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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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bisschen zu früh da, nicht wahr, Ernst? Ach,
übrigens: Nehmen Sie auch einen Meersburger Weißherbst?«
    Wolf warf einen Blick auf die funkelnden Römer.
»Lassen Sie mich raten: ein Spätburgunder Rosé, Jahrgang 2008?«, mutmaßte er
grinsend, während er sich seines Mantels entledigte.
    »Gewonnen. Also, was ist … sind Sie dabei?«
    »Sag Ja«, flachste Sommer, »Dr. Seliger hält uns
heute frei. Ich vermute, es ist das schlechte Gewissen gegenüber der
arbeitenden Bevölkerung.« Nun musste auch der Oberstaatsanwalt lachen.
    Wenig später war denn auch Wolf versorgt, und da
Seliger offenbar nichts vom Dampfplaudern hielt, kam er rasch zur Sache.
    »Zunächst die Fakten, meine Herren … ich fang mal mit
Leschek an«, begann er und wandte sich Wolf zu. »Sie müssen dem Mann ja einen
gehörigen Schrecken eingejagt haben. Allerdings kann ich ihn verstehen. Nicht
zu Unrecht fürchtet er, dass die Anwälte von Biotecc und ganz speziell
Alexander Rottmann ihn regelrecht unterbuttern könnten. Das war schließlich
auch der Grund dafür, dass wir mit Leschek schnell einig wurden. Der langen
Rede kurzer Sinn: Der Mann bleibt dabei, den Kronzeugen zu machen. Im Gegenzug
haben wir ihm eine Strafverkürzung und gewisse Vergünstigungen während der
Haftzeit angeboten. Ersparen Sie mir die Einzelheiten des Deals … je weniger
Sie darüber wissen, desto besser.«
    »Nur eines: Sind bei dem Handel neue Fakten, die
prozessrelevant sein könnten, auf den Tisch gekommen?«
    »Gedulden Sie sich bis morgen früh, Herr Wolf, bis
dahin haben Sie meinen Bericht.«
    »Ich …« Wolf kam nicht mehr dazu, den Satz zu beenden.
Sein Handy klingelte. »Nicht dass ich vergessen hätte, das verdammte Ding
auszuschalten«, erklärte er mit betretener Miene. »Ich erwarte aktuelle
Informationen über die Rottmanns, wissen Sie?«
    »Aus Galicien?«
    Wolf nickte, ehe er das Gespräch annahm. »Ach, Sie
sind’s … nein, nein, so war das nicht gemeint. Was gibt’s? … Ein Überfall,
sagen Sie? Wurde er verletzt? … Ah, verstehe. Und Sie haben das alles mit
angesehen? … Wie? Sagen Sie das noch mal: Wie viel soll da geflossen sein? Die
Summe kommt mir irgendwie bekannt vor. Okay, wir werden das überprüfen. Sonst
noch was? … Ach, sieh mal einer an, die beiden Entführer! Danke, dass Sie mich
verständigt haben. Wann sind Sie wieder zurück? … Gut, bis morgen also. Ich
grüße Sie.«
    Er beendete das Gespräch und sah abwechselnd auf seine
beiden Gegenüber. »Wenn stimmt, was ich soeben erfahren habe, dann dürften wir
vor dem endgültigen Durchbruch stehen, meine Herren.« Er nahm einen Schluck
Wein, um sich zu sammeln, ehe er fortfuhr: »Vor zwei Stunden hat die spanische
Polizei Alex Rottmann in seinem Hotel in La Coruña festgenommen. Morgen früh
wird er nach Deutschland überstellt. Allerdings ist unmittelbar vor der
Verhaftung ein junger Mann in seine Suite eingedrungen und hat auf ihn
geschossen, ihn aber nur leicht verletzt. Ich denke, dass wir morgen
Verlässliches darüber erfahren. Wie Sie ja beide wissen, befindet sich ein
Zielfahnder des LKA vor Ort.« Wolf machte eine
kurze Pause, ehe er fortfuhr. Es ging niemanden etwas an, dass es sich bei
diesem Zielfahnder um seinen Sohn handelte. »So viel dazu. Und nun zu Punkt
zwei: Wie mir meine Informantin weiterhin mitteilt –«
    »Kann es sein, dass ich die Dame kenne?«, wurde er von
Sommer schmunzelnd unterbrochen.
    Auch in Seligers Gesicht hatte sich ein Lächeln
geschlichen. »Verstehe! Diese Journalistin … wie heißt sie doch gleich?«
    »Tut absolut nichts zur Sache«, entgegnete Wolf
ungehalten. »Etwas anderes ist viel wichtiger: Sie ist sich sicher, in Galicien
die Entführer von Erich Rottmann gesehen zu haben – im direkten Umfeld der
Rottmanns.«
    »Wie … Rottmanns Entführer arbeiten für die Rottmanns?
Hab ich das richtig verstanden?«, fragte Seliger staunend.
    »Sieht ganz so aus. Morgen mehr dazu. Jetzt aber zu
Punkt drei, und der schlägt dem Fass den Boden aus: Der Unfall des
Riesentankers soll gar kein Unfall gewesen sein.«
    In diesem Augenblick wurde ihr Essen gebracht – für
Sommer und Seliger hätte der Moment nicht ungünstiger sein können. Kaum hatte
die Bedienung das Essen serviert und den Tisch wieder verlassen, da beugte sich
Seliger aufgeregt nach vorn. »Was meinten Sie eben mit ›kein Unfall gewesen‹?«
    »Genau das, was Sie vermuten, Dr. Seliger: Das
Leck soll absichtlich herbeigeführt worden sein.«
    Sekundenlang herrschte

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