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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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immer
nicht aus der Deckung traute.
    »Kommen Sie, Leo«, brach unvermittelt Franzi in Wolfs
Gedanken, »halten wir uns zunächst an die Fakten. Wir haben hier einen Toten.
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist es Erich Rottmann, der von
einem Zug überfahren und von einer Familienangehörigen – als solche möchte ich
Rottmanns Haushälterin einmal bezeichnen – identifiziert worden ist. Es gibt
darüber hinaus keinerlei Hinweis auf eine Gewalttat, keine Fesselung, keine
Hämatome. Und schon gar nicht auf einen Suizid. Zumindest nach dem jetzigen
Stand. Aber ehrlich gesagt rechne ich nicht mehr mit gravierend neuen
Erkenntnissen …«
    Wolf nickte abwesend.
    »So, und jetzt lassen Sie uns zu unserem zweiten Toten
kommen: Paul Stratton«, fuhr Franzi fort. »Viel kann ich Ihnen dazu noch nicht
sagen, ich stehe mit meinen Untersuchungen noch ganz am Anfang …«
    »Im Grunde interessiert mich nur eines, Franzi.« Wolf
machte eine Kunstpause, um seinen Worten mehr Gewicht zu verleihen. »Ist
Stratton Ihrer Meinung nach an Herzstillstand gestorben oder wurde ihm etwas
gespritzt?«
    »Sie spielen auf die Einstichstelle zwischen Strattons
Zehen an, stimmt’s?«
    »Auf was denn sonst? Und sagen Sie jetzt nicht, die
habe mit seinem Tod nichts zu tun.«
    »Warum sollte ich?« Franzi grinste frech.
    »Wie jetzt … was soll das heißen?«, fragte Wolf
konsterniert.
    »Das soll heißen, dass der Notarzt recht hatte.
Stratton ist ziemlich sicher an der Überdosis eines Barbiturats gestorben, das
hat die erste Blutuntersuchung ergeben. Aber wie gesagt –«
    »Ich weiß, Ihre Untersuchungen sind noch nicht
abgeschlossen«, warf Wolf ein. Er hatte erfahren, was er wissen wollte. »Ach
Franzi, ich könnte Ihnen einen Schmatz geben!«
    »Sie immer mit Ihren leeren Versprechungen«, winkte
sie lachend ab.
    Bevor Wolf etwas erwidern konnte, klingelte sein
Handy. Verärgert über die Unterbrechung nahm er das Gerät ans Ohr. »Jetzt
nicht«, bellte er hinein.
    »Na, großer Meister, wie kommen Sie voran?«, fiel
Karin Winters Stimme wie mit Krakenarmen über ihn her. Ausgerechnet jetzt!
    »Ach, Sie sind’s! Tut mir leid, Frau Winter, es geht
jetzt wirklich nicht. Wie wäre es, wenn ich nach Dienstschluss in der Redaktion
vorbeischaue … gegen sechs? Da sind Sie doch noch da, oder?«
    Karin kicherte. »Klar bin ich da … aber nicht da, wo
Sie denken. Ich bin in Galicien, falls Ihnen das was sagt.«
    »Sie sind wo?« Wolf war perplex. Am liebsten wäre er
auf einen Stuhl gesunken. Leider gab es weit und breit keine Sitzgelegenheit.
    »Der Tankerunfall … die ›Prestige‹, Sie erinnern sich?
Hier läuft bereits seit ein paar Tagen tonnenweise Rohöl ins Meer. Es ist
unbeschreiblich, was hier abgeht. Dagegen war die poplige Ölpest vor der Mainau
das reinste Nasenwasser.«
    »Aber die Retter sind doch ebenfalls nah – oder irre
ich mich?«
    »Keineswegs – falls Sie auf Biotecc anspielen.
Allerdings ist noch lange nicht raus, wer hier am Ende wen rettet.« Sie
kicherte hell. »Ich sag Ihnen, ich bin da einer ganz heißen Kiste auf der Spur.
Wenn auch nur die Hälfte von dem wahr ist, was man sich hier erzählt, dann
könnte Ihr Fall bald eine ungeahnte Wendung nehmen.«
    »Moment mal … was hat mein Fall mit den Ereignissen
vor der galicischen Küste zu tun?«
    »Nicht jetzt, Herr Wolf, und schon gar nicht am
Telefon. Oder, wie die Einheimischen hier sagen: Tranquilo! ,
ganz ruhig bleiben. Morgen fliege ich wieder zurück, dann können wir reden; bis
dahin hoffe ich, alles verifiziert zu haben. Eines versichere ich Ihnen aber
schon jetzt: Sie werden fassungslos sein.«
    »Wenn Sie das sagen! Gehe ich übrigens recht in der
Annahme, dass Alex Rottmann in Ihrer Geschichte eine herausragende Rolle
spielt?«
    »Hören Sie mir auf mit dem! Es hätte nicht viel
gefehlt, und der Kerl hätte uns über die Klinge springen lassen. Wir sind ihm
wohl zu sehr auf die Pelle gerückt.«
    »Wer ist wir?«
    Karin Winter lachte kurz auf. »Meine Verbündeten und
ich … Sie kennen die Leute nicht. Aber ohne sie hätte ich einpacken können.
Ganz ehrlich, Herr Wolf, hier geht es zu wie im Krieg, und in gewisser Weise
ist es auch einer … ein Krieg gegen die schwarze Pest, wie die Leute hier
sagen. In diesem Augenblick sind wir auf dem Weg zur Küste, umgeben von
Tausenden von Helfern und der halben spanischen Armee. Es ist unvorstellbar –
und ziemlich aussichtslos! Und bei Ihnen … was tut sich da?«
    »Nicht viel, sieht man

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