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Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Titel: Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Krahlisch
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Dunkelheit gewöhnt hatten. Dann sah ich Heribert, der gerade mit einem Fernglas nach draußen blickte. Das Meer war ganz ruhig. Man sah kaum andere Lichtquellen. Nur der Radarbildschirm leuchtete in einem schwachen Grün. Ich ging nach draußen auf die Nock und starrte unverwandt in den Himmel. Es war unglaublich schön, weil so viele Sterne leuchteten.

    Tag 3 – Rio Haina (Dominikanische Republik)
    9.00 Uhr
    Heribert hatte gerade mal vier Stunden geschlafen, als das Telefon klingelte. Er musste schon wieder los zum Festmachen. Er zog seinen Overall an, setzte seinen Helm auf, nahm das Funkgerät und ging. Ich finde es bewundernswert, wie er das macht. Zu Hause ist er ein richtiger Langschläfer. Hier schläft er nur wenige Stunden und steht auf, ohne sich auch nur einmal zu beschweren.

    13.30 Uhr
    Seit ein paar Stunden sind wir in Rio Haina. An Land darf ich leider nicht gehen, dazu sei es zu gefährlich, sagte Heribert. Ich bin aber trotzdem froh, hier zu sein. Solange wir im Hafen sind, schaukelt das Schiff nicht.
    Zum Mittagessen gab es heute Schnitzel, Kartoffelbällchen und Erbsen. Es schmeckte richtig gut. Zum Nachtisch wurde Vanilleeis mit Früchten und Sahne serviert. Donnerstags und sonntags gibt es als Nachtisch immer Eis. Sonntags, weil Sonntag ist, und donnerstags, weil das der Seemannssonntag ist. Das sei so nautische Tradition, teilte mir Heribert mit. Eine bessere Erklärung hatte er leider nicht.
    Ab 12 Uhr musste Heribert zur Ladungswache. Dazu zog er sich wieder seinen weißen Overall an. In der Messe darf übrigens niemand mit seiner Arbeitskleidung erscheinen. Ich bin überhaupt erstaunt, wie sauber, zivilisiert und kameradschaftlich es in dieser reinen Männergesellschaft zugeht.

    18.30 Uhr
    154 sogenannte Moves gab es heute. 13 Container wurden neu aufgenommen, 141 Container wurden gelöscht. Jetzt sind wir wieder unterwegs. Heribert musste vorhin auf seine Manöverstation zum Ablegen. Ich ging allein essen. Es gab Zunge. Ich lehnte dankend ab und machte mir ein Käsebrot. Mr. Steward brachte mir sofort neuen Cream-Cheese, als die alte Packung leer war. Überhaupt sind hier alle sehr nett. Alle grüßen mich freundlich, wenn sie mir begegnen. Ich habe auch das Gefühl, ich wäre schon viel länger hier als erst drei Tage. Beim Ablegen hat es übrigens fürchterlich geregnet. Der arme Heribert war komplett durchnässt, als er in die Kammer zurückkam.

    21.30 Uhr
    Heribert hat in der Messe noch ein übrig gebliebenes Schnitzel von heute Mittag ergattert. Danach waren wir im Mannschaftsraum und haben gemeinsam mit den Azubis Herrn Luttkus und Herrn Zink eine DVD angesehen. Heribert gab den beiden etwas von den Süßigkeiten ab, die ich ihm mitgebracht hatte. Er kann als Vorgesetzter also auch richtig nett sein. Gesiezt haben sich trotzdem alle. Ich finde das noch immer etwas befremdlich. Noch schlimmer ist es allerdings, dass ich Heribert mittlerweile auch schon mit »Second« anspreche. Noch ein paar Tage, dann sieze ich ihn.

    Tag 4 – Kurz vor Puerto Cabello (Venezuela)
    10.00 Uhr
    Ich bin schon seit fünf Stunden wach. Heribert schläft noch. Als er heute Morgen um kurz vor 5 Uhr ins Bett kam, erzählte er mir, dass wir den ganzen Tag driften werden. Driften heißt, dass die Hauptmaschine heruntergefahren wird und wir im Meer treiben, um nicht zu früh im Hafen anzukommen. Unser Liegeplatz war nämlich noch nicht frei. Im ersten Moment freute ich mich über diese Nachricht, doch Heribert sagte mir dann, dass das Schiff beim Driften noch viel mehr rollen würde. Na wunderbar. Aber ich darf mich nicht beschweren. Mal abgesehen vom Lammbraten habe ich bisher alles bei mir behalten. Mir ist zwar noch immer etwas unwohl, aber es ist weit besser als befürchtet. Auch die Akupressurbänder habe ich mittlerweile wieder ausgezogen. Ich glaube, sie nützen nichts und sehen dazu auch noch ziemlich lächerlich aus.
    Heute Abend ist ein großes Barbecue an Deck geplant. Zwei Filipinos sind schon dabei, ein Spanferkel zu grillen. Sie stehen an Deck vor einer riesigen, aufgeschnittenen Tonne, die als Grill dient, haben das Spanferkel aufgespießt und drehen es abwechselnd und ohne Pause über dem offenen Feuer. Die beiden Grillmeister wurden vom Kapitän heute extra von ihren sonstigen Aufgaben entbunden.
    Als ich vorhin kurz draußen war, habe ich beobachtet, wie einer der Filipinos das Schwein rasiert hat. Das tote Schwein lag auf einem Tisch, und der Filipino schnitt ihm mit einem

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