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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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Schritten war sie über den Korridor und zurück in Ardens Zimmer. Ihr blieb keine Zeit, um die Alarmvorrichtung unter dem Teppich wieder zu entfernen oder den Schutzkreis an der Treppe wegzuwischen. Ein Gewirr ärgerlicher Männerstimmen drang zu ihr herein, und von weiter her besorgtes Frauengeplapper. Die Partygäste waren über die Störung wohl nicht gerade erfreut. Was man ihnen ja auch eigentlich nicht verdenken konnte.
    Zwei Möglichkeiten: Die Leiter ausfahren und das Risiko eingehen, am Boden geschnappt zu werden, oder sich in Ardens Kleiderschrank verstecken. Beides nicht so toll. Vor allem, wenn die Wachleute auch Ardens Zimmer durchsuchten, und dabei das fehlende Kabel stießen oder auch - tja, sie selbst.
    Sie entschied sich fürs Abhauen. Mit der Rechten zog sie die Leiter aus der Tasche, während sie mit der Linken das Fenster hochschob.
    Moment mal. Die Stimmen wurden lauter. Jede Sekunde würden sie an der Tür sein. Vier Meter tief, und sie selbst war nur eins siebenundsechzig groß. Erwischt werden - oder den Fuß verstauchen? Die Verstauchung siegte. In einer einzigen Bewegung griff sie nach dem eiskalten Fensterbrett und schwang sich hinaus
    Eine Sekunde lang hing sie als Zielscheibe an der Hauswand, eine weitere Sekunde lang fiel sie.
    Der Schmerz schoss ihr die Beine empor, aber es sah nicht so aus, als hätte sie sich etwas gebrochen. Strauchelnd kam sie auf die Füße und rannte. Aus der Dunkelheit zwischen den Bäumen warf sie einen Blick zurück und sah, wie die Wachen um das Haus gerannt kamen.
    Sie ließen Lex Auto auf der Fünfzehnten stehen und gingen den Rest zu Fuß; jenseits der Dreißigsten gab es Gegenden, wo selbst Slobags Leute lieber Vorsicht walten ließen, und genau dorthin waren sie unterwegs. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Zwar vertraute sie darauf, dass Lex sie beschützen würde. Wirklich. Jedenfalls so gut es ging. Aber sie konnte sich wahrhaftig etwas Besseres vorstellen, als in einer eiskalten Nacht auf der Straße herumzustromern. Vor allem, nachdem er ihr bei seinem Anruf nicht mehr verraten wollte, als dass er vielleicht Informationen hätte und dass sie mal bei ihm vorbeikommen sollte.
    Lex fasste sie bei der Hand und führte sie in eine Seitengasse. Wenn es nicht so kalt gewesen wäre, hätte sie das vielleicht in Alarmbereitschaft versetzt, aber angesichts der Lage bezweifelte sie, dass er irgendwie frech werden würde.
    Da irrte sie sich bei ihm nicht zum ersten Mal. Seine Lippen waren kalt, wurden aber sehr schnell warm. Leider galt das nicht für seine Hände. Als er sie unter ihr T-Shirt schob, kreischte sie kurz auf.
    Sein Lachen drang als warmer Hauch an ihren Hals. »Kalte Pfoten, hm?«
    »Die reinsten Eisklötze.«
    »Tut mir leid.« Er knabberte ihr sanft am Ohrläppchen. »Haste vielleicht ’n warmes Plätzchen, wo ich sie hinstecken kann?«
    »Bei dem Wetter? Vergiss es.«
    »Ach, hab dich nicht so. Tu einfach so, als wären wir zu Hause in meinem Bett.«
    »Wir sind aber nicht in deinem Bett. Wir sind in einer Seitengasse. Selbst wenn die verdammte Kälte nicht wäre, könnte jemand vorbeikommen und uns sehen.«
    »Das macht's doch erst geil, findest du nicht?« Seine Zähne wanderten zu ihrem Hals hinab. »Los, Tülpi, lass uns für ’n bisschen Hitze sorgen, hm?«
    Sie stieß ein leises, halb ersticktes Kichern aus. »Hast du mich deshalb hierhergebracht?«
    »Nö, aber du siehst einfach so verdammt süß aus in diesem Kirchenmäntelchen, weißte? Diese großen Knöpfe da vorne find ich scharf.«
    Er drängte sie gegen die schmutzige Backsteinmauer und küsste sie. Sie fasste mit tauben Händen an seinen Hintern und schob sie hinauf unter seine Lederjacke und den Saum des löchrigen Pullovers, bis sie nackte Haut ertastete. Japsend zuckte er zusammen.
    »Kalt, was?«
    »Musste das unbedingt sein? Hättste mir das nicht anders klarmachen können, oder was? Echt fies.« Aber er grinste, genau wie sie »Vielleicht sollte ich deine Hände mal unschädlich machen, was meinste? Ungefähr so ...«
    Ihre Handgelenke prallten gegen die Ziegel, die sich rau und kalt auf der Haut anfühlten. Ihr Puls ging schneller.
    »Sieht so aus, als hätt ich dich gefangen, hm?«
    »Sieht so aus«, gab sie zu. Seine Lippen waren nur Zentimeter von ihren entfernt. »Aber wenn wir uns hier mit jemandem treffen wollen, sollten wir dann nicht auch wirklich zu dem Treffen gehen?«
    »Ach, Mann. Du machst dir immer bloß Sorgen, ob wir da hingehen, wo wir gesagt haben.«

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