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Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition)

Titel: Seemannsbraut: Eine 40000 Kilometer lange Liebesgeschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Krahlisch
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Ich habe ihm Vorwürfe gemacht. Vor allem, weil ich wieder einmal allein auf eine Hochzeit muss. Heribert ist auf meine Vorwürfe gar nicht eingegangen. Das war auch besser so. Er kennt mich, er weiß genau, wann es sich zu streiten lohnt und wann ich mich von ganz allein wieder beruhige.
    Ich will mich etwas ablenken, hole ein Buch aus dem Rucksack und schlage es auf. Als Lesezeichen benutze ich ein Foto von Heribert und mir. Auf dem Bild haben wir Strohhüte auf, wir stehen nebeneinander auf der Nock seines Schiffes und strahlen gut gelaunt in die Kamera. Im Hintergrund sieht man Container, blaues Wasser und einen leuchtend blauen Himmel. Beim Betrachten des Bildes werde ich ganz sentimental. Das Foto ist schon über ein Jahr alt. Entstanden ist das Bild auf meiner zweiten Schiffsreise.

    Im vergangenen Sommer bin ich neun Tage von Malta über Großbritannien nach Hamburg mitgereist. Die Zeit an Bord war noch aufregender als bei meiner ersten Reise. Was aber hauptsächlich daran lag, dass ich Angst hatte, zu spät zu einer Hochzeit zu kommen. Und zwar ausgerechnet zur Hochzeit meiner besten Freundin Meike. Ich war die Trauzeugin, zu spät zu kommen war also nicht drin.
    Fünf Tage habe ich in Malta auf Heribert und sein Schiff gewartet. Erst wurde das Schiff im Hafen von Damietta in Ägypten aufgehalten, dann mussten sie auch noch auf einen Liegeplatz in Malta selbst warten. Ich saß also auf dieser Insel fest und wurde zunehmend nervöser. Jeden Tag rief mich der maltesische Agent an, um mir mitzuteilen, dass sich die Ankunft des Schiffes noch weiter verzögern würde. Nach zwei Tagen sagte er mir, dass ich in ein anderes Zimmer umziehen müsse, weil mein Hotelzimmer bereits reserviert sei. Am dritten Tag musste ich sogar in ein anderes Hotel, weil meines komplett ausgebucht war. Ich war also andauernd damit beschäftigt, meine Sachen ein- und dann wieder auszupacken. Der schlimmste Moment aber war der, als ich zufällig vom Dach meines zweiten Hotels Heriberts Schiff sehen konnte. Ich lag auf einem Liegestuhl auf dem Hoteldach. Ich genoss die letzten Sonnenstrahlen des Tages und las ein Buch. Meine Tasche stand bereits gepackt im Zimmer. Ich war geduscht und bereit zur Abreise. Jeden Moment sollte der Agent mich abholen und zum Schiff bringen. Doch dann rief Heribert mich an und sagte, sie hätten keinen Liegeplatz und deshalb soeben den Anker geworfen. Nun müssten sie warten. Ich drehte mich um, blickte aufs Meer und fing an, im Kopf die noch verbleibenden Tage bis zur Hochzeit zu zählen. Plötzlich fiel mir ein Schiff auf. Ich fragte Heribert, ob es tatsächlich sein Schiff sei, das ich da sah. Fast hätten wir uns zuwinken können. Aber es war zu weit weg. Das war ein schrecklicher Moment. Ich konnte sein Schiff sehen, aber ich konnte nicht zu ihm.
    Noch an diesem Abend auf der Dachterrasse hatte ich mich dazu entschlossen, Heribert nur kurz an Bord zu besuchen und dann von Malta wieder zurück nach Berlin zu fliegen. Ich wollte auf keinen Fall riskieren, zu spät zur Hochzeit zu kommen. Meike schrieb mir per SMS, dass sie vor lauter Nervosität schon eine Magenschleimhautentzündung habe. Dabei wusste sie noch gar nichts von meiner Verspätung. Und von der sollte sie auch nichts erfahren.
    Als ich am fünften Tag meines unfreiwilligen Malta-Urlaubes endlich an Bord ankam, war Heribert enttäuscht, weil ich partout nicht bleiben wollte. Er rechnete mir vor, dass ich es noch immer pünktlich nach Hamburg schaffen könnte. Und sollte es doch zu knapp werden, könnte ich auch immer noch von Großbritannien zurückfliegen. Er versprach mir, alles Notwendige in die Wege zu leiten. Nach einigem Hin und Her ließ ich mich überreden und blieb.
    Als wir sieben Tage später in der britischen Hafenstadt Felixstowe ankamen, sah es tatsächlich so aus, als würden wir es auch rechtzeitig nach Hamburg schaffen. Also blieb ich auch diesmal. Im schlimmsten Fall, so dachte ich, würde ich eben mit einem Taxi direkt vom Hamburger Hafen zum Standesamt fahren. Mein Kleid für die Trauung hatte ich bereits dabei. Sicherheitshalber. Nur zum Friseur würde ich es dann wahrscheinlich nicht mehr schaffen. Genau so kam es dann auch.
    Um 5 Uhr morgens legten wir im Hamburger Hafen an. Um 10 Uhr war die Trauung im Standesamt Hamburg-Nord. Heribert durfte mich nicht begleiten. Ich war enttäuscht. In gewisser Weise hatte ich bis zum Schluss gehofft, dass er doch mitkommen könnte. Aber als Erster Offizier war er für die Ladung

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