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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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bereits mit seinem Anwalt gesprochen, einem gewissen Dr. Sturm«, informierte ihn Vespermann, nachdem er das Aufnahmegerät eingeschaltet hatte. »Dr. Sturm muss jedoch einen Prozesstermin in Ravensburg wahrnehmen, sodass er dem Verhör nicht beiwohnen kann. Er hat beantragt, den Termin auf einen anderen Tag zu verschieben. Das habe ich mit Hinweis auf die Bedeutung des Falles und die Dringlichkeit der Ermittlungen abgelehnt. Er ließ offen, ob er vorhat, in dieser Sache die Staatsanwaltschaft einzuschalten.«
    »Gut so. Dann fangen wir an«, übernahm Wolf nun die Gesprächsführung und fasste den Delinquenten schärfer ins Auge. »Herr Balakow, ich nehme an, Sie wissen, warum Sie hier sind.«
    Igor verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich nehme an, Sie sagen’s mir gleich«, entgegnete er grinsend.
    Wolf ignorierte den provokanten Unterton und fuhr mit neutraler Stimme fort: »Jedenfalls nicht, wie Sie vielleicht vermuten, wegen des Verdachts auf Totschlag an dem Besitzer der ›Roxy-Bar‹. Dieser Fall steht heute nicht zur Debatte, wir mussten ihn aus aktuellem Anlass zurückstellen.« An diesem Punkt legte Wolf eine kleine Pause ein. Seine Einleitung schien bei Balakow auf Interesse zu stoßen, wie ihm ein Blick auf dessen Mimik verriet. »In den vergangenen Tagen«, führte er weiter aus, »ist ein weiterer Verdacht gegen Sie aufgekommen – ein Verdacht, der nach unserer Auffassung ungleich schwerer wiegt. Es geht dabei um kaltblütigen Mord, begangen am vergangenen Samstag zwischen sieben Uhr dreißig und acht Uhr dreißig an dem Bankkaufmann Thorsten Hauschild. Möchten Sie dazu etwas sagen?«
    Während Wolfs letzter Worte war Leben in Igor Balakows massigen Körper gekommen, fast schien es, als wollte er aufspringen und ihm an die Gurgel gehen. Vorsorglich hatte sich der Uniformierte an der Tür von seinem Stuhl erhoben, um nötigenfalls rechtzeitig eingreifen zu können.
    »Was soll der Scheiß?«, brach es aus ihm hervor, nachdem er sich einigermaßen beruhigt hatte. »Ich habe den Namen noch nie gehört, geschweige denn, dass ich mit dem Mann zusammengetroffen wäre. Warum sollte ich das auch tun, können Sie mir das mal sagen? Wie kommen Sie überhaupt zu dieser Anschuldigung?
    »Ganz einfach«, übernahm nun Vespermann das Wort. »Ein Zeuge hat Sie am Tag von Hauschilds Tod vor dessen Haus gesehen.«
    »Und wo soll das gewesen sein?«
    »Am Überlinger Strandweg.«
    »Ich bitte Sie, was beweist denn das? Selbst wenn der Zeuge recht haben sollte, dann hieße das nur, dass ich in der Nähe des Tatortes war. Na und? Muss ich deshalb den Mann gleich umgebracht haben? Ihrer Logik nach kämen alle, die sich zur fraglichen Zeit in der Nähe des Strandweges aufhielten, als potenzielle Täter in Frage. Mann, Sie haben sie doch wohl nicht alle.«
    »Nun, Sie müssen zugeben, Herr Balakow«, gab Wolf zu bedenken, »dass ein Richter da bei einem Mann mit Ihrer Vergangenheit schon ins Grübeln kommen könnte …«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Können Sie sich das nicht denken? Sie haben bei der Eintreibung von Spielschulden den Inhaber der ›Roxy-Bar‹ niedergeschlagen und damit seinen Tod verursacht oder zumindest billigend in Kauf genommen. Wie der Zufall so spielt, hatte auch Hauschild Spielschulden, und wie bei dem Barbesitzer hieß der Schuldner Borowski. Da wollen Sie uns doch nicht ernsthaft glauben machen, Sie seien zur Tatzeit rein zufällig im Strandweg gewesen und hätten mit dem Tod von Hauschild nicht das Mindeste zu tun?«
    »So war es aber, Mann. Wenn überhaupt, dann habe ich das Penthaus nur aus der Ferne gesehen.«
    »Welches Penthaus denn?«
    Balakow stutzte. »Sagten Sie nicht, der Tote habe in einem Penthaus am Strandweg gewohnt?«
    »Sie irren sich, Herr Balakow. Ich habe lediglich die Adresse genannt.«
    »Tja, damit verfügen Sie offenbar über Täterwissen«, sagte Vespermann. »Ich brauche Ihnen wohl nicht zu sagen, was das bedeutet, Herr Balakow. Ich rate Ihnen, ein Geständnis abzulegen. Glauben Sie mir, es würde Ihre Lage bei der späteren Verhandlung und der Strafzumessung ganz sicher verbessern.«
    »Ach, lecken Sie mich doch. Ich sag überhaupt nichts mehr. Ich warte auf meinen Anwalt, und damit basta.«
    »Davon sollten Sie nicht allzu viel erwarten, Herr Balakow. Im Augenblick werten wir die Spuren in Hauschilds Wohnung aus, und die sind ausgesprochen ergiebig. Dazu der Zeuge, der Sie zur Tatzeit im Strandweg gesehen hat. Dann die Sache mit dem Barbesitzer und,

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