Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
Vom Netzwerk:
währenddessen spürte sie, wie er sie aus den Augenwinkeln beobachtete und auf ihre Reaktion wartete. »Mir tut’s auch leid. Ich wollte eigentlich nicht so hart mit dir sein. Ich meine, ich hab dir ganz schön was an den Kopf geworfen, aber ich hab’s nicht so gemeint, echt nicht.«
    Seine Schultern lockerten sich; ihr war vorher gar nicht aufgefallen, wie verkrampft er gewesen war. Wahrscheinlich wäre sie auch ziemlich angespannt gewesen, wenn ihr das körperlich möglich gewesen wäre. Der Rausch war zwar so ziemlich vorbei, aber sie fühlte sich immer noch entspannt und so ruhig wie schon seit Tagen nicht mehr. »Okay, dann ist ja alles klar.«
    Einen Moment herrschte Schweigen, aber es war eine friedliche Stille. Eine angenehme Ruhe.
    »Terrible?«
    »Ja.«
    »Glaubst du, wir finden sie bald? Ihr Haus?«
    Er zuckte die Achseln. »Kein Ahnung. Hoffentlich. Wenigstens wissen wir jetzt, wonach wir gucken, hm? Wie biste eigentlich darauf gekommen?«
    »Äh.« Okay, das war jetzt ein bisschen peinlich. »Ich hab mir Beweismaterial für die Arbeit angeguckt. Jedenfalls dachte ich, es wäre Beweismaterial, aber es waren dann doch eher, ähm, Amateurfilme, und da war eine Frau als Geist verkleidet ...«
    Er grinste. »Nicht gerade das, was du erwartet hast, oder? Als Beweismaterial.«
    »Nein. Nein, überhaupt nicht.«
    »Schätze, Kirchenarbeit macht mehr Spaß, als ich dachte.«
    Sie lachte.
    »Hey, vielleicht sollte ich mich da auch mal melden, was meinste? Ich pass da doch super rein, oder? Ich würde in der Menge gar nicht auffallen. Wär so gut wie unsichtbar.«
    »Ich glaube nicht, dass du irgendwo unsichtbar wärst«, sagte sie, und die Hitze stieg ihr ins Gesicht. Hoffentlich verstand er das jetzt nicht falsch.
    Er wechselte die Spur und zog den Wagen links rüber. Dann räusperte er sich. »Also, willste jetzt gleich loslegen? Der Sache nachgehen, mein ich. Oder vielleicht lohnt sich's auch noch gar nicht, mit dem, was du rausgekriegt hast ...«
    Der Themawechsel kam ihr gerade recht, aber es wäre schön gewesen, wenn er sich für ein anderes entschieden hätte. »Nein, das ist überhaupt keine schlechte Idee. Ich denke zwar auch nicht, dass viel dabei rauskommen wird, aber den Versuch ist es wert.«
    Es wird nichts dabei rauskommen, weil sie mich ständig verfolgen, dachte sie, aber das konnte sie ihm nicht sagen. Sie würde sich eine Lüge einfallen lassen müssen, wo sie die Geister gesehen hatte, und das wollte sie nicht. Noch viel weniger wollte sie, dass er sich dafür verantwortlich fühlte, wo sie sicher unterkam, wenn sie doch bei Lex wohnen konnte. Sie wollte nicht mal eine Sekunde darüber nachdenken.
    »Ja, glaub ich auch. Haste die noch mal gesehen? Wieder ’n paar Augen ins Auto gelegt gekriegt?«
    »Nein. Aber das bedeutet nicht, dass sie nicht irgendwo da draußen sind oder dass sie mich nicht erkennen würden, weißt du? Glaubst du, Bump würde auf mich hören, wenn ich ihm das erzähle?«
    »Hört denn nicht jeder irgendwie auf dich?«
    Ihr überraschtes Lachen klang viel zu laut und war ihr selber peinlich. Der Rausch war so gut wie vorüber, aber die Fröhlichkeit blieb. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sie sich einigermaßen gut.
    Sie hatten Downside inzwischen hinter sich gelassen und fuhren über den Highway nach Cross Town. Sie fragte nicht, wohin die Reise ging. Sie sah einfach aus dem Fenster und betrachtete den weißen Himmel, der wie ein wogender Wolkenozean über der Stadt lag. »Ist ja jetzt schon ein paar Tage her, seit die letzte Nutte überfallen wurde. Glaubst du, es bringt was, dass sie bei Red Berta untergekommen sind? Sind sie eigentlich noch in Red Bertas Haus?«
    »Ja. Und Berta hat auch mächtig schlechte Laune deswegen. Noch ’n Grund, warum wir die Sache schnell klären sollten. Ist ziemlich laut, unsere Berta, hm?«
    Sie holte ihre Zigaretten heraus und steckte sich eine an. »Wenigstens sind sie da sicher.«
    »Klar, das weiß sie doch auch. Ist schon ’ne Korrekte, die Berta. Sie hat’s bloß gerne, wenn alles nach ihrer Nase läuft, weißte? Schätz mal, es ist nich so einfach mit den ganzen Mädels in einem Haus, schreien den ganzen Tag rum und zoffen sich. Die kreischen wie die Vögel.«
    »Genau wie Psychopomps«, sagte sie gedankenverloren, »wenn sie eine Seele für sich beanspruchen.«
    Die Worte hingen eine Weile zwischen ihnen in der Luft, während er den Highway verließ und den Wagen durch die breiten Straßen von Cross Town lenkte.
    Es

Weitere Kostenlose Bücher