus dem Schrank, in dem die Putzmittel aufbewahrt wurden.
    Chess bewegte sich vorsichtig darauf zu und leuchtete mit der Taschenlampe in den wabernden Rauch. Jetzt, wo sie wusste, woher es kam, war es nur allzu leicht, die Fährte zu verfolgen. Allzu leicht auch, das winzige Loch in der Schrankdecke zu entdecken. Sie hielt die Hand darunter und spürte, wie ihr ein Strom von kaltem Gas die Finger befeuchtete.
    Darauf nahm sie sich einen Schraubenschlüssel, ging zu den Waschbecken hinüber und wartete ab. Vielleicht würde sie das Klicken gar nicht hören, vor allem, wenn das Holzfeuer so leise vor sich hin knisterte, aber sie würde das Ergebnis erleben. Die Kamera schlug ihr sanft gegen die Brust, während sie sich bewegte.
    Ohne den verwirrenden, Übelkeit erregenden Einfluss des Gases erkannte sie den Geist als das, was er wirklich war. Ein Bild, das auf den Rauchwolken waberte, wobei der Lichtstrahl des Hologrammprojektors deutlich als Kegel, der von der Decke ausging, zu erkennen war. Sie legte den Kopf in den Nacken, entdeckte das winzige Loch noch rechtzeitig, bevor das Bild verschwand, und merkte sich die Stelle.
    An der Rückwand des Schränkchens lehnte eine Trittleiter. Sie holte sie hervor, klappte sie auseinander und kletterte hinauf, um sich das Loch genauer anzusehen und ein paar Bilder zu machen. Sobald sie einmal bewiesen hatte, wer der Schuldige war, würde sie die Decke aufbrechen, um an den Projektor heranzukommen. Das würde lustig werden.
    Ob sie wohl gerade die Version für Tageslicht oder die Nachtvariante zu sehen bekam? Sie warf einen Blick zum Schlafzimmer zurück, um zu sehen, wie der Betrüger es wohl schaffte, den Raum abzudunkeln, aber sie wurde enttäuscht. Stattdessen begann das Waschbecken zu gurgeln und betäubte Kakerlaken krochen aus dem Abfluss. Sie streifte sich ein Paar Handschuhe über und packte den Schraubenschlüssel fester.
    Es gab Dinge an ihrem Job, die ihr Spaß machten. Und andere, die keinen Spaß machten.
    Das hier gehörte definitiv zu den anderen Dingen. Eine zähe

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