Seepest

es
geahnt, aber bis jetzt nicht wahrhaben wollen.
    »Ein Unfall ist also definitiv ausgeschlossen?«,
fragte er sicherheitshalber noch einmal nach.
    Mayer zwo nickte. »Tut mir leid, Leo, aber da kommt
eine Menge Arbeit auf euch zu. Zum Sprengstoff selbst kann uns der Kollege vom LKA , Hauptkommissar Rupert Werz, Näheres sagen. Bitte,
Rupert.«
    Der LKA -Mann, ein
bebrillter Mittvierziger mit ausgeprägter Stirnglatze, hob den Kopf und
räusperte sich, ehe er zu sprechen begann. »So wie’s aussieht, haben wir es
hier mit ANNM zu tun, auch unter dem Namen
Kinepak bekannt. Dabei handelt es sich um eine Ammonium-Nitrat-Verbindung, wie
sie, wenn auch in anderer Zusammensetzung, bei der Düngemittelherstellung zum
Einsatz kommt. Das meist illegal hergestellte Zeug ist deutlich stärker als
Dynamit, mit hoher Zuverlässigkeit zündfähig, dabei sicher in der Handhabung
und gleichzeitig unempfindlich gegen Erschütterungen. Die Zündung muss jedoch
über eine Sprengkapsel erfolgen, in der Regel wird sie über einen eingebauten
elektrischen Zünder ausgelöst.«
    »Was ist mit einer Fernzündung?«, wollte Wolf wissen.
    »Halte ich für unwahrscheinlich. Vermutlich wurde der
Sprengsatz von einem der beiden Männer gezündet, die bei der Explosion ums
Leben kamen, zum Beispiel durch eine bestimmte Position des Koffergriffes oder
durch ein Zahlenschloss.«
    Mit einem Nicken deutete er an, dass er seine
Ausführungen für beendet hielt. Erneut ergriff nun Mayer zwo das Wort. »So viel
also zum Sprengstoff. Der Koffer muss übrigens in der Kabine detoniert sein, darauf
lassen sowohl die Beschädigungen im Kabinenbereich wie auch der Zustand der
Leichen schließen. Sehen nicht besonders appetitlich aus, die beiden, am besten
erspart ihr euch den Anblick. Eine genaue Personenbeschreibung findet ihr in
unserem schriftlichen Bericht, der euch bis heute Abend zugehen wird. Vorab nur
so viel: Bei einem der Männer handelt es sich um einen südländischen Typ,
vermutlich um einen Araber. Der zweite ist eher unauffällig, vom Typus her
Mitteleuropäer, würde ich sagen. Was die Männer bei sich trugen, haben wir in
diesen beiden roten Boxen hier gesammelt. Ihr Inhalt dürfte vor allem für dich
interessant sein, Leo. Und um weiteren Fragen gleich zuvorzukommen: Keiner der
beiden hatte Ausweispapiere bei sich, möglicherweise wurde das Zeug bei der
Explosion pulverisiert. Auch bei Kreditkarten und Handys Fehlanzeige. Eine
schnelle Identifizierung könnte also schwierig werden.«
    Erstmals ergriff nun sein Überlinger Kollege das Wort.
»Einen Ansatz bieten allenfalls die Schiffspapiere, deren Überreste sich
ebenfalls in einer der Boxen befinden.« Er nahm die beiden Kästen hoch und
übergab sie Wolf. »Das Boot wurde bei einem Vermieter in Bregenz gechartert.
Wie gesagt, es fanden sich keinerlei persönliche Papiere, dafür massenhaft
Fingerabdrücke. Ach ja, und die Codekarte zu einem Hotelzimmer in
Ludwigshafen.«
    Wolf, der in der Zwischenzeit eine der Boxen
oberflächlich durchgesehen hatte, wandte sich noch einmal an den
Sprengstoffexperten. »Lässt sich zur Stärke der Sprengladung Genaueres sagen?«
    »Nun, damit hättest du bequem auch ein Geschäftshaus
in die Luft jagen können. Sie entsprach gut und gerne zwei Kilo Dynamit, grob
geschätzt.«
    »Donnerwetter, da hat sich jemand nicht mit Halbheiten
begnügt. Eine letzte Frage noch zum Sprengstoff, zur Sprengkapsel und zum
Zünder: Gibt es da irgendetwas Auffälliges … ich meine, ein gewisses Muster,
eine Art Handschrift?«
    »Schön wär’s. Nein, leider nicht, zumindest noch nicht.«
    »Dass der Tank durch die Wucht der Explosion zerrissen
wurde, habt ihr ja bereits von den Tauchern erfahren«, fügte Mayer zwo hinzu.
»Was genau sich im Tank befand, wird das Labor feststellen. Vielleicht lässt
sich ja auf diesem Weg die Tankstelle beziehungsweise der betankende Hafen
ermitteln.«
    »Gab es sonst noch irgendetwas Auffälliges an Bord?«
    »Nichts, was nicht Standard bei Jachten dieser Größe
und Bauart wäre. Außer vielleicht einer Handpumpe, wie sie zum Abpumpen von
Flüssigkeiten verwendet wird.«
    »Eine Handpumpe?«, fragte Jo mit hochgezogenen
Augenbrauen. »Lässt sich mit so einem Ding auch Dieseltreibstoff pumpen?«
    »Im Prinzip schon. Auch das wird die Laboruntersuchung
zweifelsfrei ergeben. Warum fragst du?«
    »Ooch … war nur so ‘ne Idee, nichts Bestimmtes.«
    »Na gut. Wohin lassen wir die beiden Leichname
schaffen?«
    »Zur gerichtsmedizinischen