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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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einmal an, so gegen vierzehn Uhr.« Er
griff nach seiner Tasche. »Um das noch kurz abzuschließen: Herrn Rottmann
schien die Erklärung einzuleuchten. Er erwähnte ein gewisses Kniehorn, da würde
Studer wohl nach dem Rechten sehen. Keine Ahnung, was damit gemeint war.
Jedenfalls stieg Ihr Onkel danach, ohne zu zögern, in den abholenden Wagen.
Also dann, auf Wiedersehen, Herr Rottmann.«
    Als
Alex eine Viertelstunde später zum Auto zurückkehrte, riss Leschek eilfertig
den Wagenschlag auf.
    »Deute ich Ihren Gesichtsausdruck richtig und Sie
haben etwas Brauchbares erfahren, Boss … äh, Chef?«, fragte er und zog die Nase
hoch.
    Alex ging nicht darauf ein. »Bring uns zum Tor, das
aufs Vorfeld führt«, murmelte er abwesend. Während der Fahrt gab er in aller
Kürze seine Unterhaltung mit den Piloten wider. »Seitdem gehen mir diese beiden
Typen nicht mehr aus dem Kopf«, schloss er. »Wenn ich nur wüsste, wer
dahintersteckt.«
    Auch Leschek schien verunsichert. »Will uns da jemand
verarschen?«
    »Ich fürchte, das ist mehr als eine Verarsche!«
    Nachdem Alex einige Zeit vor sich hingebrütet hatte,
hob er unvermittelt den Kopf und sein Gesicht hellte sich auf. »Sagt dir der
Begriff ›Kniehorn‹ etwas?«
    »›Kniehorn‹? Was soll das sein?«, fragte Leschek nach
kurzem Überlegen. Er bog gerade in die Hauptstraße ein, die in östlicher
Richtung an den Abfertigungsgebäuden vorbeiführte.
    Ohne darauf eine Antwort zu geben, wechselte Alex
erneut das Thema. »Was genau hast du eigentlich den beiden potenziellen
Maulwürfen gesagt?«
    »Das wissen Sie doch! Was wir vereinbart hatten.«
    »Geht’s ein bisschen genauer?«
    »Ich hab angedeutet, wir würden gerade einen neuen FE .23-Einsatz
vorbereiten.«
    »Weiter!«
    »Nun, auf die obligatorische Gegenfrage, wo der
Einsatz denn geplant sei, habe ich dem einen das Seegebiet um Romanshorn, dem
anderen die Bregenzer Bucht genannt. War doch richtig so, oder?«
    Unvermittelt begann Alex schallend zu lachen.
»Jedenfalls hat es seinen Zweck erfüllt«, meinte er höchst zufrieden. Dabei
schlug er Leschek von hinten kräftig auf die Schulter, sodass der um ein Haar
das Steuer verriss. »Beim Kniehorn mündet nämlich die Bregenzer Ache in den
See, verstehst du?«
    »Hä?«
    »Jetzt schalt doch mal dein Gehirn ein, Mann! Das
Kniehorn ist eine Landzunge in der Bregenzer Bucht. Wenn der General also
glaubt, dass Jacques am Kniehorn nach dem Rechten sieht – was mag das wohl
heißen? … Na? … Was sagt uns das?«
    Da endlich schien auch Leschek zu begreifen, sein
Gesicht verklärte sich. »Ah, verstehe! Das soll heißen, wir wissen jetzt, wer
der Maulwurf ist.« Er dachte kurz nach. »Aber Moment mal … wieso Jacques, dem
hab ich doch gar nichts gesagt?«
    »Das ist schon in Ordnung«, antwortet Alex
nachsichtig. »Der General wird ihn informiert haben. Jedenfalls hat der, dem du
unseren FE .23-Plan
gesteckt hast, die Sache brühwarm weitererzählt.«
    »Sie haben recht! Ihr Plan ist aufgegangen, meine
Anerkennung«, konstatierte Leschek schmeichlerisch. »Hoch gespielt – und hoch
gewonnen.«
    »No risk – no fun!«, sagte Alex und grinste diabolisch.
    Knapp
zwei Minuten später hielt der schwarze Firmen-Mercedes vor dem gewaltigen
Stahltor mit der Nummer 3.
    »Hier sehen wir uns gründlich um«, erklärte Alex.
    Beim Aussteigen deutete Leschek zu der Kamera hoch und
fragte: »Hatten die Leute von der Vorfeld-Kontrolle heute Nacht wirklich Studer
auf dem Bildschirm?«
    Alex nickte. »Es war eindeutig Studer, hab das Video
vorhin selbst gesehen.«
    »Aber wie ist das möglich? Wie kann vor dem Tor noch
Studer am Steuer sitzen und wenige Minuten später zwei unbekannte Männer?«
    »Gottverdammich, frag mich was Leichteres. Ich hoffe,
hier einen Anhaltspunkt zu finden.«
    Zunächst nahmen sie das Tor und die freie Fläche davor
unter die Lupe, ehe sie, die Augen fest am Boden, den Zaun rechts und links des
Tores ein Stück weit abschritten. Nichts. Am Tor trafen sie wieder zusammen.
    Als Nächstes musste das dicht mit Büschen bewachsene
Gelände beidseits der Zufahrt abgesucht werden. »Du links, ich rechts«,
bestimmte Alex.
    Sie hatten sich kaum getrennt, als von links ein
alarmierender Ruf ertönte: »Chef, hierher, schnell!«
    So rasch es ging, wechselte Alex die Seite, zwängte
sich durch das dichte Gestrüpp und riss sich an einer wilden Brombeere die
Hände auf. Dann sah er durch die Zweige Leschek dastehen, breitbeinig, in der
Hüfte abgeknickt, mit den

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