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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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Erde zu kramen, dafür blieb ihr jetzt keine Zeit mehr. Sie musste beim Rennen ausgekippt sein. Elektrizität? Ihr Strommesser war in der Tasche. Sie könnte die Anschlüsse umpolen und die Kraft des Geistes gegen ihn wenden, aber was dann? Das würde nicht reichen, um ihn auszuschalten, und ihn einfach nur zu zwingen, feste Gestalt anzunehmen, würde auch nichts nützen. Sie könnte ihm auf diese Weise zwar Schmerzen zufügen, aber ihn nicht ernsthaft verletzen oder lähmen. Feuer? Pure Hitzeenergie. Vielleicht würde es funktionieren. Zumindest würde sie diese grauenhaften nackten Augäpfel vernichten, und das allein wäre schon eine Riesenerleichterung.
    Chess stürmte um Lex und den Mörder herum, die weiter erbittert kämpften und dem Ofen noch näher gekommen waren. Der schied also schon mal aus. Sie überlegte kurz, dem Mörder eins mit dem Messer zu verpassen, um Lex einen Vorteil zu verschaffen, aber da stürzte sich schon der Geist auf sie. Sie konnte sich gerade noch ducken, stieß sich aber das Knie am Zementboden auf. Die Gelegenheit war futsch.
    Das würde jetzt wehtun.
    Sie sprintete auf die Eingangstür zu, um den Geist von Lex und dem Mörder wegzulocken. Falls sie unterlag, wollte sie ihn wenigstens nicht ablenken, sondern ihm ein paar Augenblicke zur Flucht verschaffen.
    Das Fließband sah anders aus, als sie erwartet hatte. Es bestand aus mattem, biegsamem Metall und klapperte leise, während es sich zwischen Puffern und Rädern hindurchschlängelte. Der Rand des Bandes bestand aus schmalen Eisenstäben. Hervorragend. Sie holte tief Luft und sprang hinauf.
    Die Hitze traf sie wie eine Welle, schlimmer als je zuvor, schlimmer noch als vorhin im Geistergefängnis. Ihre Lippen rissen beinahe sofort. Wieder verschleierte sich ihr Blick. Scheiße, schlechte Sicht konnte sie echt nicht gebrauchen, jetzt war perfektes Timing gefragt.
    Der Geist machte einen Satz auf Chess zu und landete aber neben ihr auf dem Band - Geister waren aus irgendeinem Grund keine guten Springer. Schön.
    Das Metall brannte höllisch an den Schenkeln. Sie wollte schreien. Es fühlte sich an, als würde sie jeden Moment in Flammen aufgehen ... und ...
    Der Geist kam auf sie zu und verzerrte die schemenhaften Lippen, als freute er sich schon auf Chess’ baldigen Tod. Vermutlich malte er sich aus, wie er ihre Energie ausschlürfte wie einen Milchshake durch einen Strohhalm. Und Chess war sich gar nicht so sicher, dass er das Vergnügen nicht tatsächlich haben würde.
    Die Stahlwand des Ofens versengte ihr die Haut, als sie hinter sich griff und sich mit den Handflächen daran abstützte. Sie machte einen Schritt gegen die Laufrichtung des Bandes und noch einen, um nicht zu fallen. Wenn sie stürzte, war alles verloren. Dann gäbe es kein Entrinnen ...
    Der Geist sprang. Chess atmete ein, hielt die Luft an und spannte die Schenkel. Sie winkelte die Arme an und stieß sich erst nach oben, dann nach hinten ab, während der Geist in den Ofen sauste.
    Der Geruch von brennendem Stoff stieg ihr in die Nase. Ihre Jeans rauchten bereits. Sie sprang auf und vertrödelte keine Zeit damit, zu gucken, ob das Feuer den Geist tatsächlich aufgehalten hatte. Wenn ja, war sie in Sicherheit. Wenn nicht, war sie tot. Dann wollte sie ihre letzten Augenblicke nicht damit verschwenden, sich Sorgen zu machen.
    Stattdessen stürmte sie über den Ofen. Ihre Stiefel dröhnten auf dem Stahl. Am anderen Ende sprang sie hinunter.
    Lex’ Messer stieß auf Zement. Der Mörder schrie. Sie kam gerade noch rechtzeitig, um zu verhindern, dass Lex noch einmal zu stieß und ihm den Rest gab.
    Lex wehrte sie einen Augenblick lang ab, hielt aber inne, als er sie erkannte. Sie kam gleich zur Sache.
    »Was hast du vor?«, fragte sie den Mörder krächzend und klang ganz fremd. Sie überlegte, die Wasserflasche aus der Handtasche zu holen, entschied sich aber dagegen. Damit würde sie schwach aussehen. »Warum tust du ihnen das an?«
    Der Mörder lachte. Im roten Feuerschein sah er aus wie ein Dämon aus den alten Legenden. Symbole und Zeichen bedeckten seine Haut so vollständig, dass er aus nichts anderem zu bestehen schien. Er wirkte gesichtslos bis auf die schwarzen Augen und die blutigen Zähne. »Du«, sagte er mit einer Stimme wie zischender Dampf. »Ich kenne dich. Du bist sehr neugierig, nicht?«
    Ihr Puls ging plötzlich dreimal so schnell. Er kannte sie? Die Augen ... die Augen im Auto. Er musste sie und Terrible am Tag zuvor gesehen haben, wahrscheinlich

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