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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Kollegen
die Fangschaltung bei Ihnen einrichten. Auf Wiedersehen!«
    Nach wenigen Schritten drehte er sich noch einmal um.
»Ach ja, fast hätte ich’s vergessen: Herr Leschek, ich muss Sie bitten, sich
bis auf Weiteres zu unserer Verfügung zu halten. Danke.«
    »Dieser
Zeuge, Chef, den Sie da plötzlich aus dem Hut gezaubert haben … der war doch
wohl keine Finte, oder?«, fragte Jo, als sie in den Dienstwagen stiegen.
    »Keineswegs. Vorhin am Telefon hat Terry mir
mitgeteilt, dass sich ein Leser des ›Seekurier‹ bei ihm gemeldet hat. Der hat
am Sonntag in Wasserburg zufällig mitgekriegt, wie im Hafen ein Mann die
›Luisa‹ betankte. Heute Morgen hat er zu seiner Überraschung diesen Mann
wiedererkannt – auf dem Bild im ›Seekurier‹. Was hältst du davon?«
    »Hm, schwer zu sagen. Auf den ersten Blick scheint
Lescheks Alibi wasserdicht. Vielleicht hat sich der Anrufer ja wirklich
getäuscht. Mich wundert jedenfalls nicht, dass Rottmann Ihre Fragen in den
falschen Hals gekriegt hat. Plötzlich in die Nähe der Täter gerückt zu werden,
kommt ihm sicher verdammt undankbar vor.«
    »Trotzdem … für ganz so dünnhäutig hätte ich ihn nicht
gehalten.« Wolf überlegte kurz, ehe er weitersprach: »Mir ging gerade noch
etwas anderes durch den Kopf: Basel ist doch Standort führender Chemie- und
Pharmafirmen, nicht wahr?«
    »Novartis, Roche, Syngenta, Ciba /BASF  …«, betete Jo herunter.
    »Genau. Natürlich wäre es möglich – wenn nicht sogar
wahrscheinlich –, dass Biotecc zu einigen dieser Unternehmen freundschaftliche
Kontakte unterhält. Das würde dann Lescheks Fahrt nach Basel hinreichend
erklären –«
    »Eben«, fuhr ihm Jo ins Wort. »Warum soll es zwischen
Biotecc und den Baseler Firmen keine Verbindung geben? Wahrscheinlich
beauftragt Biotecc alle naselang irgendwelche Chemieunternehmen mit der
Untersuchung bestimmter Substanzen. Deshalb können wir aber die Entführung und
die Ölkatastrophe noch lange nicht in einen Topf werfen.«
    »Da geb ich dir recht. Trotzdem muss die Frage erlaubt
sein, wie es sein kann, dass sich Leschek zur selben Zeit in Wasserburg und in
Basel aufhält. Beides geht nicht. Entweder unser Zeuge lügt – oder Leschek.«
    »Im letzteren Falle wäre auch Alex Rottmann dran.«
    »Du sagst es.« Er dachte kurz nach. »Sollte allerdings
unser Zeuge danebenliegen, dann könnte auch etwas ganz anderes hinter der Sache
stecken.« Grüblerisch sah er in die Luft.
    »Wie … Sie denken an so etwas wie feindliche Kontakte?«
    »Warum nicht? Der Chemie- und Pharmamarkt soll das
reinste Haifischbecken sein, da gönnt einer dem anderen nicht die Wurst aufs
Brot – wie immer, wenn’s um viel Geld geht.«
    »Wollen Sie damit andeuten, dass wir es möglicherweise
mit einem zweiten Tatkomplex zu tun haben? Wirtschaftskriminalität? Das fehlte
gerade noch!«
    »Zumindest können wir es nicht ausschließen. Wir
wissen doch, wie das läuft: Sobald in einem Unternehmen Kurssteigerungen,
höhere Gewinnmargen oder zusätzliche Tantiemen winken, verlieren die Leute
plötzlich jedes Maß. Da werden auf Teufel komm raus Spione eingeschleust,
Forschungsergebnisse geklaut, Patente umgangen und dergleichen mehr. Wer weiß,
vielleicht hängt Rottmanns Entführung ja auch mit solchen Spielchen zusammen?
Dann müssten die Ermittlungen erheblich ausgeweitet werden. Dafür brauchen wir
allerdings Verstärkung, weshalb ich gleich nach unserer Rückkehr mit Sommer
sprechen werde. Wir können uns ja schließlich nicht zerreißen.«
    »Was ist mit der Überprüfung von Lescheks Alibi,
Chef?«
    »Finger weg! Solange sich keine neuen Verdachtsmomente
ergeben, halten wir uns an Alex Rottmanns Aussage.« Wolfs Gesicht verzog sich
zu einem süffisanten Lächeln. »Wir wollen doch nicht, dass Schneidewind einen
Herzkasper bekommt, oder?«

8
    Wie sehr der Glatzköpfige sich auch ins Zeug
legen mochte – nach jedem Landgang benötigte er exakt zweiundvierzig
Ruderschläge, bis er das kleine Beiboot an der Badeplattform der Motorjacht
festmachen konnte. Auch diesmal war es nicht ein Schlag weniger.
    Fünfmal hatte er die Überfahrt zwischen Uferweg und
Jacht schon zurückgelegt: dreimal hin, zweimal zurück. Schon spürte er in den
Oberarmen einen leichten Muskelkater. Gar zu gerne hätte er gewusst, weshalb
sich der Boss nicht für einen leichter erreichbaren Liegeplatz entschieden
hatte – in einer der unzähligen Marinas zum Beispiel, die ringsum wie Pilze aus
dem Boden schossen. Für ihn wäre

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