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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Wohnhaft in Konstanz. Leider fehlen in der Liste nähere Angaben.« Er überlegte kurz, bevor er weitersprach. »Was denkt ihr, wie viele Kellers es in Konstanz gibt, die mit Vornamen Baldur heißen?«
    »Na ja …«, meinte Vespermann unschlüssig.
    Jo schnalzte mit der Zunge. »Ich verstehe, was Sie meinen, Chef. Sie kennen einen Baldur Keller, und jetzt fragen Sie sich, ob er mit dem auf der Liste identisch ist.« Sie wiegte den Kopf hin und her, schließlich nickte sie. »Der Vorname Baldur dürfte äußerst selten sein. Sie könnten also durchaus richtigliegen. Darf man fragen, um wen es sich handelt?«
    »Um den Regierungsdirektor Baldur Keller, den Chef der  JVA  Konstanz.«
    »Öha!«, entfuhr es Jo.
    »Warum soll der Mann aber auch nicht auf der Liste stehen?«, gab Vespermann zu bedenken. »Noch sind Geldanlagen nicht verboten – zumindest solange es sich nicht um Schwarzgeld handelt.« Ein Grinsen legte sich in sein Gesicht. »Es sei denn, du glaubst, dieser Keller hätte die drei Banker über die Klinge springen lassen, um sich … wie soll ich sagen … ja, um sich für das Verzocken seiner Einlage zu rächen. Das wäre allerdings ein bisschen vorschnell gedacht. Wir wissen ja noch immer nichts über die Geschäftspraktiken der drei Banker.«
    Anstatt auf Vespermanns Frage einzugehen, wies Wolf auf eine andere Zeile in der Liste. »Hat einer von euch eine Idee, um was es sich bei diesem Kürzel hier handeln könnte? G Punkt, E Punkt, T Punkt? Steht insgesamt … Augenblick … ja, gut fünfzehnmal auf der Liste.«
    »Ich tippe auf ein bestimmtes Produkt«, riet Jo.
    »Ja, vermutlich eine bestimmte Anlageform«, schloss sich Vespermann an. »Oder eine Zusatzleistung, die bestimmte Kunden in Anspruch nahmen.«
    »Okay. Lassen wir das mal so stehen. Du, Jo, könntest, während wir Balakow verhören, Folgendes tun: Schau ins Internet, ob du einen Hinweis auf dieses ominöse Kürzel » G.E.T. « findest. Setz dich außerdem mit der  KTU  in Verbindung, die sollen sich gefälligst mit der Auswertung der Spuren auf der Jade-Skulptur beeilen. Ach ja, hat eigentlich die Ortung von Hauschilds Handy inzwischen etwas gebracht?«
    »Nein. Fehlanzeige«, entgegnete Jo.
    »Also gut, dann brechen wir hier ab.« Er sah auf die Uhr. »Schon halb zwölf. Ich muss zu Sommer, Bericht erstatten.« An Vespermann gewandt, schloss er: »Wie gesagt, um dreizehn Uhr im großen Vernehmungsraum. Bereite bitte alles vor, Gerd.«
    ***
    Karin hatte vor einer kleinen Bar ein freies Tischchen ergattert. Sie nahm ihr iPad aus der Tasche und schaltete es ein.
    Das kurze Telefonat, das sie auf dem Weg zur Placa Major mit Matuschek geführt hatte, ging ihr nicht aus dem Kopf. Auch er hatte das Verhalten der  G.E.T. -Leute als reichlich seltsam empfunden. Insbesondere hatte ihn gestört, dass alle Mitarbeiter, mit denen Karin in Berührung gekommen war, offensichtlich Deutsche waren.
    »Denk dran«, hatte er gemahnt, »du kannst jederzeit abbrechen, wenn dir die Sache zu brenzlig wird.«
    »Jetzt bin ich hier, also bring ich’s auch zu Ende. Ich werde mich vorsehen, versprochen.«
    »Sollten diese Leute wirklich Dreck am Stecken haben, dann werden sie alles dransetzen, es nicht publik werden zu lassen. Dann schrecken sie möglicherweise auch vor Gewalt nicht zurück. Daran solltest du immer denken.«
    »Mach ich. Jetzt muss ich erst mal meine Eindrücke ordnen und festhalten. Außerdem brauch ich einen Kaffee. Ich melde mich später wieder.«
    Fast bereute sie, sich im Freien niedergelassen zu haben; selbst auf Mallorca empfand sie es um diese Zeit auf Dauer noch zu kühl. Sie legte die Hände um die heiße Tasse und las ihren Eintrag vom Morgen noch einmal durch, als ein Schatten auf das Display fiel. Verwundert sah sie hoch.
    Ungefragt hatte sich ihr gegenüber ein Mann niedergelassen, ein Anflug von einem Lächeln lag auf seinem Gesicht. »Ich weiß, was Sie jetzt denken«, bemerkte er in astreinem Deutsch. Offenbar war Palma fest in teutonischer Hand.
    »So«, antwortete sie kurz angebunden.
    »Ich finde, Sie sind etwas leichtsinnig, Frau Winter«, fuhr er fort.
    Karin erstarrte, als sie ihren Namen hörte. Nun erst nahm sie den Mann genauer ins Visier. Sie war sicher, ihn noch nie gesehen zu haben. »Entschuldigen Sie … kennen wir uns?«, fragte sie, um Zeit zu gewinnen.
    Der Mann schob ihr einen prall gefüllten Umschlag zu. »Sie sollten auf Palmas Straßen etwas vorsichtiger sein«, meinte er und lachte schelmisch.

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