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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Händen auf ein dunkles, längliches Bündel zeigend,
das am Boden lag.
    Eine böse Ahnung beschlich Alex. Sollte das etwa
Studer sein?
    Es war Studer!
    »Er scheint bewusstlos zu sein, aber ich kann auf
Anhieb keine äußeren Verletzungen erkennen«, erklärte Leschek.
    »Vermutlich ist er stark unterkühlt. Fass mit an, wir
tragen ihn raus.«
    »Sollten wir nicht einen Arzt …?«, warf Leschek ein.
    »Kein Arzt«, erklang da von unten eine brüchige
Stimme. Während die beiden noch glaubten, sich verhört zu haben, geriet die
Gestalt zu ihren Füßen in Bewegung. Studer versuchte vergeblich, sich
aufzurichten, bis Alex und Leschek sich besannen und ihm unter die Arme
griffen. Gemeinsam stellten sie den Zweieinhalbzentnermann auf die Beine.
    Fast hätte Alex den Kopf geschüttelt. Was für ein Bild
des Jammers! Diese Trauergestalt sollte Jacques Studer sein, Kraftprotz,
Kickboxer, Bodyguard? Wer hatte es geschafft, diesen Hünen zu fällen und hier
abzulegen wie einen Sack Müll? Und vor allem: Wie hatte
er es geschafft?
    Kaum fünf Minuten später hatten sie wieder
gepflasterten Boden unter den Füßen. Mit jedem Schritt wurde die Last ein wenig
leichter, und als sie den Wagen erreichten, schüttelte Studer seine beiden
Helfer schließlich unwillig ab. Leschek öffnete die hintere Wagentür, und
Studer ließ sich auf den Rücksitz fallen.
    »Was ist passiert, Jacques?«, fragte Alex. Er hatte
den Oberkörper in den Wagen gebeugt und stützte sich auf den Knien ab, um mit
Studers Gesicht auf gleicher Höhe zu sein, doch der sah ihm abweisend in die
Augen.
    »Das müsstet ihr doch am besten wissen!«, stieß er
hervor. Er griff sich mit beiden Händen an den Kopf, das Sprechen schien ihm
Schmerzen zu bereiten.
    Als hätten sie sich verhört, sahen sich Alex und
Leschek an. Offenbar hatte Studer seine sieben Sinne noch immer nicht
beisammen, anders war sein Ausspruch nicht zu erklären. Also hatte der Ärmste
doch eins auf die Rübe gekriegt! Nur so ließ sich sein Zustand hinreichend
erklären. Und dass er die halbe Nacht im Freien verbracht hatte – bei
Temperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt! –, trug wohl auch dazu bei,
selbst eine robuste Natur wie Jacques Studer ein Stück weit aus der Spur zu
tragen.
    Alex startete, bewusst langsam sprechend, einen neuen
Versuch, den Mann zum Reden zu bringen. »Mein Onkel wurde von zwei Männern an
der Maschine abgeholt. Bist du mit den beiden zusammengerasselt? Falls ja: Wer
waren sie, wie haben sie dich ausgeschaltet?«
    »Weiß nicht«, murmelte Studer, sein Kopf fiel auf die
Brust. Schon fürchtete Alex, er würde aus dem Wagen kippen, als er sich noch
einmal berappelte. Er hob den Kopf, sein Blick wurde klarer. »Spritze
gekriegt«, nuschelte er in seinem Schweizer Akzent, »vermutlich ein … ein
schnell wirkendes … Barbiturat.«
    Alex gab Leschek mit der Hand ein Zeichen. »Setz ihn
richtig rein und schnall ihn an, wir schaffen ihn in das Haus meines Onkels.
Ich rufe Dr. Harm an, er soll ihn untersuchen. Wenn es wirklich ein
Barbiturat war, dann bringt er ihn rasch wieder auf die Beine.«
    ***
    Selten
hatte Wolf das Ende der Dezernatsleiterbesprechung so herbeigesehnt wie jetzt.
Die ganze Zeit schon war er nicht richtig bei der Sache. Zu viel ging ihm durch
den Kopf, was ausschließlich seinen Fall betraf. Was, wenn die Täter die Pumpe
wirklich zum Zwecke des Ausbringens von Dieselöl beschafft und eingesetzt
hatten? Was, wenn das Kalifat tatsächlich nur eine Finte war? Und wer steckte
dann dahinter? Wem nützte das Ganze? Was käme als Nächstes?
    »Leo, bleibst du noch einen Moment?« Sommers Frage
holte ihn in die Wirklichkeit zurück. Soeben hatte der letzte Kollege den
Konferenzraum verlassen und die Tür hinter sich zugemacht.
    »Setzen wir uns noch mal«, sagte Sommer und machte
eine einladende Geste. »Noch einen Kaffee?«
    Wolf winkte ab. »Danke, Ernst. Lass uns lieber gleich
zur Sache kommen. Ich nehme an, es geht um Schneidewind?«
    Sommer nickte bedrückt. »Er behauptet, euer Dezernat
würde wichtigen Spuren nicht mit dem nötigen Druck nachgehen. Wie kommt er zu
dieser Auffassung?«
    »Weiß der Geier! Aus mir unerfindlichen Gründen
scheint er sich auf die Islamistenspur eingeschossen zu haben. Damit meine ich …«
    »Ich weiß, was du meinst, hab deinen Bericht gelesen.
Weiter?«
    »Ich bin mir jedenfalls absolut sicher, dass an dieser
Spur nicht das Mindeste dran ist, dass uns die wahren Täter nur auf ein
falsches Gleis locken

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