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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Geheimnisverrat?«
    Wolf wand sich etwas. »Nun, was diesen Punkt betrifft,
da bedarf es noch einiger Abklärungen. Aber ich bin sicher, dass uns die
Angaben von Biotecc auch in diesem Punkt rasch weiterbringen …«
    »Pff! Alles kalter Kaffee, was die Ihnen erzählen. Ich
versichere Ihnen noch einmal: Mit mir setzen Sie aufs falsche Pferd. Fragen Sie
doch mal Alex Rottmann, welche Bewandtnis es mit dem Ölteppich vor der Insel
Mainau wirklich auf sich hatte und wieso die Jacht in die Luft fliegen musste.
Und vor allem, wer die Kontakte zu dem von Ihnen zitierten Baseler Unternehmen
tatsächlich geknüpft hat.«
    Wolf lächelte dünn. »Soso, in Basel sitzen die
Herrschaften also.«
    Zu spät bemerkte Leschek seinen Fehler. »Aber Sie
selbst sagten doch –«
    »Ich sprach lediglich von einem anderen Unternehmen.
Aber lassen wir das. Wissen Sie, es macht wenig Sinn, Herrn Rottmann auf die
von Ihnen angeführten Punkte anzusprechen. Sie glauben doch nicht im Ernst,
dass auch nur einer der tausend Betriebsangehörigen gegen Rottmann aussagen
würde! Ja, wenn Sie Ihre Angaben etwas präzisieren könnten, uns Ross und Reiter
nennen würden, nicht nur hier bei der Anhörung, sondern vor allem später vor
Gericht …« Wolf ließ den Rest des Satzes in der Luft hängen.
    Leschek lächelte süffisant. »Ich soll für Sie den
Kronzeugen machen … meinen Sie das?«
    »Ooch, Kronzeuge … welch hehres Wort! Sagen wir, wir
machen einen kleinen Deal: Sie weihen uns in die tatsächlichen Zusammenhänge,
die Urheber und ihre Motive ein – wenn es denn welche geben sollte.«
    »Und dann? Was hab ich davon?«
    »Wenn Sie zur Klärung des Falles und zur Aufdeckung
der Hintergründe beitragen, würde sich das bei der Strafbemessung sicherlich
positiv auswirken. Ein, zwei Jährchen früher aus dem Knast, das ist doch was,
oder? Natürlich kann ich Ihnen hier und jetzt nichts Genaues versprechen, das
muss, wie bei solchen Deals üblich, mit der Staatsanwaltschaft und dem Richter
ausgehandelt werden. Aber wenn es wirklich, wie Sie behaupten, andere
Tatbeteiligte gibt, für die Sie als Alleintäter den Kopf hinhalten sollen, dann
gibt’s da ja wohl nicht viel zu überlegen, oder?«
    Leschek war während Wolfs Rede aufgestanden und unter
gelegentlichem Schniefen ein paar Schritte auf und ab gegangen. Plötzlich hob
er den Kopf: »Wie wär’s jetzt mit einer Zigarette?«, fragte er lauernd.
    Wolf griff in seine Tasche und reichte ihm seine
Gitanes, zusammen mit einem Feuerzeug. »Wenn’s der Wahrheitsfindung dient.
Bitte, bedienen Sie sich.«
    Es dauerte eine geraume Weile – genauer gesagt zwei
Zigarettenlängen –, bis Leschek mit sich ins Reine gekommen war. Nachdem er die
zweite Zigarette endlich im Ascher ausgedrückt und wieder Platz genommen hatte,
zog er noch einmal die Nase hoch, bevor er entschlossen nickte. »Also gut, ich
mache mit.«
    Wolf lehnte sich erwartungsvoll zurück. »Na, dann
schießen Sie mal los.«
    »Wie … jetzt? Guter Mann, Sie haben sie wohl nicht
alle!«, antwortete Leschek scharf. »Hören Sie: Ich verlange präzise Zusagen,
bevor ich auspacke. Organisieren Sie das gefälligst. Aber lassen Sie um Gottes
willen Schneidewind aus dem Spiel! Wenn schon, dann will ich mit dem leitenden
Oberstaatsanwalt sprechen, darunter läuft gar nichts –«
    Leschek wurde von einem Klopfen an der Tür
unterbrochen. Es war Jo. Wortlos reichte sie Wolf einen Zettel. Nachdem er ihn
kurz überflogen hatte, zerfurchte sich seine Stirn. Dann besann er sich wieder
auf Leschek. »Ich denke, das lässt sich machen. Gut, das war’s dann fürs Erste,
Sie hören von mir«, beschied er den überraschten Leschek. Mit einem Nicken
bedeutete er dem uniformierten Kollegen, Leschek in seine Zelle zu bringen.
    Erneut
nahm Wolf den Zettel zur Hand. Auch Terry, von Neugierde geplagt, versuchte,
einen Blick darauf zu erhaschen. Beiden war anzusehen, dass sie sich keinen
rechten Reim darauf machen konnten.
    »Versteh ich nicht«, gab Wolf offen zu und kratzte
sich, ohne das Barett abzunehmen, fahrig am Kopf.
    »Folgendes, Chef«, klärte Jo ihn auf: »Vor einer guten
halben Stunde wurde am östlichen Tunnelausgang der Bahnlinie Singen–Markdorf
eine männliche Leiche gefunden. Der Mann ist wohl von einem Eilzug überfahren
worden – das zumindest vermuten die Kollegen, die als Erste am Unglücksort
eintrafen. Und jetzt kommt’s: Sie haben bei der übel zugerichteten Leiche eine
Kreditkarte auf den Namen Erich Rottmann gefunden. Da

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