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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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alles Licht geschluckt wurde und man das Gefühl hatte, dass keine noch so starke Glühbirne das Zimmer so richtig hell machte, würde so gut wie jeder auf eine Projektion hereinfallen. Und vielleicht sogar Chess, aber höchstens bis sie bemerkte, dass der vermeintliche Geist zwar zu sehen, aber nicht zu spüren war.
    Okay, wenn die Pyles auf Kameras standen ... keiner der Videorekorder, die sie dabeihatte, war klein genug, aber sie würde beim nächsten Mal welche mitbringen und hier verstecken. Die Vorhänge hingen an dicken Messingstangen mit verschnörkelten Knäufen; dahinter ließe sich problemlos ein Kabel mit einer Minikamera entlangführen. Bis dahin konnte sie schon mal herausfinden, was hier eigentlich aufgenommen wurde.
    Chess zog die Schubladen auf und stieß auf eine beeindruckende Sammlung von Vibratoren und anderem Sexspielzeug - von dem sie einiges gar nicht einordnen konnte - aber keine Discs für die Player-Rekorder-Kombination.
    Die fand sie jedoch unter dem Bett zusammen mit ein paar Kartons voller schwarzer Spitzennachthemden. Sieben Stück, unbeschriftet. Die Prüfung des Inhalts musste sie auf später verschieben und kopierte darum die Discs eine nach der anderen auf den kleinen Scanner-plus-Rekorder, den sie im Gepäck hatte. Leichter - und vermutlich auch der Bildqualität dienlich - wäre es gewesen, den vorhandenen Rekorder zu benutzen, aber sie wollte kein Risiko eingehen.
    Sie steckte sich die Stablampe in den Mund, solange sie die kleine Anlage fotografierte, schloss das Schränkchen, legte die Discs unter das Bett zurück und machte sich dann an den Kleiderschrank. Alle Klamotten gehörten Roger. Kyms Garderobe war sicher im begehbaren Kleiderschrank, dem Chess sich als Nächstes widmen würde.
    Sechs Schubladen, in denen sich nichts als Unterhosen, Socken und schlichte Unterhemden befanden. Nicht mal ein Pornoheftchen war darunter versteckt. Allerdings waren Pornoheftchen wahrscheinlich auch überflüssig, wenn man nicht nur auf Kym, sondern auch eine beliebige Anzahl williger Partygäste zurückgreifen konnte, wann immer einem danach war. Eine rasche Untersuchung mit dem Strommesser bestätigte, dass sich auch im Holz der Schubladen und der Schrankwände nichts verbarg.
    Kyms begehbarer Kleiderschrank - eigentlich Kyms und Rogers, denn der Inhalt bestand zu einem Drittel aus Herrenbekleidung - war beinahe so groß wie das gesamte Schlafzimmer. Chess trat ein und fuhr erschrocken zurück; ihr Herz machte einen Sprung.
    Ein Spiegel. Idiot. Ein breiter, mannshoher Spiegel, weiter nichts. Daneben ein Schminktisch mit abgedunkelten Glühbirnen.
    Sie schritt den Raum mit dem Spektrometer ab, empfing aber nichts als ein paar zufällige Piepser. Sie wiederholte die Runde mit dem Sensor des Strommessers. Wieder nichts. Nichts in den Hunderten Paar Schuhen, die sich in vierstöckigen Regalen an den Wänden präsentierten. Nichts in den Taschen all der seidigen Hosen, nichts im Futter der Pelzmäntel. Mithilfe eines langstieligen Spiegels schaute sie auf ein Regalbrett, das für sie ein Stück zu hoch angebracht war.
    Dann konnte sie sich nicht mehr länger davor drücken. Sie musste das Badezimmer durchsuchen.
    Es wartete auf sie und schien zur Begrüßung aufzuseufzen, als sie den Fuß auf den dunklen Marmorboden setzte. Im schwachen, kalten Mondlicht, das durch das vereiste Fenster fiel, wirkte der ganze Raum feucht und wie von einer widerlichen, schmierigen Schicht überzogen.
    Das Gerät an ihrem Gürtel gab ein leises Brummen von sich. Leute im Obergeschoss? Sie hatte weder Stimmen noch Schritte gehört, aber die Elektronik log nicht. Sie presste sich an die Wand und wartete angestrengt lauschend.
    Aber entgegen ihrer Erwartung war nichts zu hören, und die Stille wurde immer drückender, bis das Pochen in ihren Ohren alles überlagerte. Was war hier los? Stand da jemand im Flur herum oder — bei der Art von Party nicht unwahrscheinlich — hatte sich zum Ficken dorthin verzogen?
    Wenn Chess erwischt wurde, war das auch nicht das Ende der Welt. Die Unterlagen, die die Pyles unterschrieben hatten, als sie ihre Beschwerde einreichten, gestatteten Chess oder jedem anderen Kirchenmitarbeiter jederzeit freien Zutritt zum Grundstück, auch unangekündigt. Aber sich erwischen zu lassen war einfach unprofessionell. Ein Zeichen, dass man vielleicht nicht die nötige Cleverness mitbrachte. Atticus Collins hatte heute noch an dem Vorfall zu knabbern, als er vergessen hatte, seine magische Hand zu

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