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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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herum herrschte.
    ***
    Wolf legte besänftigend seine Hand auf Jos Arm. »Ganz ruhig, Mädchen. Von welchen Neuigkeiten redest du?«
    Fahrig deutete Jo auf den Besprechungstisch. »Vielleicht ist es besser, Chef, wenn wir uns setzen.«
    »Gute Idee.« Zusammen mit dem mürrisch dreinblickenden Vespermann setzte er sich Jo gegenüber. »Also, wir hören.«
    »Vor einer Viertelstunde war Mayer zwo bei mir. Ich wollte ihn bereits abwimmeln, da rückte er mit seiner Nachricht raus.«
    »Welche Nachricht?«
    »Die Spusi sollte doch die Jade-Skulptur auf Spuren untersuchen. Dabei konnten sie einen Fingerabdruck sicherstellen, der einem gewissen Samuel Bullock zuzuordnen ist.«
    »Wie? Etwa Sam? Unser Sam?«
    »Ich sehe, Sie erinnern sich.«
    Vespermann, der dem Wortwechsel der beiden verständnislos zugehört hatte, hob die Hand. »Entschuldigt mal … was hat es mit diesem Sam denn auf sich?«
    Wolf stieß hörbar die Luft aus. »Ist eine lange Geschichte. Ich erzähl dir die Kurzfassung: Samuel Bullock, in rechtsextremen Kreisen als ›Sam‹ bekannt, war vor etwas mehr als zwei Jahren in ein Mordkomplott verwickelt, bei dem vier Türken und ein Moldawier den Tod fanden. Wir waren an den Ermittlungen gegen ihn maßgeblich beteiligt.«
    Vespermann nickte langsam. »Ich glaube, ich erinnere mich an den Fall. Ging damals durch alle Zeitungen.«
    Wolf, dem die Sache keine Ruhe ließ, wandte sich noch einmal an Jo. »Ich denke, Sam sitzt ein?«
    »Tut er auch. Und falls Sie wissen wollen, wo …« Sie zögerte mit der Antwort.
    »Na komm, spuck’s schon aus.«
    »In Konstanz.«
    »In der  JVA  Konstanz? Das darf doch nicht wahr sein.«
    »Sehen Sie, ich hab’s Ihnen ja gleich gesagt. Diese Nachricht kann man nur im Sitzen verdauen.«
    Zwischen Wolfs Augen bildete sich eine steile Falte. »Also, jetzt mal langsam zum Mitschreiben: Der Mörder von Hauschild lässt aus dessen Wohnung eine wertvolle Jade-Figur mitgehen, die er an Peschke verscherbelt. Bei diesem Deal gibt er sich als Luca Maroni aus, der seit gut einem Jahr in Konstanz einsitzt. Und nun erfahren wir, dass auch Sam, unser alter Freund Sam, der Teufel soll ihn holen, dasselbe Institut bewohnt. Wenn man da nicht ins Stutzen kommt, wann dann?«
    »Ganz meine Meinung, Chef.«
    Wolf grübelte vor sich hin, für kurze Zeit herrschte Stille. »Fehlt eigentlich nur noch eines …«, sagte er schließlich und stockte.
    »An was denken Sie, Chef?«
    »Nun, ich frage mich, ob Sam damals irgendein Gebrechen hatte – ob ihm zum Beispiel ein Finger fehlte oder so?«
    »Nicht, dass ich mich erinnere. Wie jetzt, Chef, denken Sie etwa …« Nun stockte auch Jo. Plötzlich schien sich alles zusammenzufügen.
    »Warum nicht?«, antwortete Wolf. »Könnte doch sein. Ich werde Grabert anrufen. Ach nee, der hat ja heute in Freiburg zu tun. Dann spreche ich eben mit Keller. Oder nein, noch besser, ich fahr gleich selbst nach Konstanz.« Entschlossen rückte er sein Barett zurecht. »Und wisst ihr was? Du und Gerd, ihr kommt beide mit. Könnte sein, dass der Spuk schneller zu Ende ist, als wir ahnen.«
    ***
    Vergeblich zermarterte sich Karin das Hirn. Weder kannte sie ihren derzeitigen Aufenthaltsort, noch hatte sie eine Ahnung, wie und durch wen sie hierhergeschafft worden war. Stunde um Stunde hatte sie einfach nur dagelegen, hatte reglos und mit leerem Kopf vor sich hingedämmert, als wäre sie in ein schwarzes Loch gestürzt. Nichts, aber auch gar nichts war während dieser Stunden geschehen.
    Dann endlich, Stück für Stück, war der Schleier gerissen, war die Erinnerung zurückgekehrt. Immer mehr Bilder tauchten aus der Versenkung auf und fügten sich zu einem Ganzen. Ja, ein Mann hatte sie angesprochen, wie beiläufig hatte er die  G.E.T.  erwähnt, und sie dumme Kuh war ihm auf den Leim gegangen. Leichtfertig war sie ihm gefolgt, hatte mit ihm geplaudert, bis neben ihr ein Auto angehalten hatte. Grobe Fäuste hatten sie gepackt und an ihr gerissen, und ehe sie sich versah, hatte sie sich in dem Wagen wiedergefunden, rechts und links von je einem Mann flankiert.
    Wie hatte sie diesem Typen nur vertrauen können?
    Ihr Kardinalfehler war gewesen, das wusste sie jetzt, sich in der Calle San Miguel als deutsche Journalistin zu outen. Sie hatte die Leute aufgeschreckt – ein unverzeihlicher Fehler.
    Und nicht nur das, sie hatte sie auch sträflich unterschätzt. Wenn es noch eines Beweises für die dunklen Geschäfte von  G.E.T.  bedurft hätte: Mit ihrer Entführung

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