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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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wie sie war, wie sinnloses Gebrabbel klangen. Der Salzkreis geriet ihr dabei mal dünner und mal dicker; sie bewegte sich zu sprunghaft, um eine gleichmäßige Linie hinzubekommen.
    Im Getümmel erhaschte sie einen Blick auf Terrible und hatte gerade genug Zeit, das Blut zu registrieren, das ihm über das Gesicht strömte, bevor sie ihn wieder aus den Augen verlor. Sie wurde angerempelt, in Rippen und Arme geknufft und beinahe umgerissen. Ihr blieb nur die Hoffnung, dass sie dabei keine allzu großen Lücken im Salzkreis hinterließ und er das Gelände trotzdem richtig abriegelte.
    Irgendwie hatte sie das ungute Gefühl, dass es nicht funktionieren würde, aber sie konnte nichts dagegen unternehmen.
    Sie zog ihr Messer aus der Tasche und wich den letzten paar Schlägen aus. Jetzt war es Zeit, den Kreis zu schließen.
    Fletcher fing ihren Blick auf und bemerkte das Messer in ihrer Hand. Sie deutete einen Schnitt an und zeigte dann auf sich selbst. Hoffentlich verstand er, was sie damit meinte.
    Das tat er. Er nickte und schlug sich um die Kämpfenden herum an den Rand des Getümmels. Die Reihen hatten sich inzwischen sichtlich gelichtet. Am Rand schwebten langsam ein paar Geister herum, einige davon außerhalb ihres Salzkreises, aber alle durch die Friedhofserde und Fletchers Machtworte gebannt. Sollte sie ihren Psychopomp hinter ihnen herschicken, bevor sie ins Hausinnere vordrang? Oder wäre das Zeitverschwendung?
    Es sei denn ... Ihr Blick wanderte nach oben. Dort kreisten Vögel um das Gebäude, schwebten auf den Luftströmen über den Kämpfenden. Psychopomps. Es waren wilde Exemplare, deren Gebrauch im Ritual eigentlich nicht zu empfehlen war. Sie hatte noch nie gehört, dass es tatsächlich jemand versucht hatte, außer mit einer Eule, wie Kemp und Vanita sie eingesetzt hatten, aber auch sie mussten das Tier trainiert und lange mit ihm gearbeitet haben. Anders war das nicht möglich.
    Hier hatten sich ganz gewöhnliche Vögel versammelt: Spatzen, Tauben und Krähen. Einmal glaubte sie auch einen Falken zu erkennen, aber er verschwand, bevor sie ganz sicher sein konnte.
    Fletcher schrie etwas, das sie nicht verstand. Er kämpfte darum, sich auf den Beinen zu halten, und die Müdigkeit war seinen hängenden Schultern und den langsamen Bewegungen deutlich anzusehen. Wenn ihm die Energie ausging, wenn er verletzt oder getötet wurde, gab es nichts mehr, was die Geister noch aufhalten konnte.
    Dann also los.
    Die letzten Salzkörnchen rieselten ihr durch die Finger, und der Kreis war geschlossen. Magie wirbelte um sie herum, während der Wind erstarb. Zeit, den Bannkreis zu versiegeln.
    Der Messergriff fühlte sich warm und vom Schweiß ein wenig glitschig an. Sie hob die linke Handfläche über die Salzlinie. Mit der Rechten setzte sie die Messerspitze auf den linken kleinen Finger, direkt neben die verschorfte Wunde vom Friedhof.
    »Durch das Salz schließe ich den Kreis. Durch das Blut schließe ich den Kreis. Durch meine Kraft schließe ich den Kreis, auf dass er widerstehe und nicht gebrochen werde.«
    Bei dem Wort »Blut« fügte sie sich mit einer raschen, entschlossenen Bewegung einen Schnitt quer über die Fingerkuppe zu. Blut quoll heraus, tropfte zu Boden und tränkte das Salz.
    Ihr ganzer Körper erbebte. Die schwarze Magie, die das Haus schützte, reagierte mit ihrem Zauber. Chess fühlte sich, als würde sie entzwei gerissen und als schlüge man von beiden Seiten auf sie ein. Ein Schrei entrang sich ihren zusammengepressten Lippen. Ihr Kopf schien jeden Moment explodieren zu wollen.
    Eine Million Meilen entfernt hörte sie Fletchers gellenden Schrei. Scheiße. Er bekam natürlich auch etwas davon ab. Wenn er sich jetzt nicht mehr rühren konnte ... sicher, er war stark, aber trotz seiner Ausbildung und Veranlagung war er kein Hexer. Sie konnte dagegen ankämpfen - glaubte sie wenigstens -, aber ob er das schaffte, wusste sie nicht.
    Sie reckte die linke Hand und sah zu, wie das Blut von dort in die Luft gesogen wurde. »Ich rufe die Todesboten! Omithramii mordreus, ich befehle euch!«
    Die magische Macht traf sie hart wie eine Wand, blind, mitleidlos und kalt wie der Tod selbst. Ihr Körper schrie auf; sämtliche Muskeln und Nerven bebten vor Qual, als sie darum kämpfte, dem Ansturm standzuhalten. Es war zu viel, viel zu viel, es würde sie in Stücke zerreißen, sie würde sich in Nichts auflösen. Ihr Verstand machte dicht. Nur ein winziger bewusster Teil wehrte sich noch, schlug wie wild um sich

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