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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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wie zuvor. »Im Übrigen rate ich Ihnen, solche Mätzchen zu unterlassen. Sie haben mich einmal getäuscht, ein zweites Mal wird Ihnen das nicht gelingen. Und jetzt warte ich auf Ihre Antwort.«
    »Wie war noch gleich Ihre Frage?«
    Wortlos drehte er sich um und ergriff einen herumliegenden Stock. Als er Anstalten machte, auf ihre Beine zu schlagen, hob sie abwehrend die Hand. »Ja, Sie haben recht«, beeilte sie sich zu sagen, »ich arbeite für den ›Seekurier‹ in Überlingen.«
    Er senkte den Stock und grinste verschlagen. »Sehr vernünftig.« Er nickte ihr zu. »Und warum sind Sie hier?«
    »Hören Sie …«, setzte Karin an, doch abermals hob er den Stock und drohte zu schlagen. »In Überlingen«, schob sie schnell hinterher, »sind in den letzten Tagen drei junge Banker ermordet worden.«
    »Weiter«, drängte er mit erhobenem Stock.
    »Wir wollten herausbekommen, was dahintersteckt.«
    »Wir? Wer ist wir? Ihre Zeitung? Oder wer sonst?«
    »Die Zeitung. Und die Polizei natürlich. Ich bin mit Wissen der deutschen Ermittler nach Palma geflogen und sollte mich alle drei Stunden bei ihnen melden. Auch wenn Sie das nicht gerne hören: Ich bin längst überfällig, sicher werde ich bereits gesucht. Deshalb rate ich Ihnen …«
    Der Hieb kam gänzlich unerwartet. Einen Augenblick lang war ihr, als explodiere ihr Sichtfeld, dann setzte der Schmerz ein und trieb ihr die Tränen in die Augen. Einem Fötus gleich rollte sie sich in gekrümmter Haltung auf die Seite und strich wimmernd mit den Händen über ihre Beine.
    » Was  wollten Sie mir raten?«, fragte der Mann ungerührt.
    Doch noch war Karin zu keiner Antwort fähig, sodass er fortfuhr: »Sie haben doch nicht etwa geglaubt, Sie könnten mich mit Ihren Drohungen beeindrucken? Wenn hier jemand einen Rat erteilt, dann bin ich das, verstanden?« Erneut hob er drohend den Stock. »Ob Sie mich verstanden haben, will ich wissen?«
    »Ja«, antwortete sie und biss die Zähne zusammen. Langsam, ganz langsam streckte sie sich und kehrte in ihre Ausgangsstellung zurück.
    Zufrieden nickte er und ließ den Stock wieder sinken. »Na also, geht doch.«
    Das Spiel schien ihm Vergnügen zu bereiten – vielleicht eine Folge ihrer ungestümen Bewegungen der letzten Minuten, bei denen ihr T-Shirt hochgerutscht war, sodass ihr Bauchnabel frei vor ihm lag.
    »Weiter im Text«, bestimmte er. Seine Stimme wurde drängend. »Was haben Sie herausbekommen?«
    »Nicht viel. Wir haben über die drei Banker berichtet …«
    »Das hab ich nicht gefragt, ich kenne Ihre Artikel. Ich will wissen, was Sie  noch  herausbekommen haben. Herausbekommen und  noch nicht  veröffentlicht. Wie sind Sie zum Beispiel auf die Adresse in der Calle San Miguel gekommen?«
    »Hat mir die Kripo genannt«, log sie. »Die haben sie vom Personal des Hotels, in dem Sahin eine Suite bewohnte.«
    »Falls Sie mir Angst machen wollen, Señora, vergessen Sie’s. Wir haben unsere Vorkehrungen längst getroffen. Wenn Sahins Hotel Ihre Quelle war, stammt von dort auch das Foto, das Sie uns freundlicherweise überlassen haben?«
    Sie nickte, und als er drohend die Brauen hochzog, bestätigte sie laut: »Ja, das stimmt.«
    »Was haben die Leute dort sonst noch ausgeplaudert?«
    »Kann ich nicht sagen. Jedenfalls habe ich nichts weiter gehört.«
    Erneut schlug er zu, wieder auf dieselbe Stelle. So stark war der Schmerz, dass er ihr einen gellenden Schrei entlockte und ihr die Tränen in die Augen schossen. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er endlich verebbte und die Stimme ihres Peinigers wieder in ihr Bewusstsein drang.
    »Ich frage sie noch einmal, Señora: Was wissen  Sie , was weiß die Polizei über den Tod der drei Männer? Hat man herausbekommen, womit sie sich beschäftigt haben, wie sie zu Tode gekommen sind, wer für ihren Tod verantwortlich ist? Ist irgendjemand auf die  G.E.T.  gestoßen? Reden Sie, verdammt noch mal, oder wollen Sie den Stock spüren?«
    Schon bei der bloßen Erwähnung zog sich ihr Körper zusammen. Kaum hörbar kam ihre Antwort: »Und wenn Sie mich totschlagen, ich weiß nichts darüber. Wenn ich etwas wüsste, wäre ich dann nach Palma geflogen?«
    »Lauter, Señora, ich verstehe Sie nicht«, forderte der Mann.
    »Ich – weiß – es – nicht!«, schrie sie plötzlich heraus. Es fühlte sich an, als wäre ein Bann gebrochen, Adrenalin durchflutete ihren Körper, ihr Puls schoss nach oben, und sie begann zu schwitzen. Mit einem Mal war ihr alles egal. Sollte der

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