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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Allahs« im Glaubenskrieg verstehe, bisher jedoch nicht als
Urheber ausgeübter Anschläge aufgefallen sei.
    Das Schreiben des Sachverständigen schloss: »So viel
in aller Eile vorab, vorbehaltlich der weiteren detaillierten Prüfung des
Textes im Kontext mit uns bekannten relevanten Aufrufen beziehungsweise
Aktionen.«
    Enttäuscht ließ Wolf das Schreiben sinken. Was sollte
er mit dieser Interpretation anfangen? Er erhob sich und trat ans Fenster.
Draußen sah es inzwischen um einiges freundlicher aus. Seit Mittag hatten die
Regenschauer nachgelassen, der Wind hatte sich gelegt, was die gefühlte
Temperatur sicher um einige Grad erhöhte. Inzwischen setzte die Dämmerung ein,
und der nahe Stadtgarten versank im Abendschatten.
    Nach wie vor war es Wolf ein Rätsel, wieso von dem
Flugblatt zwei verschiedene Ausführungen existierten. Warum in drei Teufels
Namen trug die »Seekurier«-Fassung eine Unterschrift? Wo war der Zusammenhang
mit der Bootsexplosion und der nachfolgenden Ölpest draußen auf dem See? Für
Wolf machte der Text noch immer keinen Sinn; Adjektive wie »schwammig« und
»unkonkret« schossen ihm durch den Kopf. Einen Moment lang war er sogar geneigt,
das Schriftstück als Finte abzutun. Aber es half nichts: Bis zum Beweis des
Gegenteils musste dem Wisch ihre volle Aufmerksamkeit gelten.
    Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken.
Früher als gedacht meldeten sich Jo und Terry zurück. Das passte ihm gut,
schließlich musste er noch nach Ludwigshafen fahren, und sei es nur, um dem
überarbeiteten Mayer zwo etwas unter die Arme zu greifen.
    »Schieß
los!« Wolfs Aufforderung war an Jo gerichtet, die mit ihren lebhaften dunklen
Augen und den seidig glänzenden Locken heute noch aparter als sonst wirkte.
    »Zunächst zu Suhrbier«, begann sie ihre Ausführungen.
»Ein Mensch dieses Namens existiert überhaupt nicht, zumindest nicht in Lindau,
wo er den Papieren nach gemeldet ist. Daraufhin hab ich die Kollegen vom
Betrugsdezernat eingeschaltet. Und jetzt kommt’s: Suhrbiers Pass ist eindeutig
gefälscht, und zwar –«
    »Details bitte später, wir müssen rasch weiterkommen.
Was ist mit Kauder und Abul?«
    »Sind beide vorbestraft. Kauder wegen verschiedener
kleinerer Betrügereien, die letzte vor vier Monaten, jeweils rechtskräftig
verurteilt. Vor zwei Wochen mit Auflagen aus der Haft entlassen. Abul saß
zweimal wegen bewaffneten Raubes in Tateinheit mit schwerer Körperverletzung
ein. Insgesamt hat er dreieinhalb Jahre hinter Gittern verbracht. Das alles
liegt nun fünf Jahre zurück, seitdem ist er sauber. Beide kommen übrigens aus
Hamburg. Ich habe ihre Akten bei der dortigen Staatsanwaltschaft angefordert.
Vielleicht sind wir nach deren Studium schlauer.«
    »Die Sache wird immer verwirrender«, murmelte Wolf und
sah auf die Uhr. »Oh, schon so spät. Ich muss weg, Leute, die Spusi nimmt das
Hotelzimmer in Ludwigshafen auseinander. Vielleicht könntest du, Jo, in dieser
Zeit das Internet nach diesem Kalifat durchforsten? Und jetzt noch rasch zu
dir, Terry.«
    »Um es kurz zu machen: Die ›Luisa‹ wurde gestern
Nachmittag kurz vor sechzehn Uhr in Wasserburg vollgetankt. Von demselben Mann,
der kurz zuvor in Bregenz das Boot gechartert hatte.«
    »Oha! Sehr gut, Terry.« Wolf griff nach seinem Block
und machte sich eine Notiz, bevor er sich erhob. »Wie gesagt, ich bin für den
Rest des Tages weg. Gebt so rasch als möglich eine Fahndung nach diesem
Suhrbier raus und schickt sein Phantombild an alle Zeitungen der Bodenseeregion
und an den SWR . Außerdem sollten wir bis morgen
früh wenigstens die vorläufigen Berichte der Gerichtsmedizin, der Spusi und der KTU auf dem Tisch haben, und zwar einschließlich
der Auswertung des zertrümmerten Handys und der beiden Flugblätter. Kümmert
euch darum.«
    »Haben wir inzwischen eine Übersetzung des arabischen
Textes?«, wollte Jo abschließend wissen.
    »Richtig, hab ich ganz vergessen.« Mit wenigen Worten
informierte Wolf seine Kollegen über die Vorabstellungnahme des BKA - Spezialisten.
    »Tut mir leid, ich muss …« Er stand bereits unter der
Tür, als er sich noch einmal umdrehte. »Wir setzen uns morgen früh Punkt acht
zusammen. Schönen Abend noch.«
    ***
    Kurz
nach fünfzehn Uhr schloss Matuschek die nachmittägliche Redaktionskonferenz.
Als eine der Ersten ging Karin Winter aus dem Besprechungsraum. Anders als
sonst steuerte sie jedoch nicht gleich ihren Schreibtisch an, sondern trat
etwas zur Seite, um die anderen

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