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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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verlassen.
    »Das Hundertfache!«, erhöhte Rottmann sein Angebot.
»Dafür, dass Sie mich laufen lassen …«
    »Ich bitte Sie, was soll ich mit dem Geld?«, winkte
der Glatzköpfige desinteressiert ab. »Sobald ich mich auf den Handel einlasse,
bin ich ein toter Mann.«
    »Dann sagen Sie mir wenigstens, wie lange ich hier
noch festgehalten werden soll.«
    Ohne Rottmann eines weiteren Blickes zu würdigen,
wandte der Glatzköpfige sich ab und stieg hinauf an Deck, wo er sich in aller
Ruhe eine Zigarette anzündete und die Augen über das Seeufer schweifen ließ.
    Als sein Handy klingelte, zuckte er zusammen. »Ja?«,
meldete er sich zögernd. Schon nach kurzem Zuhören bildete sich eine steile
Falte zwischen seinen Augenbrauen. »Wo bitte? Beim Haldenhof? Wieso gerade
dort, da ist doch jetzt tote Hose?«
    Eine ganze Weile hörte er nur zu, dann fragte er
gepresst: »Und was ist, wenn ich nicht komme?« Abermals lauschte er den Worten
des Anrufers, bis er hörbar die Luft ausstieß. »Also gut. Ich komme!« Damit
unterbrach er die Verbindung.
    Für einen kurzen Moment blieb er regungslos stehen.
»Möchte gar zu gerne wissen, was Studer im Schilde führt«, brummte er
kopfschüttelnd. Dann ging er wieder nach unten.
    Dort hatte es Rottmann unterdessen in die Senkrechte
geschafft. Er war zu der schmalen Tür gewankt, hinter der sich die Toilette
befand. Nach seiner Rückkehr ließ er sich jetzt bäuchlings auf die Liege
fallen.
    »Leider muss ich Sie schon wieder verlassen, Herr
Rottmann, dringende Geschäfte. Sie als Unternehmer werden das sicher verstehen.
Bis heute Abend also.«
    Der Glatzköpfige legte ihm erneut Knebel und
Augenbinde an, verschloss die Kabinentür und verließ die Motorjacht in dem
kleinen Beiboot, in dem er gekommen war.
    ***
    Wolf
hatte nach seiner Rückkehr aus Nußdorf umgehend Ernst Sommer angerufen, um ihn
über den aktuellen Stand der Rottmann-Entführung zu informieren, als jemand
ungeduldig an seine Bürotür klopfte. Fast zeitgleich wurde die Tür aufgerissen,
Karin Winter stürmte herein und baute sich vor seinem Schreibtisch auf.
    Unwillig über die Störung hob Wolf den Kopf.
»Entschuldige, Ernst, aber ich muss kurz unterbrechen. Bin gleich wieder dran.«
Er knallte den Hörer zurück auf die Gabel, um Karin Winter ins Gebet zu nehmen,
doch die kam ihm zuvor.
    »Sie spielen mit gezinkten Karten, Herr Wolf. Das
hätte ich von Ihnen nicht gedacht … von Ihnen nicht!«
    »Moment mal, wovon reden Sie denn da?« So streitbar
hatte er Karin Winter noch nie erlebt, und obwohl ihm der Grund für ihre
Erregung vollkommen abging, fand er doch, dass sie ihr außerordentlich gut
stand.
    »Das fragen Sie noch? Haben nicht Sie und Ihr feiner
Freund Sommer mir gestern um die Mittagszeit so etwas wie Kooperation
zugesichert? Und wollten Sie mir nicht gestern Abend erst die Beteiligung
religiöser Extremisten an diesem Fall ausreden? Der Datenstick interessiere Sie
nicht, wollten Sie mir weismachen, allenfalls als Spurenträger. Dass ich nicht
lache! Und heute, was höre ich heute? Da verzapft die Staatsanwaltschaft das
genaue Gegenteil. Dieses Kalifat komme sehr wohl als Tätergruppe in Frage. Verstehen
Sie das unter Kooperation? Nein danke, Herr Wolf, da recherchiere ich lieber
für mich und veröffentliche, was ich habe, ohne Rücksicht auf Sie und Ihren
Ermittlungsstand.« Ihre Wangen glühten wie die eines Racheengels – Wolf hatte
keinen Zweifel, dass sie meinte, was sie sagte. »Kooperation, lieber Herr Wolf,
ist nämlich keine Einbahnstraße, merken Sie sich das. So, und jetzt
entschuldigen Sie mich, ich habe zu tun!« Sie machte Anstalten, den Raum zu
verlassen.
    Schnell wie der Wind war Wolf auf den Beinen und an
der Tür, um ihr den Rückweg zu versperren. »Augenblick, Madame, so einfach
kommen Sie mir nicht davon. Was reden Sie da von der Staatsanwaltschaft?«
    »Sagen Sie bloß, Sie wissen nichts von der
Pressekonferenz? Da komm ich nämlich gerade her.«
    »Schneidewind?«
    »Genau der.«
    »Warten Sie bitte einen Moment.« Er ging zum Telefon
und wählte Sommers Nummer. »Ich bin’s noch mal, Ernst. Weißt du etwas von einer
Pressekonferenz, die Schneidewind gegeben haben soll, gerade eben, vor wenigen
Minuten? … Ja, spinnt der Mann jetzt vollends? … Gut. Gib mir bitte gleich
Bescheid. Ich habe gerade Frau Winter hier.« Er legte auf.
    Nachdenklich mit der Linken sein Barett nach hinten
schiebend, ließ er sich in seinen Schreibtischstuhl fallen, während Karin
Winter mit

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