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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Kerl doch auf sie einprügeln; je stärker und länger er es tat, desto eher wäre sie hinüber …
    »Okay, Schätzchen, für heute brechen wir ab.« Seine Stimme war dicht an ihrem Ohr. Doch noch ehe sie ihn packen konnte, hatte er sich wieder aufgerichtet und marschierte zur Tür. »Keine Angst, ich komme wieder. Dann will ich Antworten von Ihnen hören. Und nun  Adiós .«
    Die Tür schlug hinter ihm zu und der Schüssel drehte sich im Schloss, ein Wagen wurde angelassen, der Motor heulte auf. Wenig später erstarben die Geräusche in der Ferne.
    Karin schwirrte der Kopf. Ihre Einschätzung der Lage hatte sich als richtig erwiesen, die  G.E.T. -Leute hatten sie aus dem Verkehr gezogen, um ihre Schnüffelei ein für allemal zu unterbinden. Damit man an ihr Wissen kam. Und, wichtiger noch, an das Wissen der Ermittler.
    Eindeutiger hätte der Zusammenhang zwischen der  G.E.T.  und den Überlinger Morden nicht bestätigt werden können.
    Nur eines kam ihr ziemlich merkwürdig vor: Wieso kämpfte die  G.E.T.  – jedenfalls die Leute, mit denen sie bisher in Berührung gekommen war – mit offenem Visier? Bisher war niemand darunter gewesen, der versucht hätte, sich zu tarnen. Selbst ihr Kerkermeister trat ihr unmaskiert gegenüber. Wieso hatte er keine Angst, dass sie ihn wiedererkennen würde, eines Tages, wenn die Machenschaften des Imperiums – als solches schätzte sie die kriminelle Potenz von  G.E.T.  inzwischen ein – endlich ans Licht kämen?
    Dann, ganz langsam, begann sie die Tragweite ihres Gedankens zu erfassen. Warum sollten die Leute ihre Aussage fürchten?
    Wenn es je so weit käme, wäre sie längst tot!
    Denn der offene Umgang mit ihr konnte nur eines bedeuten: Dass sie nicht mehr lange zu leben hatte.
    ***
    »Sie hier?«, fragte Wolf erstaunt, als sie auf dem Weg zu Kellers Büro überraschend auf Grabert trafen. »Ich dachte schon, wir müssten Ihren Chef behelligen. Sollten Sie heute nicht in Freiburg sein?«
    »War ich ja – zumindest bis neun. Dann wurde das komplette Uni-Gelände evakuiert. Ein Bombenalarm. Ich kann Ihnen sagen … Aber schön, dass Sie da sind.« Freundlich schüttelte er reihum die Hände seiner Besucher, bevor er sie in sein Büro bat. »Wie ich sehe, haben Sie Verstärkung mitgebracht. Ist etwas passiert, Herr Wolf?« Er machte ein besorgtes Gesicht.
    »Nicht direkt. Also zumindest nichts Akutes«, erwiderte Wolf, der nicht mit der Tür ins Haus fallen wollte. Etwas verlegen schob er sein Barett dabei von links nach rechts und wieder zurück. Schließlich gab er sich einen Ruck. »Beim letzten Mal haben wir über Luca gesprochen, Luca Maroni, Sie erinnern sich?«
    »Wäre schlecht, wenn ich’s nicht täte.« Grabert lachte. »Ist ja erst gestern gewesen. Sagen Sie, kann ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«
    »Danke, nein«, Wolf winkte ab. »Wir wollen Ihnen keine Umstände machen.«
    »Ich nehme einen«, fuhr Vespermann ungerührt dazwischen. »Bisschen Milch, kein Zucker, wenn ich bitten darf.«
    Grabert entfernte sich, um das Gewünschte zu beschaffen.
    Derweil zerdrückte Wolf einen saftigen Fluch zwischen den Lippen. Vespermann, dieser Schnorrer! Um seinen Ärger nicht allzu deutlich werden zu lassen, kam er bei Graberts Rückkehr sogleich auf den Grund ihres Hierseins zurück. »Sie hatten mir glaubhaft versichert, dass Luca Maroni während der letzten zwei Wochen keinen Freigang hatte.«
    »So ist es«, bestätigte Grabert. »Wenn’s so wäre, hätte ich das wissen müssen. Darf ich fragen, worauf Sie hinauswollen, Herr Wolf?«
    »Also gut, gehen wir davon aus, dass es in Bezug auf Maroni so ist, wie Sie sagen«, trat Wolf die Flucht nach vorne an, die leichten Unmutsfalten auf Graberts Stirn geflissentlich übersehend. »Dummerweise haben wir jetzt einen ähnlichen Fall. Ach, Quatsch, genau genommen ist er absolut identisch – bis auf den Namen natürlich.«
    Graberts Miene drückte Ratlosigkeit aus, offenbar hatte er noch immer keine Ahnung, worauf Wolf hinauswollte. »Jetzt bin ich aber gespannt. Um welchen Namen handelt es sich denn?«
    »Samuel Bullock.«
    »Bullock? Wie kommen Sie auf Bullock?«
    »Tja, wie komme ich auf Bullock? Wie Sie wissen, haben wir drei Todesfälle aufzuklären …«
    »Eher drei Mordfälle, würde ich sagen«, fuhr Vespermann dazwischen, bevor er weiter seinen Kaffee schlürfte.
    »Drei Fälle, die uns Kopfzerbrechen bereiten. Bei einem von ihnen hat der Täter, wie ich Ihnen schon sagte, eine wertvolle Jade-Figur

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