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Seelenzorn

Seelenzorn

Titel: Seelenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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Selbst Arden konnte möglicherweise dafür verantwortlich sein, wenn auch die Vorstellung, dass eine Vierzehnjährige sich größere Mengen von dem Gas beschaffen konnte, ein bisschen weit hergeholt schien. Weit hergeholt, aber nicht unmöglich.
    Und sie hatte es beinahe übersehen. Sie wollte morgen ohnehin noch einmal zu den Pyles - das war eine weitere Grundregel für Ermittler: nie zum festgesetzten Termin auftauchen, die Verdächtigen lieber unvorbereitet erwischen, wenn möglich -, aber jetzt bekam dieser Besuch eine ganz neue Bedeutung. Sie musste die Rohrleitungen überprüfen und sich den Heizungskeller ansehen. Ob es da irgendwo eine Zeitschaltung gab? Die Erinnerung an das Blut, das aus dem Waschbecken aufgestiegen war, kam wieder in ihr hoch; das Gas wurde vielleicht durch die Abflüsse geleitet und breitete sich von dort bis in die Schlafzimmer aus. Neben dem Büro war doch auch ein Bad, oder?
    Apropos Bad, die anderen würden sich bald wundern, wenn sie nicht schleunigst wieder rauskam. Sie wusch sich die Hände und ging. Sie war so tief in Gedanken versunken, dass sie die Neuankömmlinge im Wohnzimmer erst bemerkte, als sie sich setzte.
    Das mussten Katies Vater und ihr kleiner Bruder sein. Zwei weitere dunkle Haarschöpfe beugten sich neben Katie über ein Buch.
    Der Junge hob den Blick und lächelte. Chess hatte mit dem gleichen arglos offenen Grinsen wie bei Katie gerechnet, aber sein Lächeln war ganz anders; er musste es von seinem Vater haben. Ja, genau. Der lächelte genauso.
    Dann sah Katie also ihrer Mutter ähnlicher ... nein. Nein, das tat sie nicht. Chess kannte dieses Lächeln und wusste, wem es gehörte. Sie hatte es schon Dutzende Male gesehen.
    Sie fühlte sich wie ein Eindringling, so als störte sie bei etwas, in das sie keinen Einblick hatte. Sie fühlte sich schrecklich. Das waren zu viele Aha-Erlebnisse, zu viel, was ihr in der kurzen Zeit im Kopf herumging. Sie hätte mehr Pillen schlucken sollen.
    Deshalb war sie erleichtert, als Terrible endlich aus der Küche kam, trotz seiner finsteren Miene. Auf der langen Fahrt zurück zu ihrer Wohnung sprach er kaum ein Wort. Und Chess war unschlüssig, was sie reden sollte, also sah sie zu, wie der Schnee fiel und die Flocken sich wie kleine Kamikaze-Geister auf die Windschutzscheibe stürzten.
    Erst, als er in der Nähe ihres Hauses parkte, fiel ihr ein, was sie sagen sollte. Ob es das Richtige war oder nicht, wusste sie nicht, aber sie musste es versuchen. Sie konnte es nicht einfach auf sich beruhen lassen, obwohl sie ahnte, dass es besser wäre.
    Sie fühlte sich ein bisschen so, als würde sie von einer Klippe springen, als sie sich zu ihm herumdrehte. »Terrible, warum kommst du nicht noch auf ein Bier mit rauf? Dann kannst du mir auch gleich von deiner Tochter erzählen.«

19
    Da kam die Wahrheit endlich ans Tageslicht und trat
    der Menschheit deutlich vor Augen.
    Das Buch der Wahrheit, »Ursprünge«, Artikel 1520
    Sie fühlte sich wie im Eingang einer winzigen Höhle, als sie unter dem kleinen Vordach des Werkzeugverschlags oben auf ihrem Haus stand und dem Schnee zusah, der einen halben Meter vor ihrer Nase herabrieselte. Ohne den Wind konnte es einem fast warm vorkommen. Diese seltsame Milde schien irgendwie immer mit Schnee einherzugehen, so als dämpfte er die Kälte.
    Und wie in einer Höhle hatten sie und Terrible hier oben Zuflucht gesucht. Die schiere Höhe des Gebäudes verbarg sie vor den Augen von Downside, und man konnte über die ganze Stadt sehen. Durch das Schneetreiben und den dichten Rauch aus den Schornsteinen war die Aussicht ziemlich verwaschen, aber dafür waren sie beide im Schatten des Verschlags genauso unsichtbar. Zumindest hoffte sie das.
    Das Dach war ihre Idee gewesen. Drinnen war Terrible ruhelos gewesen, wie ein Tier im Käfig, und dadurch war auch ihr irgendwann die Decke auf den Kopf gefallen. Also waren sie mit dem Zwölferträger, den sie ihm mitgebracht hatte, und einer Flasche Bourbon aus seinem Kofferraum hier heraufgeklettert, und lehnten sich nun einträchtig an den Verschlag und starrten in den zwielichtigen Himmel.
    »Hab gewusst, dass es nicht funktioniert«, sagte er und brach damit das Schweigen. »Mit Felice, mein ich. ’n reiches Mädchen, das sich für mutig gehalten hat, weil's sich nach Downside runtertraut. Weißt ja, wie’s ist. Aber ich hab sie gemocht. Wir beide haben uns fünf, sechs Monate getroffen, und dann war sie schwanger. Habs nur rausgekriegt, weil ich ihr eines

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