Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seerache

Seerache

Titel: Seerache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Megerle
Vom Netzwerk:
wenigstens am Rande erwähnt haben. Worum es mir aber vor allem geht: Sie können bei Ihren Ermittlungen in dieser Sache voll auf mich zählen, Herr Wolf. Zögern Sie nicht, mich anzurufen, wann immer Sie es für nötig halten, ja? Sie wissen ja, ich lebe allein, da ist man für jede Unterbrechung dankbar, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Verstehe ich, Herr Grabert. Im Bedarfsfall komm ich gern darauf zurück.«
    »Ach ja, eines noch: Sie erwähnten gegenüber Herrn Keller eine gewisse finanzielle Transaktion …«
    »Sie meinen das Kapital, das er bei der Lindauer Finanzagentur angelegt hat? Was ist damit?«
    »Angelegt ist gut.« Grabert konnte ein kurzes Kichern nicht unterdrücken. »Verbrannt wäre richtiger. Aber egal. Jedenfalls hat Herr Keller dieses Investment auch mir gegenüber erwähnt. Dabei hat er besonders die hohe Rendite hervorgehoben.«
    »Verstehe ich das richtig? Er trug Ihnen an, dort ebenfalls Geld anzulegen?«
    »So ähnlich. Ich habe jedoch sofort abgelehnt. Geldanlagen mit hohen Renditen waren mir schon immer suspekt.«
    »Hat Keller sonst noch was darüber verlauten lassen? Zum Beispiel, um welche Art von Finanztransaktionen es sich gehandelt hat?«
    »Tut mir leid, darüber weiß ich nichts. Als Keller gemerkt hat, dass ich nicht anbeiße, hat er nicht mehr darüber gesprochen. War mir ganz recht so. Jetzt halte ich Sie aber nicht länger auf, Herr Wolf. Wie gesagt, ich werde Sie in jeder Form unterstützen …«
    »Moment, Herr Grabert, eine Frage hätte ich noch. Wie war eigentlich Ihr persönliches Verhältnis zu Herrn Keller?«
    »Gut, sehr gut, das kann ich ohne Einschränkung sagen. Ich bedaure sehr, dass Herr Keller in diese Sache hineingeraten ist. Ich würde mir wünschen, dass sich die Anschuldigungen als haltlos erweisen, als großes Missverständnis gewissermaßen. So, nun aber Schluss, Herr Wolf. Entschuldigen Sie nochmals die späte Störung. Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht.«
    »Gute Nacht, Herr Grabert.«
    Wolf hatte den Hörer längst aufgelegt, da dachte er noch immer über den Anruf nach. Brachte Grabert sich für den Posten des  JVA -Leiters in Stellung? Fast schien es so.
    Es war weit nach Mitternacht, als Wolf sich endlich schlafen legte.

18
    Am folgenden Morgen saß Wolf bereits um sieben hinter seinem Schreibtisch. Er war und blieb ein notorischer Frühaufsteher. Daran konnte auch die Tatsache nichts ändern, dass es am Vorabend reichlich spät geworden war.
    Er hatte eben seinen Rechner hochgefahren, um die von Grabert übermittelte Datei noch einmal durchzusehen und sie in dem vorgesehenen Verzeichnis abzulegen, als sein Telefon schrillte. Unwillig sah er aufs Display. Es war Sommer.
    »Morgen, Leo, hast du mal eine Minute für mich?«
    »Klar. Bei dir?«
    »Ja, bitte.«
    »Bin gleich da.«
    Zwei Minuten später saßen sie sich gegenüber.
    »Kaffee?«, fragte Sommer.
    »Da hör ich mich nicht Nein sagen, zumal mein Frühstück mangels Masse reichlich karg ausgefallen ist.«
    »Wieder mal vergessen einzukaufen, was?«, bemerkte Sommer lachend, während er eine Tasse besorgte und den dampfenden Kaffee einschenkte.
    »Erinnere mich bloß nicht.« Wolf winkte verärgert ab. »Also, was liegt an, Ernst?«
    »Das Wichtigste vorab: Keller ist noch in der Nacht entlassen worden. Der Haftrichter teilte die Bedenken des Staatsanwalts nicht; er war der Meinung, es bestünde weder Flucht- noch Verdunkelungsgefahr. Allerdings ist Keller vorläufig vom Dienst suspendiert.«
    »Welcher Staatsanwalt?«
    »Hirth.«
    »Hätt ich mir denken können«, sagte Wolf. Auf seinem Gesicht erschien der Anflug eines Lächelns. »Ich kenne da jemanden, dem das nicht besonders schmecken dürfte.« Er erzählte Sommer von Graberts nächtlichem Anruf.
    »Interessant. Damit nährt Grabert den Verdacht gegen seinen Chef.« Sommer seufzte. »Wäre gut, wir hätten den Fall endlich vom Tisch, Leo. Die Pressestelle kann sich vor Anfragen kaum noch retten, ein großer Teil davon landet direkt bei mir. Deshalb habe ich für morgen, elf Uhr, eine Pressekonferenz angesetzt. Ich zähle auf dich, Leo.«
    Sommers Telefon klingelte. Er meldete sich und hörte kurz zu, dann legte er wieder auf. »Der Kollege von der Bereitschaft. Dein Typ wird verlangt. Matuschek vom ›Seekurier‹ steht unten. Sagt, es sei dringend.«
    »Okay. Ich hol ihn ab.«
    »Ruf mich übers Handy an, wenn noch etwas sein sollte. Ich bin um neun wieder nach Tübingen bestellt.«
    »Lass mich raten. Das  LKA ?«
    »Du

Weitere Kostenlose Bücher