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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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den unausweichlichen Angriff.
    Durch das Zischen der Flammen hörte sie Röhren rattern und scheppern. Die Ratten krabbelten, von der Hitze angezogen, auf die Fließbänder. Als sie begriffen, dass sie damit ins Feuer geschoben wurden, war es bereits zu spät. Chess sah eine explodieren wie einen Böller.
    Lex zerrte sie weiter. Vielleicht konnten sie den Mörder ja doch noch erwischen oder wenigstens hier rauskommen. Sie hatten es schon halb durch den Raum geschafft. Der Mörder versteckte sich vielleicht im Büro oder oben auf dem metallenen Laufsteg, der rund um die Halle lief.
    Er stand direkt vor ihnen. Sie standen direkt vor ihnen — der Bastard hatte einen Geist bei sich.
    Chess sprang beiseite. Lex war schon in Bewegung und stieß mit dem Messer zu. Chess wirbelte herum und schwang die Klinge, tastete gleichzeitig mit der Linken nach dem Reißverschluss der Tasche. Schnell. Nicht schnell genug. Kalte Hände schlossen sich um ihren Hals.
    Oh Scheiße ... Erregung toste ihr über die Haut, setzte sie in Brand wie eine Leiche im Ofen, die in Sekundenschnelle zu Asche verbrannte. Sie wusste kaum noch, wer sie war; ihr Körper zuckte bei einem schmerzhaften, widerwärtigen, hasserfüllten Orgasmus, den sie nicht wollte, über den sie keine Gewalt hatte. Und dann sah sie sich wieder in ihrem Bett mit vierzehn Jahren, angeekelt von dem, was sie ihr antaten, und zugleich voller Selbsthass, weil sie nicht anders konnte, als es zu genießen, und die Scham schlug über ihr zusammen wie ein rotes Meer voller gebrauchter Spritzen und Glasscherben, die ihr die Haut von den Knochen schabten. Sie schrie noch, als ihre Kehle längst wund war. Ihre Tätowierungen glühten wie frische Brandwunden. Sie sank, fiel... Die anderen siegten. Sie war geschlagen. Die Erkenntnis traf sie wie ein Keulenschlag, und mit ihr kam eiserne Entschlossenheit. Sie war nicht mehr vierzehn. Sie war nicht mehr jenes Kind, und sie würde nicht einfach hier rumliegen und verrecken. Nicht nach allem, was sie durchgemacht hatte.
    Aber sie trat und schlug nur ins Leere, während die Hände um ihren Hals weiter zudrückten, ihr den Atem und, was noch schlimmer war, auch die Blutzirkulation abschnürten. Mit Fingern wie aus Gummi ertastete sie den Schieber des Reißverschlusses und zog daran. Die Tasche bewegte sich mit, aber der Reißverschluss öffnete sich ... gerade weit genug. Sie brauchte Luft, und sei es auch die glühend heiße, egal, sie brauchte sie. Ihr wurde schwarz vor Augen ... Sie riss die Rechte hoch und stach nach der Hand des Geistes. Immerhin spürte sie deren festen Griff, und die materiellen Teile eines Geistes konnte sie verletzen. Sein Gesicht ... oh Mist, oh Scheiße, seine Augen, diese Augäpfel, die da in seinem schemenhaften Gesicht hingen - ihrem Gesicht - Scheiße, nein, das war unmöglich ...
    Zum Glück führte ihr Arm die Bewegung fort und stieß das Messer in die fremde Hand, die zuckend ihren Griff lockerte, genug, dass Chess verzweifelt Luft holen konnte. Im selben Moment bekam sie die Tasche auf. Die Erde, die Friedhofserde, irgendwo da drinnen war doch welche, sie musste einfach da sein, verdammte Scheiße ...
    Lex brüllte. Der Mörder brüllte. Durch den Geist hindurch sah sie, wie die beiden miteinander kämpften und dabei Stück für Stück auf das hungrige Maul des nächstgelegenen Ofens zusteuerten. Die Flammen im Inneren leckten nach draußen, als freuten sie sich schon auf die nächste Mahlzeit.
    Chess stach noch einmal mit dem Messer zu und verfehlte das Ziel, ritzte die eigene Wange mit der Spitze und fügte sich einen langen, schmerzhaften Schnitt zu. Gut. Der Schmerz brachte sie zur Besinnung und machte sie rasend.
    Sie wühlte am Boden der Tasche herum, konnte aber die Erde nicht finden, fand überhaupt nichts. Ihr schwirrte der Kopf. Sie zog die Hand heraus und fuhr damit durch den Geist, in der Hoffnung, dass wenigstens ein bisschen Erde an den Fingern klebte, die der Erscheinung Kraft rauben würde.
    Es funktionierte. Nur für eine Sekunde oder zwei, aber es funktionierte, und ein oder zwei Sekunden waren alles, was sie brauchte. Sie stieß beide Hände zwischen die Arme des Geistes und riss sie nach außen, während sie sich duckte, sodass sie ihn an den Handgelenken erwischte, genau da, wo er feste Gestalt angenommen hatte.
    Sie stürzte zu Boden, rollte sich ab und kam auf die Füße. Sie musste doch etwas dabeihaben, irgendetwas Nützliches. Es hatte keinen Sinn, weiter nach dem Tütchen mit der

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