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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Geschichte«, hatte er
gemeint und weitere Erklärungen strikt abgelehnt. Schließlich war sie
unverrichteter Dinge in ihr Hotel zurückgekehrt und hatte sich frustriert in
ihr Bett geworfen.
    Um kurz vor fünf war sie ächzend aufgestanden und mit
einer Taxe zum Flughafen gefahren. Um Viertel vor sechs hatte sie die
Frühmaschine nach Madrid bestiegen, gut vierzig Minuten später fand sie sich im
Transitraum des Flughafens Barajas wieder. Der Kaffee, den man ihr vorsetzte,
hatte schal und bitter geschmeckt, sodass sie froh war, als endlich ihr
Weiterflug nach Stuttgart aufgerufen wurde.
    Matuschek würden die Augen überlaufen, wenn er ihre
Spesenbelege abzeichnen musste – und doch konnte sie sich keinen Vorwurf
machen. Trotz des Umweges über Madrid und Stuttgart würde sie mehrere Stunden
gewinnen, das war die höheren Reisekosten allemal wert. Sie wusste, er würde
sich schnell wieder beruhigen, wenn er erst erfuhr, was sie im Gepäck hatte!
Und wenn er spitzkriegte, dass die liebe Konkurrenz um Tage hinterherhinkte und
ihre Informationen im Gegensatz zu ihm ausnahmslos aus zweiter Hand bezog.
Hoffentlich war Manu nachher am Flughafen pünktlich zur Stelle, sonst würde ihr
ganzer Zeitplan durcheinandergeraten!
    Ihre Sorge erwies sich als unbegründet; bereits von
Weitem winkte ihr Manu zu, als sie sich in Stuttgart dem Ausgang näherte, und
schon wenig später waren sie auf der Bodenseeautobahn in Richtung Singen
unterwegs.
    Manu war eine sichere Fahrerin. Beruhigt holte Karin
ihr Handy hervor und gab Pablos Nummer ein. Er meldete sich sofort.
    » Hola , mein Freund! Wollte
nur sagen, ich bin planmäßig in Stuttgart gelandet. Hat sich José inzwischen
bei euch gemeldet?« Als Pablo verneinte, fuhr sie fort: »Willst du mir nicht
endlich sagen, was eigentlich los ist? Wie soll ich den Multis das Handwerk legen,
wenn du mir wichtige Informationen vorenthältst? … Hallo, bist du noch da?«
    Natürlich war er noch da. Schwer atmend verharrte er
am anderen Ende der Leitung, offenbar unschlüssig, ob er Karin einweihen
sollte. Schließlich gab er sich einen Ruck und erzählte in wenigen Sätzen, was
er wusste. Als eine Reaktion ausblieb, rief er nun seinerseits ihren Namen.
    »Ja, ich bin noch dran. Entschuldige bitte, aber das
musste ich erst verdauen. Trotzdem, es ist gut, dass du mich eingeweiht hast,
es wird meine Nachforschungen erheblich erleichtern. Ach ja, noch was: Hast du
etwas über die Gauß-Rottmann erfahren?«
    »Die hat vor genau zwanzig Minuten La Coruña
verlassen, an Bord eines Schweizer Privatjets, voraussichtliche Ankunftszeit in
Friedrichshafen elf Uhr dreißig.«
    Sie bedankte sich und bat ihn, sich bei veränderter
Sachlage sofort zu melden. Dann beendete sie das Gespräch.
    »Drück auf die Tube«, rief sie Manu zu. »Wir müssen
spätestens um halb zwölf in Friedrichshafen am Flughafen sein – je früher,
desto besser.«
    »Aye, aye, Sir, soll mir recht sein. Vorausgesetzt,
die Karre macht mit.« Begeistert drückte Manu das Gaspedal durch.
    Unterdessen war Karin bereits mit dem nächsten Anruf
beschäftigt. »Herr Wolf, nur damit Sie’s wissen: Ich bin wieder im Lande!«
Wolfs Antwort beschränkte sich auf ein unbestimmtes Knurren. »Ich hab zwar
nicht erwartet, dass Sie vor Begeisterung gleich Luftsprünge machen«, fuhr sie
ihn an, »aber etwas mehr Enthusiasmus hätte ich mir schon gewünscht.«
    »Entschuldigen Sie, meine Liebe, aber ich muss im
Moment auf zu vielen Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Wenn ich das recht sehe,
haben also inzwischen alle Überlinger das Gelobte Land im Süden verlassen – bis
auf Ulla Gauß-Rottmann.«
    »Falsch! Um elf Uhr dreißig wird sie in
Friedrichshafen landen. Und Sie … sind Sie der Lösung unseres Falles
nähergekommen?«
    »Es läuft ganz gut«, gab er brummend zurück. »Wann
kann ich Sie treffen?«
    »Vermutlich heute Nachmittag, ich melde mich.« Schon
wollte sie das Gespräch beenden, als sie noch etwas nachschob: »Vielleicht kann
ich der Gauß-Rottmann zuvor noch einige erhellende Informationen entlocken? Mal
sehen.« Sie kicherte kleinmädchenhaft, bevor sie den Aus-Knopf drückte.
    ***
    Wolf
hatte ein Wechselbad der Gefühle hinter sich. Schon beim Frühstück hatte ihn Jo
mit der Nachricht überrascht, der »Seekurier« habe über Erich Rottmanns Tod
berichtet. Wer, zum Teufel, hatte ihnen das gesteckt? Kaum zehn Minuten später
kam ein zweiter Anruf: Auch andere Blätter machten mit derselben Meldung auf, SWR 1 war die Nachricht

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