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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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gehabt haben, wie sonst
sollten sie bei dem ausgedünnten – und im Übrigen auch zeitraubenden –
öffentlichen Verkehrsnetz am Sonntag dorthin gekommen sein? Ihr eigener Wagen
war ja in Überlingen geblieben.
    Er beschloss, diesen Punkt bis auf Weiteres
auszuklammern, und überprüfte noch einmal die Daten auf seiner Tabelle. »Für
den Anfang durchaus brauchbar«, brummte er. Das Einzige, was ihn an seinen
Überlegungen störte, waren die vielen Konjunktive – Hypothesen, die auf »wäre«,
»hätte« und »könnte« fußten, fand er mehr als fragwürdig.
    Etwas
anderes fiel ihm ein: Vielleicht hatte jemand während der vermutlich
vierstündigen Liegezeit der »Luisa« in Wasserburg oder vor der Mainau eine
Beobachtung gemacht, die ihnen weiterhalf. Diesen Punkt konnte Jo erledigen.
    Er sah auf die Uhr. Wenn er sich beeilte, würde er sie
und Terry noch in der Direktion erreichen. Gerade wollte er Jos Kurzwahltaste
drücken, da wurde ihm bewusst, dass sie in der Sache heute ohnehin nicht mehr
viel ausrichten konnte.
    Als er sein Handy wieder einsteckte, sah er plötzlich
den Hotelier auf sich zukommen.
    »Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten, Herr
Kommissar?«, fragte Herr Fink.
    »Nein danke, sehr freundlich«, lehnte Wolf zunächst
ab. Doch warum eigentlich nicht? »Also, wenn ich’s mir recht überlege … einen
Pastis vielleicht?«
    Herr Fink machte ein betretenes Gesicht. »Jetzt
erwischen Sie mich aber auf dem falschen Fuß, Herr Kommissar. Unser Haus ist
zwar bestens bestückt, aber Pastis … bedaure, bei Pastis muss ich leider
passen. Etwas anderes vielleicht?«
    »Nein danke. Aber trösten Sie sich, ich hab’s mir fast
gedacht«, winkte Wolf lächelnd ab. »Ist so eine Marotte von mir. Hab vor Jahren
in Frankreich Gefallen an dem Zeug gefunden, seitdem lebe ich nach der Devise:
Pastis oder nichts. Ich bin frankophil angehaucht, müssen Sie wissen.«
    »Eigenartig«, sinnierte Herr Fink mit gerunzelter
Stirn. »Die beiden Gäste, derentwegen Sie hier sind … ich meine die beiden
Toten … die hatten einen ähnlich ausgefallenen Wunsch. Champagner. Nicht
irgendeinen, nein. Geldermann musste es sein. Sie hatten sich eine Flasche
davon für den späten Abend aufs Zimmer bestellt. Geldermann, nichts anderes!
Weiß der Himmel, was die beiden mit dieser Marke verband.« Er schüttelte den
Kopf. »Auf alle Fälle müssen sie was zu feiern gehabt haben.«
    Wolf, der in der Zwischenzeit seine Utensilien
eingesteckt hatte und langsam in Richtung Ausgang ging, war plötzlich hellhörig
geworden. »Sagen Sie das noch mal …«
    »Geldermann.«
    »Das meine ich nicht. Sie sagten ›für den späten
Abend‹, richtig?«
    Während Herr Fink noch verwundert nickte, blieb Wolf
unvermittelt stehen. Ihm war eine Idee gekommen, vage noch und unausgegoren.
Konnte es sein …? Ach was! Er verwarf den Gedanken wieder, bis er abermals
stehen blieb und sich dem Hotelier zuwandte.
    »Diese beiden Männer haben doch am Sonntag gegen halb
eins ihr Zimmer bezogen. Wissen Sie, ob sie im Haus gegessen haben? Zu Mittag,
meine ich?«
    »Nein, tut mir leid. Aber das lässt sich ganz leicht
feststellen. Kommen Sie, begleiten Sie mich zum Restaurant. Der Service kann
Ihre Frage sicher leicht beantworten.«
    Das Restaurant erwies sich als überraschend gut
besucht. Besonders die Tische, die zum Park und auf den See hinausgingen,
schienen gefragt zu sein. Herr Fink war an die Theke getreten, wo er sich kurz
mit einem der Ober unterhielt. Dann winkte er Wolf zu sich heran.
    »Paul ist unser Oberkellner«, erklärte er und wies auf
den älteren Mann mit schütteren Haaren, der Wolf mit einem dezenten Kopfnicken
begrüßte. »Er hat gestern Mittag Dienst gehabt und kann Ihnen sicher
weiterhelfen. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen, Herr Kommissar,
ich muss mich wieder den Gästen widmen. Vielleicht kommen Sie ja ein anderes
Mal vorbei. Aber wenn ich ehrlich sein soll … als Privatmann wär’s mir lieber,
Sie verstehen.« Augenzwinkernd ging er von dannen.
    Mit einem dezenten Räuspern brachte sich der Ober in
Erinnerung. »Sie wollen wissen, ob die beiden verunglückten Gäste gestern hier
gegessen haben, hab ich das richtig verstanden?«
    »So ist es«, nickte Wolf.
    »Ja, sie haben. Ich habe sie selbst bedient.«
    »Ist Ihnen irgendwas an den beiden aufgefallen? Waren
sie nervös, schweigsam oder vielleicht eher ausgelassen?«
    »Mir ist nichts aufgefallen, bedaure – außer dass sie
sehr hungrig schienen.«
    »Sie

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