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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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Pillendöschen griff. Bump verlangte von ihr, sich an Lex ranzuschmeißen, noch dazu vor Terribles Nase? Klar doch, Superidee. Das würde sie nur zugedröhnt durchstehen.
    Drei Cepts mehr würden helfen. Sie schluckte die Pillen und steckte sich dann eine Zigarette an.
    Als sie ungefähr zur Hälfte aufgeraucht hatte, krochen Scheinwerfer über die Brücke, tauchten alles, was ihnen in die Quere kam, in bleiches Licht und verloschen dann. Slobag war da.
    Ihr erster Gedanke war, dass er wie eine exakte Kopie von Bump aussah. Der gleiche Hut, nur in Rot. Der farblich passende Pelzmantel war mit winzigen goldenen Glöckchen besetzt. Sowohl die Hemden als auch die blaue Brokathose waren geschlitzt. Aber er bewegte sich in diesem Aufzug nicht ganz so selbstverständlich wie Bump. Er wirkte wie ein Schauspieler, und an seinen Bewegungen erkannte sie, dass er, anders als Bump, diese Klamotten nur trug, um Eindruck zu schinden, weil man es von ihm erwartete, und nicht, weil er wirklich Spaß daran hatte.
    Ihr zweiter Gedanke war, dass er Lex aus dem Gesicht geschnitten war. Die Ähnlichkeit war unverkennbar, obwohl Slobag nicht ganz so groß war wie sein Sohn und auch nicht das gleiche anmaßende Selbstbewusstsein verströmte.
    Der besagte anmaßende Sohn stand direkt hinter seinem Vater. Die schwarze Stachelfrisur glänzte wie Onyx. Er ließ den Blick über die Brücke schweifen, sah Chess kurz an und schaute dann gleichgültig beiseite. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie vor Anspannung den Atem angehalten hatte, aber jetzt seufzte sie erleichtert auf.
    Chess hielt sich im Hintergrund, während die Männer einander begrüßten, aber als sie zu ihr herüberkamen - Bump mit seinem typischen wiegenden Gang, Slobag so storchbeinig, als fürchtete er, die Straße würde ihm an den Füßen kleben bleiben -, wurde klar, dass sie sich hinter niemandem verstecken konnte. Slobag musterte sie misstrauisch von Kopf bis Fuß. Sie konnte ihm ansehen, was er dachte, und das war nicht gerade freundlich: Abscheu wegen ihrer Stellung bei der Kirche und wegen diverser Stellungen, die sie mit seinem Sohn und Erben eingenommen hatte.
    Sein starrer Blick tastete sie ab wie prüfende Finger.
    »Das ist Chess.« Bump wedelte mit der beringten Hand zu ihr herüber. »Ist zur Unterstützung hier.«
    Lex grapschte nach ihrer Hand und führte sie an die Lippen. Sie würdigte ihn keines Blickes; erst recht nicht, als seine Zunge hervorstieß und ihr zwischen Mittel- und Ringfinger schlüpfte.
    »Du bist also ’n hilfsbereites Mädchen, ja?«
    Sie entriss ihm die Hand und verschränkte die Arme fest vor der Brust. Ihr Gesicht glühte, und sie blickte starr auf das Brückengeländer.
    Lex lachte. »Ach komm, nun sei doch nicht so. Ich tu dir schon nichts, Mädel. Jedenfalls nichts, was dir nicht gefällt, hm? Wenn’s drum geht, es den Ladys ordentlich zu geben, dann bin ich echt Spitze.«
    Bastard. Klar, er hatte recht. Es hätte komisch ausgesehen, wenn er sie völlig ignoriert hätte. Und das durfte er auch gar nicht; wenn Bump mitbekäme, dass sie nicht mal versuchte, seine Anordnung zu befolgen, wäre er gar nicht glücklich. Aber so langsam dämmerte es ihr, dass er diese Vorstellung echt bis zum bitteren Ende durchziehen wollte. Sie war bei diesem Treffen das schwächste Glied, der Riss in der Fassade.
    Oder auch nicht. Sie warf Terrible einen Seitenblick zu. Seine Miene war immer noch starr, aber eine leichte Röte, über die er keine Kontrolle hatte, breitete sich langsam über seinen Hals aus.
    »Ich hör dich aber auch nicht Nein sagen«, fuhr Lex fort.
    Mühsam beherrschte sie ihre Stimme. »Nein.«
    »Na sieh mal einer an, sie kann ja doch sprechen. Ist es immer so schwer, dich zum Reden zu bringen?«
    Das war ein verkappter Hinweis auf ihre erste Begegnung, als er sie entführt und gefangen gehalten hatte, um sie dann beim ersten Anzeichen von Entzugserscheinungen mit einem Beutel Cepts zu ködern, bis sie sich auf ein Gespräch mit ihm einließ.
    »Für dich fallen mir noch ganz andere Wörter ein.«
    »Bestimmt. Vielleicht hast du ja hinterher Lust, mir die ins Ohr zu flüstern, was meinste?«
    Sie warf ihm einen finsteren Blick zu. Seine Augen blitzten spöttisch, als wäre das alles nur ein Spiel. Und für ihn war es das natürlich auch. Er war ja schließlich nicht in Gefahr.
    Wieso brachte es auf einmal so verdammte Schwierigkeiten mit sich, drogenabhängig zu sein? Es war doch so lange gut gegangen; sie hatte regelmäßig

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