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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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hatte sie wirklich geglaubt, er würde ihr einfach so mir nichts, dir nichts verzeihen, nach allem, was sie ihm angetan hatte?
    Irgendetwas stimmte hier nicht, und sie wusste nicht, was es war. Aber sie hatte das ungute Gefühl, dass sie es gleich herausfinden würde.
    Das Säckchen Salz, das sie mitgebracht hatte, würde trotz seines beträchtlichen Umfangs nicht ausreichen, um einen Ring um das gesamte Gebäude zu ziehen, der so breit war, wie sie es gern gehabt hätte, und der böige Wind erschwerte das außerdem. Sie würde sich auf eine dünne Markierung beschränken müssen und dann darauf hoffen, dass ihre Kraft die Barriere aufrechterhalten konnte.
    Ein zweiter Psychopomp wäre auch ganz nett gewesen. Ach, verdammt. Warum musste alles immer so schwierig sein?
    Die Schreie hinter ihr erreichten ihre Ohren genau in dem Moment, als auch ihre übernatürlichen Sinne in höchsten Tönen Alarm schlugen. Zu einfach. Es war aber auch wirklich zu einfach, davon auszugehen, dass ein einziges Symbol genug war, oder? Dass der Bann, der die Luft rund um das Gebäude erfüllte, mit einem einzigen bescheuerten Symbol aus der Welt zu schaffen war?
    Ja, das war auf jeden Fall zu einfach gedacht. Sie fuhr herum und sah, wie der Kampf begann.

29
    Einen ungezähmten Psychopomp einzusetzen ist ein
    ernstes Vergehen, aber einen Psychopomp zu töten ist
    ein unverzeihliches. Es bringt sowohl das Leben als auch
    die Seele des Mörders in Gefahr.
    Psychopomps: Schlüssel zum Ritual und den Geheimnissen
    der Kirche vom Ältesten Brisson
    Männer. Die Männer in der Schlange verwandelten sich schlagartig von fügsamen Lustzombies in einen wütenden Mob. Männer in Roben, wie sie auch Kemp im Krematorium getragen hatte, strömten aus dem Hauseingang. Es waren nur fünf oder sechs, aber ihre Macht traf Chess wie ein Faustschlag in die Magengrube. Sie alle dienten Geistern als Gefäß, die ihnen im Austausch für den Körper übernatürliche Kräfte verliehen. Verdammt, und wenn sie starben, dann würden diese Geister freikommen ...
    Sie konnte nichts tun, außer den Kreis so schnell wie möglich zu vollenden, damit sie sich ans Werk machen konnte. Denn ohne den Kreis konnte der Psychopomp entkommen, frei in der Stadt umherschweifen und sich alle Seelen schnappen, die er wollte. Er konnte sogar morden - und dafür würde man sie verantwortlich machen, wenn der Psychopomp schließlich eingefangen würde und herauskäme, dass er ihr gehörte.
    »Septikosh, septikosh«, murmelte sie. Sie wollte sich so lange wie möglich ruhig und unauffällig verhalten, damit niemand auf sie aufmerksam wurde. Lex zog neben ihr die Pistole aus dem Hosenbund. Ihre Blicke trafen sich, sie nickte und umrundete weiter das Haus, während ihr das Salz durch die Finger rieselte.
    Sie bogen um die Ecke, und Chess konzentrierte sich mit aller Kraft auf den Kreis und die Zauberworte, die sie aus der zugeschnürten Kehle presste. Die Energie ließ ihr die Haare zu Berge stehen. Scheiße, die Machtkonzentration an diesem Ort war unglaublich.
    Jeder Schritt fühlte sich an, als ginge sie auf ihren Tod zu. Ihr Blickfeld verschwamm an den Rändern. Es war nicht allein die Stärke der Magie an diesem Ort, es war die pure Bosheit, die sie darin spürte. Es überraschte sie nicht, dass überall an dem verdammten Haus Schutzzauber angebracht waren - deshalb waren bestimmt auch die Männer in der Schlange plötzlich auf sie losgegangen. Mit Sicherheit gab es da eine Art Alarmanlage gegen fremde Magie. Allerdings blieb abzuwarten, wie leicht sie zu knacken war, wenn überhaupt.
    Um solche Schutzvorkehrungen konnte sie sich aber erst kümmern, wenn es soweit war. Wenn sie es überhaupt so weit schaffte. Sie hatte noch keine Ahnung, wie viele sie aus dem Hausinneren beobachteten oder wo Kemp und Vanita steckten.
    Da kam auch schon die nächste Ecke. Sie befanden sich jetzt auf der Rückseite des Gebäudes. Hier gab es keine Beleuchtung mehr, und der Mond versteckte sich irgendwo im rissigen Betonhimmel. Schatten huschten und flackerten über das unebene Pflaster und verwandelten ganz gewöhnliche Bauten in bedrohliche Giganten, die nur darauf warteten, sich auf sie zu stürzen.
    Als sie Haarsträhnen im Gesicht kitzelten, blieb sie kurz stehen, um ein Haargummi aus der Hosentasche zu ziehen. Dabei fiel ihr Blick auf den Müllcontainer an der Häuserwand ... und auf den Arm, der daraus hervorragte.
    Genau so einen Container hatte sie doch auch am Krematorium gesehen, oder?

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