Seepest
vorstellte und Wolf der
uneingeschränkten Unterstützung seines Hauses versicherte. Im Gegenzug bat er
inständig um äußerste Diskretion bei den polizeilichen Nachforschungen. Wolf
konnte ihn beschwichtigen.
Mit Zustimmung des Hoteliers hatte er sich in den um
diese Zeit leeren Frühstücksraum zurückgezogen und wollte nun versuchen, die
bisher bekannten Aktivitäten von Kauder und Abul in einen zeitlichen
Zusammenhang zu bringen. Schon nach wenigen Minuten hatte er eine kurze
Übersicht erstellt:
– Ankunft der beiden Männer in Überlingen
?
– Anmieten des Leihwagens in Überlingen
11.45 Uhr
– Einchecken in Ludwigshafener Hotel
12.30 Uhr
– Bootscharter in Bregenz
14.35 Uhr
– Volltanken des Bootes in Wasserburg
15.55 Uhr
– Auslaufen des Bootes in Wasserburg
?
– Explosion des Bootes vor der Mainau
22.45 Uhr
Zwei
Positionen musste er offen lassen: die Ankunftszeit in Überlingen sowie die
Abfahrtszeit in Wasserburg. Dass das Auto in Überlingen angemietet wurde, ließ
vermuten, dass die beiden Männer mit öffentlichen Verkehrsmitteln an den
Bodensee gereist waren. Wenn man nun ihren Wohnort Hamburg bedachte, dann
konnte es sich eigentlich nur um eine Bahnfahrt handeln. Unterstellte man
ferner, dass die Entfernung vom Bahnhof zur Avis-Niederlassung maximal fünf
Minuten betrug, dann waren sie höchstwahrscheinlich spätestens um halb zwölf in
Überlingen eingetroffen. Womöglich hatten die Männer vor der Abfahrt zwei
Sitzplätze gebucht. Es musste also abgeklärt werden, welche Zugverbindungen
sonntagvormittags von Hamburg nach Überlingen bestanden und in welchem dieser Züge
möglicherweise Platzkarten auf die Namen Kauder und Abul reserviert waren.
Um diese Punkte konnte sich Terry kümmern.
Die zweite noch offene Zeitangabe hingegen war
ungleich schwerer zu bestimmen, wenn überhaupt. Eine Nonstop-Fahrt von
Wasserburg zur Mainau mit einem Boot wie der »Luisa« dauerte circa eine Stunde.
Die Männer könnten den Liegeplatz in Wasserburg gegen einundzwanzig Uhr
fünfundvierzig verlassen haben – vorausgesetzt, der Kahn war gleich bei der
Ankunft vor der Mainau in die Luft geflogen. Aber war er das wirklich? Sie
hätten auch gleich nach dem Auftanken zur Mainau fahren können und wären dann
vermutlich schon gegen siebzehn Uhr fünfzehn dort angekommen. In beiden Fällen
waren zwischen dem Tanken und der Explosion fünfeinhalb Stunden vergangen, die
Wolf nicht nachvollziehen konnte. Was war während dieser Zeit geschehen?
Diese Frage warf noch eine andere, weitaus
gravierendere auf: Was hatte das Boot überhaupt in dem fraglichen Seegebiet
verloren? Welchem Auftrag gingen die beiden Männer auf der »Luisa« nach – und
wer hatte ihn erteilt? Denn dass es sich bei diesem Trip nicht um eine
Vergnügungsfahrt handelte, lag auf der Hand.
Die in dem Wrack sichergestellte Handpumpe fiel ihm
ein. War es möglich, dass mit ihr der Dieseltreibstoff auf den See ausgebracht
wurde? Wolf konnte sich gut vorstellen, dass man damit bei einem Volumen von
zweihundert Litern eine Weile beschäftigt wäre. Das würde auch erklären, warum
das Boot vor der Abfahrt in Wasserburg vollgetankt worden war. In diesem Fall
hätten sie es tatsächlich mit einem vorsätzlich durchgeführten – und vermutlich
von langer Hand vorbereiteten – Anschlag auf ein hochsensibles Binnengewässer
zu tun.
Das Ausbringen des Treibstoffs mit der Handpumpe
dürfte nach seiner Schätzung eine gute Stunde in Anspruch genommen haben.
Demnach hätte die »Luisa« ihre Fahrt zur Mainau spätestens um zwanzig Uhr
dreißig antreten müssen. Die vollständige Zeitübersicht sähe, die Verwendung
der Handpumpe zum Verursachen einer Umweltkatastrophe vorausgesetzt,
folgendermaßen aus:
– Ankunft der beiden Männer in Überlingen
ca. 11.00 Uhr
– Anmieten des Leihwagens in Überlingen
11.45 Uhr
– Einchecken in Ludwigshafener Hotel
12.30 Uhr
– Boot in Bregenz gechartert (wer?)
14.35 Uhr
– Volltanken des Bootes in Wasserburg
15.55 Uhr
– Auslaufen des Bootes in Wasserburg
mindestens 20.30 Uhr
– Explosion des Bootes vor der Mainau
22.45 Uhr
Ungeklärt
waren dann nur mehr die Aktivitäten der Männer während gut vier Stunden. Offen
blieb außerdem die Frage, wann und wo sie das Boot bestiegen hatten. Während
der Liegezeit in Wasserburg? Oder irgendwo im Raum Überlingen? Wolf hielt das
eigentlich für unwahrscheinlich. Aber wenn sie das Boot in Wasserburg
übernommen hatten, mussten die Männer Helfershelfer
Weitere Kostenlose Bücher