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Seepest

Seepest

Titel: Seepest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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dass man mit dir
reden kann.«
    Sie schüttelte ihn ab. »Das ist keine Antwort auf
meine Frage. Also?«
    »Nicht hier«, flüsterte er und schob sie im
Vorübergehen in eines der Konferenzzimmer. Bevor er weitersprach, vergewisserte
er sich, dass die Gegensprechanlage ausgestellt war. »Hier haben die Wände
Ohren«, erklärte er. »Was die Entführung angeht: Ja, es trifft zu, dass mein
Onkel gestern von zwei unbekannten Männern entführt wurde. Einzelheiten darf
ich leider nicht weitergeben, nur so viel: Die sofort eingeschaltete Polizei
hat bislang noch keine Spur, weder vom Chef noch von den Tätern. So, jetzt bist
erst mal du dran, meine Liebe – du weißt ja, wie so was läuft: Leistung und
Gegenleistung, Zug um Zug.« Er kicherte kurz, wurde aber sofort wieder ernst.
»Sag mir, wer in meinem Laden den Mund nicht halten konnte!«
    »Na dann! Zunächst die gute Nachricht: Meine
Informationen stammen nicht aus dem Hause Biotecc, auch nicht über Umwege.
Solltest du also einen Verdacht gegen irgendeinen Mitarbeiter hegen, dann lass
ihn fallen … den Verdacht, meine ich. Ich habe nicht die geringste Ahnung, wer
die Meldung bezüglich des FE .23- Einsatzes in Galicien in die Welt gesetzt hat. Ich selbst habe davon
mehr zufällig von einem Kollegen bei der ›Wirtschaftswoche‹ erfahren. Zu diesem
Zeitpunkt kann die Nachricht aber längst nicht mehr neu gewesen sein. Und sie
lässt sich auch nicht zurückverfolgen. Sie hatte sich bereits zu einem
Selbstläufer entwickelt – was nicht weiter verwundert bei dem rapiden Anstieg
des Biotecc-Aktienkurses.«
    Alex, der aufmerksam zugehört hatte, setzte sich
rittlings auf einen Stuhl und legte nachdenklich das Kinn auf seine Arme. Nach
einer Weile hob er den Kopf und suchte Karins Blick. »Wir hatten uns, was
dieses Projekt angeht, eigentlich zur Geheimhaltung entschlossen … die
Konkurrenz schläft nicht, du verstehst. Je länger ich jedoch darüber nachdenke,
desto richtiger finde ich es, damit offensiv an die Öffentlichkeit zu gehen.
Also. Meine Antwort ist: Ja, ich kann den Einsatz in Galicien bestätigen, und du
kannst darüber schreiben. Details kann ich allerdings noch keine liefern, außer
dass ich heute Nacht selbst nach La Coruña fliegen werde.«
    »Rechnest du mit einem vergleichbaren Erfolg wie am
Bodensee?«
    »Schwer zu sagen. Unser Produkt ist neu, es kam bei
der Mainau zum ersten Mal zum Einsatz – unter realen Bedingungen, meine ich.
Aber wenn es die Mainau vor einer Katastrophe bewahrt hat – warum dann nicht
auch die galicische Küste? Andererseits sind die Anforderungen dort ungleich
höher. Während es sich vor der Mainau um eine vergleichsweise kleine Menge
Dieselöl handelte, haben wir es bei dem in Spanien geplanten Einsatz mit
Schweröl in geradezu gigantischen Mengen zu tun.« Alex wiegte den Kopf hin und her,
als plagten ihn Zweifel. »Die ›Prestige‹ hat über siebzigtausend Tonnen
Schweröl geladen, das muss man sich mal reinziehen! Sollte die Ladung komplett
ins Meer fließen, weiß ich nicht, ob wir da noch was ausrichten können. Die
Folgen wären nicht auszudenken! Hinzu kommt, dass am Unglücksort derzeit
widrige Wetterbedingungen herrschen, bis zu Windstärke zehn, dazu sechs Meter
hohe Wellen.«
    »Mit anderen Worten: Der Einsatz birgt ein hohes
Risikopotenzial. Andererseits bedeutet er für Biotecc die einmalige Chance, in
die Spitzengruppe der Branche vorzustoßen und den Bilanzgewinn auf einen Schlag
zu vervielfachen – in wenigen Tagen von null auf hundert – sehe ich das
richtig?«
    »Warten wir’s ab. Eines allerdings solltest du nicht
außer Acht lassen: Was gut ist für Biotecc, ist auch gut für die Bodenseeregion – und damit für den ›Seekurier‹!«
    Karin lächelte dünn. »Du siehst den ›Seekurier‹ wohl
als Sprachrohr eures Unternehmens.«
    »Nun, wie heißt es doch so schön: Mitgegangen,
mitgefangen. Eine wohlwollende Berichterstattung über Biotecc hilft beiden
Seiten, so läuft das nun mal.« Er dachte kurz nach. »Vielleicht solltest du die
Auswirkungen der Katastrophe in Spanien mit eigenen Augen sehen, um das
Biotecc-Engagement richtig einordnen zu können.«
    »Du wirst lachen, das habe ich tatsächlich schon
erwogen.«
    »Warum tust du’s dann nicht? Du bist eingeladen. Ich
fliege heute Nacht mit einem gecharterten Jet nonstop nach La Coruña; auf einen
Passagier mehr oder weniger kommt es dabei nicht an. Den Rückflug musst du
allerdings selbst arrangieren. Bei mir ist noch völlig unklar,

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