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Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
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Sekunden später hatte er seinen Sohn in der Leitung. »Hallo, Henning, sei gegrüßt. Alles in Ordnung bei dir? Wie geht es Arne?«
    »Morgen, Vater. Schön, dass du anrufst. Zur ersten Frage: Ja, alles bestens. Zur zweiten: Ich weiß es nicht. Zurzeit sehen wir uns kaum, Arne steckt mitten in seiner Abschlussarbeit. Doch soweit ich weiß, gibt es keinen Grund zur Sorge. Und selbst?«
    Wolf lachte kurz auf. »Ehrlich gesagt beschissen, aber das hängt mit unserem Fall zusammen. Frag mich in ein paar Tagen wieder.«
    Arne, Wolfs Enkel, war Student an der Polizei-Hochschule in Villingen-Schwenningen und nebenbei ein ziemlich gewitztes Kerlchen, genau wie sein Vater, der als Zielfahnder beim  LKA  arbeitete. Dass aus ihm ein hervorragender Polizist werden würde, stand außer Frage. Wolf musste nur an die drohende Ölpest bei der Mainau im vergangenen Jahr denken, ein hochkomplexer Fall, bei dessen Aufklärung Arne mitgewirkt hatte. Zu diesem Zeitpunkt war der Junge erste wenige Tage Praktikant bei ihnen gewesen.
    Nur ungern dachte Wolf an die Vorgeschichte zurück. Bei der Suche nach einer Praktikantenstelle hatte sich Arne auf die Kripo Überlingen versteift – aus triftigem Grund, wie sich später herausstellte. Durch lange zurückreichende familiäre Querelen war Wolfs Kontakt zu seinem Sohn Henning schon Jahre zuvor abgerissen – bis Arne, des ständigen Haders leid, sich in den Kopf gesetzt hatte, diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Und tatsächlich, dank seiner Beharrlichkeit war es ihm schließlich gelungen, alle strittigen Themen auszuräumen und die Kontrahenten wieder miteinander zu versöhnen.
    Während des Ölpestfalles hatte sich Wolf die Dienste seines Sohnes als Zielfahnder des  LKA  zunutze gemacht. Warum sollte das diesmal nicht möglich sein? Entschlossen schob er sein Barett zurück. »Hör mal, Henning, der Grund meines Anrufs …«
    »Lass mich raten, du steckst mal wieder in der Klemme, ja? Hängt das mit diesem Dreifachmord zusammen, den ihr an der Backe habt?«
    »Indirekt ja.« Kurz und bündig erzählte er Henning von den Privatermittlungen der »Seekurier«-Journalistin. »Seit gestern Nachmittag vierzehn Uhr dreißig ist der Kontakt zu Frau Winter abgerissen. Ich befürchte, dass sie den Leuten dieser obskuren Firma in die Hände gefallen ist. Wenn die tatsächlich in die Überlinger Morde verwickelt sind – und einiges scheint dafür zu sprechen –, dann sehe ich schwarz für Frau Winter.«
    »Habt ihr schon mit den mallorquinischen Behörden Kontakt aufgenommen?«
    »Das dauert mir alles viel zu lange, dazu kenne ich den spanischen Beamtenapparat zu gut. Der Frau muss rasch geholfen werden. Ach, was sag ich, heute noch!«
    »Du denkst jetzt aber nicht, was ich denke, oder?«, fragte Henning zögernd.
    »Ich denke, dass ein Zielfahnder des  LKA  eine gute Chance hätte, die Frau aufzuspüren und gleichzeitig diese dubiose Gesellschaft unter die Lupe zu nehmen, zumal es so aussieht, als würde sie von Deutschen betrieben.«
    »Und bei diesem Zielfahnder hast du wohl an mich gedacht?«
    »Offen gestanden, ja – notfalls an einen deiner Kollegen. Wenn du es für hilfreich hältst, kann ich das offiziell über Sommer beantragen, er hat beste Kontakte zur Einsatzleitung des  LKA .«
    »Wär sicher kein Schaden. Andererseits bin ich im Moment frei, ich könnte kurzfristig nach Palma fliegen, vorausgesetzt, der Einsatz wird genehmigt. Ich kläre das ab und gebe dir Bescheid. Den Papierkrieg können wir nachträglich noch abwickeln. Parallel dazu lass ich gleich mal die Flugpläne checken.« Er lachte kurz auf. »Wenn ich’s mir recht überlege, hätte ich gegen Mallorca um diese Jahreszeit nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil. Also dann, du hörst von mir.« Er wollte das Gespräch schon beenden, als ihm noch etwas einfiel. »Ich schlage übrigens vor, dass ihr Kontakt zur  IHK  Konstanz aufnehmt. Die sollen euch über die mallorquinische Handelskammer Informationen zu  G.E.T.  beschaffen, alles, was sie kriegen können.«
    »Gute Idee. Werde ich gleich veranlassen. Viel Erfolg.«
    Wolf legte den Hörer auf. Er war hin- und hergerissen. Noch vor einer Viertelstunde hatte er gedacht, die Aufklärung des Falles sei in trockenen Tüchern. Nun musste er sich eines Besseren belehren lassen.
    Es sprach einiges dafür, dass dieser geheimnisvolle Laden namens  G.E.T.  in die Morde verstrickt war. Möglicherweise hatten ja Hauschild und Konsorten auf beiden Schultern Wasser

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