Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
Vom Netzwerk:
durchschnittlichen Beziehung, oder sollte sie das alles aufgeben für die Möglichkeit - für den höchst unwahrscheinlichen Fall -, dass es da noch ... etwas anderes gab?
    Sie seufzte. Wenn, wenn, wenn - das war doch alles Scheiße. Sie hatte alles ruiniert. Sie hatte gewusst, was das nach sich ziehen würde, und es trotzdem getan. Selbstzerstörung war sie von sich ja schon gewöhnt, aber allmählich entwickelte sie sich zur reinsten Abrissbirne.
    Sie griff sich noch ein paar Pillen, spülte sie hinunter und inspizierte ihre zusammengewürfelte Truppe. »Okay«, sagte sie. »Dann mal los.«
    Das Haus wäre selbst ohne die Männer, die geduldig bis um die Ecke Schlange standen, leicht zu finden gewesen. Denn Chess spürte seinen Ruf wie ein sanftes, erotisches Flüstern auf der Haut, das mit jedem Schritt lauter wurde.
    Das Haus sah so heruntergekommen aus wie alle anderen in der Straße. Blasige, abblätternde Farbe, die wohl einmal weiß oder grau gewesen war, klebte zäh wie eitriger Ausschlag in dicken Placken an der Fassade, und ein paar wackelige Streben waren alles, was vom Verandageländer noch übrig war. Eigentlich stand es leer, eine abrissreife Bruchbude.
    Aber Chess wusste es besser, und deshalb erschien ihr das Haus durch die grünlich schwarze magische Aura wie ein Raubtier, das lauernd abwartete und die verhangenen Augen in trügerischer Schläfrigkeit halb geschlossen hatte.
    Hinter keinem der Fenster brannte Licht. Ein paar Türen weiter stieg aus den verkohlten Trümmern eines ähnlichen Hauses noch Rauch auf. Vielleicht war es abgebrannt, weil die Bewohner in ihrer Eile, Vanitas und Kemps heimtückische Waren zu testen, den Heizlüfter oder die Kerzen angelassen hatten. Zum Glück hatten die sich mit ihrem Geschäft so weit abseits niedergelassen. Hätten sie stattdessen ein Gebäude im Zentrum von Downside benutzt, wäre ihnen inzwischen sicher schon die halbe Einwohnerschaft ins Netz gegangen.
    Sie wandte sich um und musterte ihre Männer. Gemeinsam mit Oliver hatte sie ein Symbol improvisiert, das gegen sexuelle Erregung wirken sollte. Anscheinend funktionierte es. Immerhin reihte sich niemand in die Schlange ein, auch wenn ein paar von ihnen leicht glasige Augen bekamen. Wie lang die Schutzwirkung anhalten würde, wusste sie nicht. Sobald sie ins Innere kämen ...
    Sie schüttelte den Kopf. Dafür war später noch Zeit. Erst mal mussten sie die Freier verscheuchen. Sie würden nur stören und in Gefahr geraten.
    »Okay.« Sie stellte die Tasche ab und verschränkte die Arme. Wenigstens für den Moment konnte sie endlich einmal alles vergessen und sich ganz auf das Nächstliegende konzentrieren, auf ihren Job. »Ich möchte einen magischen Kreis um das ganze Gebäude ziehen, damit ich drinnen nicht jeden einzeln bearbeiten muss. Fletcher, glauben Sie, dass das Symbol den Bann brechen kann, unter dem sie stehen?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Schätze, wir müssen es einfach probieren.«
    »Okay. Dann machen wir das und sehen dann mal weiter. Ich möchte erst mal nicht zu viel Aufmerksamkeit erregen. Wahrscheinlich wissen sie sowieso schon, dass wir hier sind, aber trotzdem.«
    Fletcher nahm das Stück schwarze Kreide entgegen, das sie ihm hinhielt, und ging zu den Schlange stehenden Männern hinüber. Chess hielt den Atem an.
    Der von ihm gewählte Freier schenkte ihm keinerlei Beachtung, bis das Symbol auf seinem Arm vollständig war. Fletcher warf Chess einen fragenden Blick zu, aber bevor sie den Mund aufmachen konnte, schüttelte der Freier den Kopf, sah sich um, als verstünde er plötzlich nicht mehr, was er hier eigentlich tat, und trat aus der Schlange.
    Hervorragend. »Okay. Fletcher, Sie versehen sie alle mit dem Symbol. Ich beginne mit dem Zauber, in Ordnung?«
    »Was hältste davon, wenn ich mitkomme?« Lex stand mit gezogenem Messer bereit, und unter seinem Hemd erkannte sie die Ausbuchtung einer Pistole.
    Terrible schnaubte verächtlich und wandte sich ab. Chess ignorierte ihn.
    »Ja, meinetwegen. Aber halt die Klappe. Ich muss mich konzentrieren.«
    Sie baute ihre Rute auf dem Bürgersteig auf, sodass sie nach Osten zeigte, fixierte die eiserne Bodenplatte und steckte beidseits die Kerzen hinein.
    Irgendetwas stimmte hier nicht. Sie wusste nicht genau, was, aber irgendetwas war hier definitiv nicht in Ordnung, und es war nicht nur die Angst, die in ihr hochstieg, oder die Trauer über den Tod so vieler Menschen oder die Traurigkeit über ihr Zerwürfnis mit Terrible - Scheiße,

Weitere Kostenlose Bücher