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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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hocherhobenem Kopf stolzierte
sie hinaus.
    »Dann eben nicht«, rief er ihr mürrisch nach und trank
das Glas in einem Zug leer. Wenn es ihm nicht zu theatralisch vorgekommen wäre,
hätte er es anschließend an die Wand geworfen.
    Noch einmal ließ er die Ereignisse des Morgens Revue
passieren. Alles hatte mit dem Anruf der Feuerwehr begonnen. In dürren Worten
hatte der Mann die Katastrophe beschrieben und angefügt, sie hätten von einem
Gegenmittel gehört und ob nicht Biotecc … Dem Mann war fast die Spucke
weggeblieben, als Alex seine Frage ohne Umschweife bejaht und schnelle Hilfe
zugesichert hatte.
    Sofort hatten sie die ebenso aufwendige wie
unumgängliche Genehmigungsprozedur eingeleitet. Noch während die Gespräche mit
den Behörden liefen, ließ er Leschek kommen, hieß ihn die Sprühtanks füllen und
unter den Heli hängen. Dass sich just in diesem Moment Karin Winter meldete,
war ein Geschenk des Himmels. So wurde die Bewährungsprobe von FE .23 ganz ohne
sein Zutun schlagzeilenträchtig dokumentiert und der Öffentlichkeit zugeführt.
Was wollte man mehr?
    Den Kontakt zur SWR -Nachrichtenredaktion
hatte er selbst aufgenommen, kaum dass der Hubschrauber wieder gelandet war.
Dort hatte er offene Türen eingerannt und einem umgehend anberaumten Fernsehinterview
gerne zugestimmt. Kein Wunder: Zu diesem Zeitpunkt war der Ölteppich vor der
Mainau bereits zur Top-Nachrichtenmeldung avanciert.
    Voll Euphorie wollte er nach dem zweiten Glas greifen,
als unvermittelt Lindchen vor ihm stand. Er musste ihr Klopfen total überhört
haben.
    »Was ist denn noch?«, herrschte er sie an.
    »Sie haben eine E-Mail erhalten«, verkündete sie
förmlich. »Wenn Sie bitte gleich nachsehen wollen.«
    Alex stutzte. »Ach – sind wir jetzt wieder per Sie,
oder was?«
    »Ich möchte es so«, erwiderte sie mit fester Stimme,
und bedeutungsschwanger fügte sie hinzu: »Die E-Mail kommt übrigens von Ihrem
Onkel.«
    Mit einem Schlag war seine Euphorie verflogen. Eine E-Mail
vom General? Der war doch längst auf dem Rückflug, irgendwo zwischen New York
und London? Voll dunkler Ahnungen ging er zu seinem Notebook und öffnete das
Mailprogramm. Ja, da war eine Nachricht, wenige Zeilen nur.
    »Du hast bzgl. FE .23 meine Anordnungen missachtet. Ich erwarte, dass du dich nach meiner
Rückkehr zur Verfügung hältst. ER «
    Keine
Anrede, kein Gruß, nur das obligatorische ER für Erich Rottmann. ER ! Fehlte nur noch, dass er
»von Gottes Gnaden« dahinterschrieb.
    Alex zwang sich zur Ruhe, versuchte, die neue Sachlage
zu analysieren. Der General war wütend. Was sollte er tun?
    Im Grunde war die Lösung ganz einfach: Er musste ihn
dazu bringen, sich mit seinem Standpunkt auseinanderzusetzen, vor allem aber
auf die überaus positive Resonanz in den Medien hinweisen. Natürlich hatte er,
vorsichtig gesagt, eine Anordnung seines Onkels umgangen. Aber letztendlich
zählten nur Ergebnisse – oder etwa nicht? Und die konnten sich wahrhaftig sehen
lassen.
    Im Übrigen … seine Mutter war ja auch noch da. Sie
würde die Wogen sicher glätten, falls der General wider Erwarten auf stur
schalten sollte.
    Blieb nur noch ein Punkt, der ihn jedoch zunehmend
beunruhigte: Wo befand sich die undichte Stelle im Unternehmen? Wer informierte
den General während dessen Abwesenheit über interne Geschehnisse?
    Das musste geklärt werden. Je schneller, desto besser.
    ***
    Kurz
nach elf waren sie wieder in Überlingen. Wolf hatte den Kollegen an der Pinne
des Beibootes gebeten, sie direkt an der Schiffslände abzusetzen. Nur wenige
Schritte entfernt befand sich ihr Wagen, und sie vermieden ein erneutes
Zusammentreffen mit den aufdringlichen Reportern, die rings um den Mantelhafen,
den Liegeplatz der kleinen Wapo-Flotte, auf Opfer lauerten.
    Wolfs Rechnung ging auf. Die Anlegestelle schräg
gegenüber der Greth war um diese Jahreszeit so gut wie menschenleer. Eilig
verließen sie das Boot, das sofort wieder ablegte und in Richtung Mainau
entschwand.
    Wolf steckte sich, kaum dass er den Fuß an Land
gesetzt hatte, eine seiner gefürchteten filterlosen Gitanes an und nahm ein
paar tiefe Züge. Als sie ihr Fahrzeug erreichten, schnippte er den angerauchten
Glimmstängel auf den Boden und drückte Jo die Wagenschlüssel in die Hand. »Du
fährst«, erklärte er lakonisch und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen.
    »Ich kann doch fahren«, bot sich Terry an.
    Wolf winkte ab, wenn auch mit leidender Miene,
schließlich wusste er nur zu gut, was ihn mit Jo

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