Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
Vom Netzwerk:
Umweltschutz nicht.
Wir sind international gut vernetzt und haben großen Rückhalt in der
Bevölkerung, vor allem auch in der Tourismusindustrie. Wo ein Wille ist, ist
immer auch ein Informant. Wenn wir nicht so viele Freunde und Sympathisanten in
den Amtsstuben sitzen hätten, könnten wir in der Tat einpacken.«
    Karins Handy klingelte. Nur mit Mühe erkannte sie
Matuscheks verzerrte Stimme. »Scheint ja ein ganz heißes Ding zu sein, was da
bei euch läuft …«, brüllte er in den Hörer.
    »Was meinst du? Geht es um die Bilder vom Flughafen?«
    »Ja. Bei dem kleineren der beiden Männer handelt es
sich um den CEO eines Basler Pharmariesen, Beat
Frutiger. Der zweite ist Phillipp Tobler, der Syndikus des Konzerns. Näheres
einschließlich der Hintergründe bei deiner Rückkehr.«
    »Ist gut, danke.« Sie kappte die Verbindung. Dann
richtete sie ihr Fernglas erneut auf das Gehöft. Plötzlich schnappte sie
sichtbar nach Luft. »Sagt mal … was ist denn das?«, rief sie aufgeregt und
versuchte, das Bild schärfer zu stellen. »Das ist doch … na klar, das ist José!
Es sei denn, er hätte einen Doppelgänger.« Im höchsten Maße überrascht sah sie
Pablo an.
    Elena lachte hell auf, und auch in Pablos Gesicht
breitete sich ein Grinsen aus. »Wie sollten wir sonst rauskriegen, was da unten
abläuft?«, erwiderte er. »Es war gar nicht so schwer, ihn als Hilfskraft
einzuschleusen. Du weißt doch: Beziehungen sind alles. Wie heißt das doch
gleich bei euch …«
    »Vitamin B, meinst du.«
    »Richtig. Klingt gesund, nicht wahr? Ich rechne
übrigens in Kürze mit einer Nachricht von ihm – sofern es seine Situation
erlaubt, natürlich.«
    Je länger der Vormittag dauerte, desto wärmer wurde
ihnen. Die spätherbstliche Sonne knallte unerwartet stark vom Himmel. Karin
hatte eine leichte Mütze aufgesetzt und hielt sich weitgehend im Schatten der
Sträucher auf. Elena ging zwischendurch zum Wagen, holte eine Schachtel
Müsliriegel und einige Flaschen Mineralwasser und verteilte sie. Dann fiepte
Pablos Handy. Er meldete sich mit einem kurzen »Sí?« Nach ungefähr einer halben Minute beendete er das Gespräch, ohne ein weiteres
Wort von sich gegeben zu haben. Mit nachdenklicher Miene wandte er sich den
anderen zu. »Es war José. In einer Stunde wird er bei uns sein, dann erfahren
wir, was da unten abgeht.«
    »Das war alles?«, fragte Elena ungläubig.
    »Er sagte noch, die Rottmann habe getobt, weil ihnen
nur drei Hubschrauber zur Verfügung stünden. Ihrer Meinung nach gehe alles viel
zu langsam … ja, und dass der junge Rottmann hochgradig misstrauisch sei.
Deswegen wolle er kein längeres Gespräch riskieren.«
    Karin sah auf die Uhr. »Okay, in einer Stunde, so
gegen zwölf also. Und wie geht es danach weiter?«
    »Kommt drauf an, was du vorhast.«
    »Ich?«
    »Ja. Willst du Alex Rottmann deine Aufwartung machen?
Ihn interviewen vielleicht und Fotos machen?«
    »Aber klar doch, jetzt noch mehr als ohnehin schon.
Immerhin hegt ihr einen schlimmen Verdacht gegen ihn, damit werde ich ihn
konfrontieren. Bin gespannt, was er dazu sagt. Zuvor aber sollten wir an die
Küste fahren – das heißt, sobald wir mit José gesprochen haben.«
    ***
    Paul
Stratton war heute früh um sechs am Steuer seines Porsche 911 gestorben.
Ein Pendler, der jeden Morgen diese Stelle der Seestraße passierte, hatte ihn
gefunden – genauer gesagt: Er war der Erste gewesen, der sich behindert gefühlt
und ihn gemeldet hatte.
    »Der Mann hat wohl nicht alle Tassen im Schrank«,
hatte er sich bei seinem Anruf in der Ludwigshafener Wache ereifert. »Steht
ohne Warnblinker bei laufendem Motor auf der Hauptstraße herum, einfach so,
mitten im Berufsverkehr. Wo gibt’s denn so was?«
    Kriminalobermeister Straub, der Wolf und Jo am
Fahrzeug erwartete, konnte die Angaben des Pendlers nur bestätigen. Der Wagen
hatte bei seinem Eintreffen tatsächlich mit laufendem Motor auf der Fahrbahn
gestanden und den Verkehr blockiert. Es hatte sich bereits ein ordentlicher
Rückstau entwickelt. Von dem Aufruhr um ihn herum anscheinend völlig unberührt,
saß der Fahrer mit geschlossenen Augen hinter dem Steuer, den Kopf an die
Nackenstütze gelehnt, als ob er schliefe. Straub klopfte zunächst ans Fenster.
Als er keine Reaktion bemerkte, öffnete er die Fahrertür und tippte dem Mann an
die Schulter. Zu seiner Überraschung kippte der Kopf des Fahrers seitlich weg.
    Spätestens in diesem Moment war ihm wohl klar
geworden, dass hier etwas ganz und gar nicht

Weitere Kostenlose Bücher