Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)
Windstärke lag bei etwa fünf, das erkannte er an der Höhe der Wellen und an der Gischt. Auf der Nock hängt ein kleines Thermometer. Die Temperatur betrug 28 Grad.
Herr Luttkus kochte mir einen Kaffee. Nach dem Kaffee war mir allerdings so übel, dass ich beschloss, mich besser hinzulegen. Ich verabschiedete mich und lief schnell die Treppen hinunter zum D-Deck. Im Treppenhaus wurde meine Übelkeit immer schlimmer. Mit zittrigen Fingern schloss ich die Tür zu Heriberts Kammer auf, stürzte ins Bad und musste mich übergeben. Das war es also mit dem Lammbraten.
Vielleicht war das mit der Seereise doch keine so gute Idee. Ich hatte schon geahnt, dass mir so etwas passieren würde. Zum Glück hatte ich mich vor der Reise in der Apotheke eingedeckt. Ich schluckte eine Tablette, kaute einen Reisekaugummi und zog mir die Akupressurbänder über die Handgelenke. Die Bänder sehen aus wie blaue Schweißbänder mit zwei eingearbeiteten Kugeln, die auf einen bestimmten Punkt am Unterarm drücken. Dann legte ich mich hin und schlief sofort ein.
16.50 Uhr
Als ich wieder wach wurde, stellte ich fest, dass ich leichte Sehstörungen hatte. Ich sah alles verschwommen. Wahrscheinlich war das eine Nebenwirkung der Tablette. Immerhin war mir nicht mehr übel. Kurze Zeit später kam Heribert in die Kammer. Ich erzählte ihm, was passiert war. Er lachte über meine Akupressurbänder und wunderte sich, warum ich in einer Apotheke war. Schließlich sei er doch der Medizinische Offizier. Und Tabletten gegen Übelkeit gebe es in der Bordapotheke reichlich.
»Aber so schöne Akupressurbänder habt ihr sicher nicht, oder?«, fragte ich.
18.00 Uhr
Ich habe mich doch dazu entschlossen, zum Abendessen mit in die Messe zu gehen. Es gab Chicken-Wings mit Mais und Pommes. Diese Mahlzeit wollte ich meinem gereizten Magen aber beim besten Willen nicht zumuten. Ich war erleichtert, als ich ein paar Scheiben Brot auf einem Büfett entdeckte. Daneben stand eine Käseplatte. Sogar einen Toaster gab es. Ich aß also eine getoastete Scheibe Brot mit Cream-Cheese und Schnittkäse. Es gab sogar geschnittene Tomaten, Paprika und Mohrrüben. Außerdem habe ich Heribert ein paar Pommes geklaut. Die waren wirklich gut.
Zum Abendessen waren dann auch etwas mehr Leute in der Messe als zur Mittagszeit. Auch Vladimir habe ich zum ersten Mal wiedergesehen. Er saß am Kapitänstisch. Er schien gut gelaunt zu sein. Er lächelte und nickte mir freundlich zu.
18.30 Uhr
Der Kapitän rief gerade in Heriberts Kammer an und verlangte nach meinem Impfausweis. Mein Seefahrtbuch hat er schon gestern bekommen, genau wie meinen Reisepass. Er bewahrt alle Ausweise von allen Besatzungsmitgliedern in seiner Kammer auf. Heribert bringt ihm gerade den Impfausweis. Der Kapitän hat übrigens noch kein einziges Wort mit mir gesprochen. Immer, wenn er etwas von mir wissen will, fragt er Heribert. Selbst wenn ich direkt daneben stehe. Komischer Kerl.
19.00 Uhr
Nach dem Essen bekam ich von Heribert einen kleinen Sicherheitslehrgang. Ich musste meinen Rettungs- und Überlebensanzug anprobieren. Das war gar nicht so einfach, und natürlich war ich auch viel zu langsam. Mit diesem Anzug, der jetzt bei uns in der Kammer liegt, kann ich im Notfall ins Meer springen. Angeblich gehe ich mit ihm nicht unter, und außerdem soll er warm halten. Aber das funktioniert natürlich nur, wenn ich ihn schnell genug anziehen kann.
Bei der Probe bin ich komplett in dem Anzug verschwunden. Auch meine Füße und Hände sind vollständig darin versunken. Ich kam mir vor wie in einem Riesen-Strampler. Der Anzug hat auch eine Kapuze. Lediglich meine Augen, die Nase und der Mund schauten noch heraus. Heribert musste sehr lachen und hat ein paar Fotos gemacht.
Gleich gehen wir ins Bett. Heribert hat in der vergangenen Nacht kaum geschlafen. Ganz im Gegensatz zu mir. Um Mitternacht beginnt seine nächste Seewache. Aber bis dahin wird die Uhr umgestellt. Das bedeutet, er bekommt sogar noch eine Stunde weniger Schlaf.
2.20 Uhr
Mitten in der Nacht wurde ich wach und war allein. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass Heribert aufgestanden war. Das Schiff schaukelte etwas, aber trotzdem hatte ich Lust, Heribert auf der Brücke zu besuchen. Ich war neugierig, wie es nachts dort oben aussieht. Ich zog mich an und machte mich auf den Weg. Oben angekommen, öffnete ich die schwere Stahltür und stand erst einmal im Dunkeln. Ich musste ein paar Sekunden warten, bis sich meine Augen an die
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