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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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mit
seiner Frau verbracht hatte – und nicht zuletzt die delikaten Egli- und
Zanderfilets in der »Krone«. Noch jetzt lief ihm das Wasser im Munde zusammen,
wenn er daran dachte.
    Im Grunde war der heutige Tag bisher gar nicht
schlecht gelaufen. Einige wichtige Fragen hatten sie bereits geklärt; und
sollten sie bei der ersten Durchsicht des Ludwigshafener Hotelzimmers etwas
übersehen haben, würde die Spürnase Mayer zwo es garantiert finden. So gesehen
könnte er ganz entspannt sein, wenn … ja, wenn da nicht die Öchsle wäre.
    Hermine Öchsle, die eine Etage unter ihm wohnte, hatte
Wolf am Wochenende abgepasst und ihn für heute Abend zu einem kleinen Imbiss
geladen. Arglos hatte er zugesagt. Nicht nur, dass sie gelegentlich seine
Wohnung auf Vordermann brachte – was ihm, wenn er ehrlich war, nicht ganz
ungelegen kam –, sie war obendrein als gute Köchin bekannt, ein weiterer Grund,
ihre Einladung anzunehmen.
    »Betrachten Sie’s als kleinen Ausgleich für Ihre
aufopfernde Arbeit«, hatte sie erklärt und treuherzig mit den Augen geklimpert.
    Jedenfalls hing ihre Einladung nun wie ein
Damoklesschwert über ihm. Gestern noch hatte er in dieser Hinsicht nichts zu
befürchten gehabt. Doch das sah inzwischen anders aus. Der Gedanke, beim Essen
womöglich über den neuen Fall ausgefragt zu werden, ließ ihn regelrecht
übellaunig werden. Zum Glück war es noch ein Weilchen hin, und zur Not konnte
er immer noch eine dringende Observierung vorschieben und sich schnell wieder
aus dem Staub machen.
    Mit dem festen Vorsatz, Einladungen dieser Art künftig
auszuschlagen, stellte er wenig später seinen Dienstwagen vor dem Hoteleingang
ab. Unter der Tür stieß er mit drei weiß gekleideten Gestalten zusammen – den
Kollegen von der Spurensicherung.
    »Du kommst zu spät«, bemerkte Mayer zwo süffisant und
eilte, ohne sich näher auszulassen, in Richtung Parkplatz davon. »Tut mir
leid«, ergänzte er im Weggehen, »aber wir werden noch an einem anderen Tatort
gebraucht.«
    »Habt ihr was gefunden?«, rief ihm Wolf hinterher.
    Unbestimmt winkte Mayer zwo ab, während er den Wagen
aufschloss und seine Mitarbeiter ihre Kisten im Kofferraum verstauten.
»Pipifax«, rief er, »nicht der Rede wert, zumal euch die Bewohner des Gelasses
ja bereits bekannt sind.« Bevor er einstieg, setzte er hinzu: »In zwei, drei
Tagen hast du meinen Bericht.«
    »Ich brauch ihn aber morgen früh!«, brüllte Wolf
zurück, doch seine Forderung verhallte ungehört. Alles Weitere ging im Geräusch
durchdrehender Reifen und einer gewaltigen Staubwolke unter.
    »Blödmann«, rief Wolf ihm mit hochrotem Kopf
hinterher, um gleich darauf halblaut weiterzuknöttern: »Wer solche Kotzbrocken
um sich hat, braucht keine Feinde mehr!« Kaum zu glauben: Früher war Mayer zwo
ein richtig umgänglicher Kollege gewesen. Bis Stress und permanente
Überforderung ihn zu einem Nervenbündel hatten werden lassen. Wolf nahm sich
vor, über dieses Thema bei nächster Gelegenheit mit Sommer zu sprechen.
    Doch erst musste er entscheiden, wie es weiterging.
Sollte er stante pede nach Überlingen zurückkehren? Was gab es hier für ihn
noch zu tun? Alle verwertbaren Spuren waren inzwischen gesichert. Gewiss, er
könnte das Hotelpersonal befragen, doch mit welchem Ziel? Andererseits kam er
auf diese Weise vielleicht an Informationen, die ihm halfen, die Wege der
beiden Männer zu rekonstruieren?
    Immerhin, sagte er sich, einen Versuch wäre es wert.
Zum zweiten Mal an diesem Tag betrat er das Hotel.
    Eine
Viertelstunde später saß Wolf an einem Tisch im Frühstücksraum des Hotels und
holte Block und Stift hervor.
    Nachdem er an der Rezeption eine Aushilfskraft
angetroffen hatte, wurde auf sein Verlangen hin die verantwortliche
Rezeptionistin geholt – dieselbe, mit der sie bereits am Vormittag zu tun
gehabt hatten. Nach ihrer Aussage hatten Kauder und Abul am Sonntag um zwölf
Uhr dreißig eingecheckt. Zum Beweis legte sie Wolf das Reservierungsbuch vor.
Wolf notierte sich die Zeit, bevor er die junge Frau fragte, ob ihr an den
Männern etwas aufgefallen sei. Die Antwort war ein klares Nein; weder äußerlich
noch an ihrem Verhalten sei irgendetwas ungewöhnlich gewesen. Als Reisegepäck
führten beide eine Segeltuchtasche mit sich, weitere Gepäckstücke hatte sie
nicht bemerkt. Die Männer hatten zwei Übernachtungen gebucht und waren mit
einem Wagen angereist.
    In der Zwischenzeit hatte die Aushilfskraft den
Hotelbesitzer alarmiert, der sich als Herr Fink

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