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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Schweigen. Als Leschek verneinte, fuhr er fort:
»Tja, mit Ihrem Ausraster bei Rottmann gestern Abend haben Sie sich ohnehin
vollends in die Scheiße geritten. Bewaffnete Geiselnahme, noch dazu unter den
Augen der Polizei … mein lieber Scholli! Das bringt Ihnen gut und gerne zehn
Jahre – die anderen Delikte gar nicht mitgerechnet.«
    Ein bösartiges Grinsen spielte um Lescheks Mund, schon
wollte er aufspringen, als sein Blick auf den Uniformierten fiel. Der hatte
seine Haltung zwar kaum verändert, dennoch war unübersehbar, dass es an ihm
kein Vorbeikommen gab. Umso wütender blaffte er nun zurück: »Sie Klugscheißer!
Wie hätten Sie’s denn angefangen, hä? Hatte ich ‘ne
Wahl? Irgendwie musste ich mich doch wohl aus dieser Situation befreien, oder?«
    Wolf setzte ein überhebliches Lächeln auf. Sein Plan
war, Leschek zu provozieren – und er schien aufzugehen. »Wenn Sie das ›befreien‹ nennen … bitte schön. Ich jedenfalls versteh
darunter etwas anderes.«
    »Ach, wissen Sie was? Behalten Sie Ihre klugen
Ratschläge für sich und stellen Sie endlich Ihre verdammten Fragen, damit wir’s
hinter uns bringen. Bei Vernehmungen hält sich der Spaßfaktor für mich nämlich
in Grenzen.«
    »Oh, da muss ich Sie korrigieren, mein lieber Herr
Leschek –«
    »Und den ›lieben Herrn Leschek‹ können Sie sich auch
sparen«, fiel er Wolf ins Wort.
    Doch der ließ sich nicht so leicht aus der Ruhe
bringen. »Jedenfalls handelt es sich hier nicht um eine Vernehmung, sondern
lediglich um eine Art Anhörung«, fuhr er in gemütlichem Plauderton fort. »Bei
Kapitalverbrechen – und eine bewaffnete Geiselnahme fällt zweifellos darunter –
muss in der Regel zu einer Vernehmung nämlich der Staatsanwalt hinzugezogen
werden.«
    Leschek horchte auf. »Etwa Schneidewind?«, fragte er.
    Wolf versuchte, sich seine Überraschung nicht anmerken
zu lassen. Zögernd nickte er. »Sie kennen Staatsanwalt Schneidewind?«
    »Kennen wäre zu viel gesagt.« Leschek grinste
abfällig. »Kann ich eine Zigarette haben?«
    »Nein, tut mir leid. Erst die Arbeit, dann das
Vergnügen. Fangen wir bei Kauder und Abul an: Weshalb sollten die beiden für
Sie das Öl in den See pumpen? Sie handelten doch auf Ihre Anweisung, oder
wollen Sie das bestreiten?« Wie erwartet blieb Leschek stumm, sodass Wolf
nachsetzte: »Ich hätte außerdem gerne gewusst, woher das ANNM stammt, das Sie als Sprengstoff verwendet haben,
um diese unliebsamen Zeugen anschließend zu beseitigen?« Auch die neuerliche
Frage quittierte Leschek mit Schweigen.
    »Na gut«, seufzte Wolf, »ich kann Sie nicht zu einer
Antwort zwingen. Schade, es hätte mir die Arbeit etwas erleichtert.«
    »Tja, so hat jeder sein Päckchen zu tragen«, erwiderte
Leschek hämisch.
    »Wobei das Ihre deutlich schwerer wiegt, will mir
scheinen. Aber bitte, wenn Sie nicht mit uns kooperieren wollen … Ihr Schaden!« Mit bedauerndem Unterton fügte Wolf hinzu:
»Dabei wissen Richter kooperatives Verhalten bei der Bemessung des Strafmaßes
sehr wohl zu würdigen. Na ja, um die Beweise, die uns noch fehlen, mach ich mir
jedenfalls wenig Sorgen. Sie und Ihre gedungenen Helfershelfer haben ja massig
Spuren hinterlassen. Zudem sind einige Leute sicher ganz wild darauf, gegen Sie
auszusagen. Alexander Rottmann zum Beispiel, ihr bisheriger Arbeitgeber und
gleichzeitig Hauptgeschädigter in der laufenden Sache. Ich kann ihm nicht
verdenken, dass er sich getäuscht und hintergangen fühlt –«
    »Moment mal …« Leschek war aufgesprungen. »Hab ich das
eben richtig verstanden? Sagten Sie ›Hauptgeschädigter‹? Sie sind wohl etwas
neben der Kappe, Mann!«
    »Oh, keineswegs. Oder wollen Sie bestreiten, dass Sie
in die Details der Entwicklung und praktischen Anwendung des neuen
Biotecc-Produktes FE .23 eingeweiht waren? Und dass Sie im Begriff waren, vertrauliche
Informationen über diese Neuentwicklung an ein anderes Unternehmen
weiterzugeben – gegen Bares, versteht sich?« Wolf hoffte, dass Leschek seine
Finte nicht auf Anhieb als solche erkannte.
    »Wer zum Teufel behauptet das? Rottmann etwa?«
Aufgebracht schüttelte Leschek den Kopf, dass sein Pferdschwanz nur so hin und
her flog. » So läuft das also … jetzt durchschaue ich
das Spiel. Oh nein, Herr Kommissar, da muss ich Sie enttäuschen: Mit mir haben
Sie garantiert den Falschen am Wickel.«
    »Ich bitte Sie, Herr Leschek, die Beweise gegen Sie
sind erdrückend, Leugnen macht keinen Sinn …«
    »Beweise für Werkspionage und

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