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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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leidlich gutem Deutsch: »Herr
Alexander Rottmann, wir haben internationalen Haftbefehl gegen Sie, wegen
Beteiligung an Kapitalverbrechen, ausgestellt von deutsche Kriminalpolizei in
Uber… äh, Überlingen. Sie sind festgenommen und sind … äh, werden noch
heute Nacht nach Uber … nach Deutschland ausgeliefert. Hiermit ist Haftbefehl
vollstreckt. Bitte machen keine Schwierigkeiten und folgen Sie – wie sagt man
bei Ihnen? widerstandslos. Vamos  …«
    »Ich möchte meinen deutschen Anwalt anrufen. Sofort!«
    »Später, in Deutschland. Bitte, Señor.«
    Nachdem
sie ihre Fotos geschossen und gehört hatte, wie der Polizist von der Guardia Civil Alex Rottmann den
internationalen Haftbefehl vorlas, räusperte sich Karin. Misstrauisch fuhren
die Polizisten herum. Von der Ausübung ihrer Pflichten in Anspruch genommen,
war ihnen die Anwesenheit einer Zuschauerin völlig entgangen – ebenso deren
unauffälliges Hantieren mit einer Kamera.
    »Karin … du?«, stotterte Alex verblüfft.
    Sie reagierte nicht darauf. »Entschuldigen Sie, meine
Herren, darf ich erfahren, was hier gespielt wird?«
    »Wer sind Sie? Wie kommen Sie herein?«, fragte der
Chef der Truppe in grimmigem Ton und ging drohend auf sie zu.
    »Ganz einfach: Durch die offene Tür hinter mir«, gab
Karin freundlich zurück. »Ich bin von der Presse, hier ist mein Ausweis.
Eigentlich bin ich gekommen, um mit Herrn Rottmann ein Interview zu führen.
Dass Sie meinen Besuch so spannend gestalten, hätte ich freilich nicht
gedacht.« Sie lächelte unverbindlich.
    Der Polizist prüfte Karins Presseausweis, nachdem er
seinen Kollegen wegen der offen gelassenen Tür mit einem vernichtenden Blick
gestreift hatte.
    »Tut mir leid, Señora Winter, aber Sie sind umsonst
gekommen. Herr Rottmann kann Ihnen kein Interview mehr geben. Und jetzt muss
ich Sie bitten, die Suite zu verlassen.« Damit drängte er sie zur Tür.
    Doch kaum hatte sie sich ein paar Schritte entfernt,
da schien ihm noch etwas einzufallen. »Ah, Augenblick noch, Señora Winter«,
rief er sie zurück. »Haben Sie jungen Mann gesehen, knapp zwanzig,
schwarzhaarig, braun gebrannt, etwa ein Meter achtzig groß? Oder Sie sind ihm
draußen begegnet?«
    Ohne rot zu werden, schüttelte sie den Kopf. »Tut mir
leid, ich habe niemanden gesehen.« Hätte der Polizist auch nur entfernt geahnt,
wie sehr sie seine Frage verwirrte, er hätte sie ohne Zögern mitgenommen.
    So aber zermarterte sie sich den Kopf, um hinter die
Geschehnisse zu kommen. Wieso war José an ihr vorbeigestürzt, kurz bevor sie
den Eingang der Suite erreichte? Kopflos hatte er gewirkt, geradezu panisch.
Ohne ein Zeichen des Wiedererkennens war er davongerannt.
    Doch vor was?
    Die wichtigste Frage aber war: Welches Geheimnis
verband José mit Alex Rottmann? Auf die Antwort darauf war sie jetzt schon
gespannt!
    ***
    Wolf
fühlte sich irgendwie unbehaglich, und das ärgerte ihn. Zwar war ihm das
Parkhotel St. Leonhard alles andere als fremd, eine Zeit lang hatte er
sich hier mehr oder weniger regelmäßig mit Sommer zum Essen getroffen. Doch das
war in der wärmeren Jahreszeit gewesen, draußen auf der Terrasse und in legerer
Kleidung. Damals hatte er nichts dabei gefunden, neben all den feinen Schlitten
sein Fahrrad abzustellen und wie selbstverständlich die Hotellobby zu
durchqueren.
    Nicht so heute. Da fand er sich in dem
Fünfsterneschuppen irgendwie fehl am Platz, ohne dass er einen Grund dafür
hätte angeben können.
    Da er keine Ahnung hatte, in welchem der Restaurants
Ernst Sommer und Dr. Seliger ihn erwarteten, wandte er sich an eine der
Damen an der Rezeption.
    »Ganz einfach, Herr Wolf: Sie finden den Herrn
Oberstaatsanwalt und den Kriminalrat in Restaurant 1, hier entlang bitte.
Die Herren haben einen Tisch am Fenster, Sie können die beiden gar nicht
verfehlen«, gab sie ihm freundlich Auskunft.
    Woher kannte sie seinen Namen? Hatte Sommer ihr
gesteckt, dass sie noch einen Gast erwarteten? Natürlich, so musste es gewesen
sein. Der Tisch jedenfalls war eine Wucht: unmittelbar vor einem großen
Fenster, das den Blick über den gesamten See bis hinüber nach Lindau und
Bregenz frei gab. Natürlich war in der Nacht vom Wasser wenig bis gar nichts zu
erkennen. Würden nicht unzählige Lichtinseln die Ufer des Sees säumen, niemand
hätte einen Blick darauf verschwendet.
    Wolf entschuldigte sich kurz, als er den Tisch
erreichte. Doch Seliger winkte ab. »Denken Sie sich nichts dabei, Herr Wolf.
Genau genommen waren wir ein

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