Seepest
Untersuchung ins
Kreiskrankenhaus Überlingen«, antwortete Wolf.
»Gut, Leute, das war’s. Wir sind dann wieder bei der
Arbeit.«
Während sich die drei Schneemänner zurück in das Wrack
begaben, gingen Wolf und Jo ein paar Schritte zur Seite.
»Sag mal, wo ist eigentlich unser Greenhorn
abgeblieben?«, wollte Wolf wissen.
»Jetzt fangen Sie auch noch an.«
»Womit?«
»Denglisch zu reden. Terry labert mir damit schon die
Hucke voll.«
»Das beantwortet meine Frage nicht.«
Jo schnaufte laut, ehe sie zögernd antwortete: »Terry
hat sich etwas zurückgezogen.« Als sie merkte, dass Wolf absolut nichts
verstand, fügte sie hinzu: »Okay – wenn Sie’s genau wissen wollen: Er steht
hinten am Heck und füttert die Fische.«
»Er kotzt? Warum denn das?«
»Hat durch einen Spalt einen Blick auf die beiden
Leichen erhascht, dabei ist ihm übel geworden. Kann ich verstehen, mir ging’s
bei meiner ersten Leiche genauso. Obwohl die nicht annähernd so übel aussah wie
die in dem Wrack hier.«
»Hol ihn her, wir gehen von Bord.«
»Lassen Sie mich raten: Ludwigshafen?«
»Du sagst es. Wollen uns mal das Zimmer der beiden
Männer ansehen.«
***
Alex
Rottmann war rundum zufrieden. Vom Fenster seines elegant eingerichteten Büros
aus sah er dem wegfahrenden Fernsehteam nach. Seine Rechnung war aufgegangen.
Wochenlang hatte er auf diesen Tag hingearbeitet, jetzt hatte es sich
ausgezahlt. Da mochte der General sich noch so sehr echauffieren – spätestens
nach diesem Interview würde FE .23 in aller Munde sein. Und
von da aus, da hegte Alex nicht den geringsten Zweifel, war es nur noch ein
kurzer Weg in die Köpfe der Männer, die weltweit für die Förderung und den
Transport von Erdöl verantwortlich zeichneten.
Ein Milliardengeschäft winkte!
»Erstaunlich, wie die Fernsehheinis auf das Zeug
abgefahren sind«, wunderte sich Schorsch Blattner, der neben ihm am Fenster
stand und seine Krawatte lockerte. Die Scheinwerfer schienen ihm ordentlich
eingeheizt zu haben.
Alex bedachte ihn mit einem spöttischen Blick. »Siehst
du, das ist der Unterschied zwischen politischer Theorie und industrieller
Praxis. Wir verstehen eben etwas von unserem Geschäft.«
»Im Unterschied zu uns Politikern, meinst du; sprich’s
ruhig aus.« Blattner lachte etwas gekünstelt. »Na ja, jeder so, wie er kann,
meinst du nicht?«
Was für ein selbstgefälliger Arsch, dachte Alex und
wandte sich ab, als fürchte er, Blattner könne seine Gedanken lesen. Er kannte
Schorsch Blattner seit gut vier Jahren, genauer gesagt seit Biotecc dessen
Wahlkampf für Berlin finanziert hatte. Und er wusste nicht erst seit heute,
dass der kantige Allgäuer sein Geld durchaus wert war. Ein kurzer Anruf heute
früh hatte genügt, schon stand er auf der Matte. Auch vor der Kamera hatte er
eine gute Figur abgegeben. Besonders sein staatstragend vorgebrachter Hinweis
auf die millionenschweren Biotecc-Forschungsprojekte und ihre segensreichen
Auswirkungen auf die Region würden ihre Wirkung auf die Fernsehzuschauer nicht
verfehlen – das musste selbst der General einsehen. Doch damit nicht genug:
Getrost konnte davon ausgegangen werden, dass der SWR den Beitrag auch anderen Sendern zur Verfügung stellen würde. Zumindest
deutschland-, wenn nicht gar europaweite Präsenz war ihnen also sicher.
Den Gedanken an den alten Rottmann verdrängte Alex
aber schnell wieder. Jetzt mussten sie erst mal den Erfolg begießen.
»Heidelinde, wo bleibt der Schampus, es gibt was zu
feiern«, rief er durch die halb geöffnete Tür seiner Sekretärin zu.
»Sofort, Herr Rottmann.«
Kurz darauf erklang ein »Plopp«, dann klirrten Gläser,
und Heidelinde Damerow erschien mit einem fein ziselierten Silbertablett, auf
dem zwei schlanke Kelche standen.
Blattner hob bedauernd die Hände. »Nicht für mich,
Leute, tut mir leid«, wehrte er ab und reichte Alex die Hand. »Du weißt, ich
helfe gerne, aber ich muss dringend zurück. Du verstehst das sicher. Hab die
Bude voller Landräte, die fordern mal wieder meinen Kopf.« Er lachte dröhnend,
während er seine Krawatte festzog und das Büro verließ.
Alex war über seinen Abgang nicht gram. Er nahm eines
der Gläser und hob es hoch. »Auf dich, Lindchen. Ist ja super gelaufen heute.«
Und als sei es die natürlichste Sache der Welt, legte er seine linke Hand auf
Heidelinde Damerows Po und zog sie näher zu sich heran.
Mit einer Drehung entschlüpfte sie ihm. »Lass das! Es
ist vorbei, das solltest du respektieren.« Mit
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